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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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absinken zu lassen. Das kam auf die Dauer zu teuer, wie er fand. Er verabscheute es, nüchtern zu sein, achtete andererseits aber peinlich darauf, niemals die Haltung zu verlieren – denn der Verlust der Contenance hätte gleichzeitig den Verlust des Kommandos über die
Camborne
bedeutet.
    »
Cheers,
Sir!«, rief McQuarrie ihm nach.
     
     
     
    »Cheers«,
sagte auch eine andere Person in diesem Augenblick, nur befand sie sich nicht auf See, sondern Hunderte von Meilen entfernt an Land. Die Person hieß Hartford, und der Ort, an dem Hartford sich aufhielt, war seine Kammer im Herrschaftsflügel von Greenvale Castle. Er war allein mit sich und seinem Getränk, und er hatte, genau wie Kapitän Steel, einen Grund zum Feiern.
    Seit dem Morgen wusste er, wie er den Plan seiner geliebten Isabella umsetzen konnte.
    Tagelang hatte er darüber nachgedacht, aber heute Morgen erst war ihm die Erleuchtung gekommen. Er war, nachdem er Lady Nina und den Kindern die Morgenspeise serviert hatte, grübelnd über den Schlosshof gewandert, hatte einige schwatzende Mägde zusammengestaucht, hatte den Gärtnern, die an mehreren Stellen die Ligusterhecke ausbesserten, zugesehen, hatte einen Abstecher ins Verwaltungsgebäude zu Richard Catfield gemacht und mit ihm über das Wetter geplaudert und war schließlich bei den Reitställen gelandet, wo er Keith, Watty und die anderen Pferdeknechte bei der Arbeit antraf.
    Dabei war ihm ein Hengst aufgefallen, der zugeritten werden sollte, sich aber nicht von der Stelle rührte. Watty hatte im Sattel gesessen und, nachdem er mit gutem Zureden, Fluchen und sogar mit den Sporen vergeblich versucht hatte, ihn zum Laufen zu bringen, entnervt ausgerufen: »Keith, gib ihm eins auf die Hinterhand!«
    Und Keith hatte dem störrischen Gaul einen kräftigen Klaps gegeben, woraufhin dieser erschreckt wieherte und einen gewaltigen Sprung nach vorn machte.
    Hartford hatte dagestanden und an sich halten müssen, um nicht laut aufzuschreien, so froh war er über das Gesehene. Es war die Lösung aller seiner Probleme.
    »Cheers«,
sagte er abermals, hob sein Glas mit bestem schottischen Whisky und trank.

[home]
    Der
Cirurgicus Galeonis
Stonewell
    »Manchmal, Sir, denke ich, wir wissen gar nichts, und Gott hat uns über so vieles im Unklaren gelassen, damit wir bescheiden bleiben und die Bäume nicht in den Himmel wachsen.«
    W as meint Ihr, Stonewell, werden wir heute mehr zu tun bekommen?«, fragte Vitus am nächsten Tag, als er sich mit seinem Assistenten auf dem Hauptdeck die Beine vertrat. »Die
Camborne
ist bisher eher ein Beobachterschiff als ein Lazarettschiff. Fast könnte es einem peinlich sein, dass wir so wenig zu tun haben.«
    »Da habt Ihr recht, Sir, aber ich fürchte, das dicke Ende kommt noch. Der Wind ist umgesprungen und weht nun aus Nordost, ideal für die Armada, um unsere Schiffe anzugreifen. Jedenfalls hat Captain Steel das vorhin gesagt.«
    »Genau das hat er«, ertönte eine Bassstimme hinter ihnen. Sie fuhren herum und sahen Steel näher kommen. »Wir befinden uns im mittleren Teil der Lyme-Bucht, östlich vor uns die Isle of Portland mit ihrer südlichen Spitze, die scharf in den Kanal hineinragt, ›Portland Bill‹ genannt. Ihr seht, zwischen uns und dem Portland Bill kreuzt Lordadmiral Howard mit seiner
Ark Royal
und den weiteren Schiffen seines Geschwaders. Und Ihr erkennt zweifellos auch, dass der Herzog von Medina Sidonia sich dahinter anschickt, seinen Luvvorteil auszunutzen und unsere Schiffe anzugreifen. Der Halbmond hat sich aufgelöst! Zwar nur zum Teil, aber immerhin. Wenn Ihr Lust habt, Gentlemen, kommt mit mir aufs Kommandantendeck, von dort haben wir einen besseren Überblick.«
    »Vielen Dank, Captain.« Vitus und Stonewell folgten dem schwergewichtigen Kapitän, der unterwegs noch Don Pedro einlud, ebenfalls einen Blick auf das sich entwickelnde Gefecht zu werfen.
    Als die Herren am höchsten Punkt der
Camborne
angelangt waren, sagte Steel: »Ich habe Anweisung erhalten, das Schlachtgeschehen genauestens zu verfolgen, um jederzeit ärztliche Hilfe anbieten zu können, aber ich glaube, das wird nicht nötig sein.«
    »Wie kommt Ihr darauf, Sir?«, fragte Stonewell.
    Steel tat es sichtlich wohl, mehr zu wissen als seine Gäste. »Ich denke, ich kann offen reden, Gentlemen, auch vor Don Pedro, denn wie das Gefecht ausgeht, liegt ohnehin nicht in unserer Macht. Wisset also, dass Lordadmiral Howard dem Gegner ganz bewusst den Luvvorteil überlassen hat, damit er angreift

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