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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Knie zwingen?«
    Bevor die Unterhaltung angespannt werden konnte, sagte Stonewell zu Steel: »Sir, verzeiht, wenn ich unterbreche, aber ich habe hier ein weißes Pulver, es handelt sich um Natron.«
    »Natron? Nie gehört.« Steel stieß auf.
    »Genau dagegen ist es.«
    »Wie meinen?«
    Stonewell lächelte schüchtern, denn alle am Tisch blickten ihn unverwandt an. »Natron wirkt gegen saures Aufstoßen und Sodbrennen.«
    »So, so.« Steels Gesichtsausdruck wurde misstrauisch. Er hatte etwas gegen Krankheiten. Und gegen Arzneien hatte er erst recht etwas. Vielleicht, weil er den Standpunkt vertrat, dass das, was von selbst kam, auch wieder von selbst ging. »Stimmt das, Cirurgicus?«
    »Aber sicher, Captain. Ich nehme an, Ihr leidet öfter an Sodbrennen, Völlegefühl und Magendruck?«
    »Ach, i wo.« Es war Steel etwas peinlich, in Anwesenheit einer Dame über seine vermeintlichen Gebrechen zu reden. »Nur hier und da mal.«
    Stonewell hatte inzwischen eine Portion von dem Pulver in einem Zinnpokal aufgelöst und reichte ihn Steel. »Trinkt das, Sir. Es wird Euch gleich bessergehen.«
    »Wer sagt denn, dass es mir schlechtgeht?«
    »Niemand, Sir. Trinkt nur.«
    Steel trank. »Außer dass das Zeug miserabel schmeckt, spüre ich nichts.«
    Vitus antwortete: »Es braucht seine Zeit, bis das Natron die Magensäure neutralisiert hat, Captain.«
    »So, nun ja.« Steel entschloss sich zu einem kleinen Scherz. »In der Zwischenzeit kann ich ja weiteressen und weitertrinken, ha, ha!«
    Der Rest des Abends verlief harmonisch.
     
     
     
    Nachdem die Tafel aufgehoben worden war, wollte Vitus die gemeinsame Kammer ansteuern, doch Isabella sagte: »Ich fand die Speise heute wieder ausgezeichnet, Liebster, besonders, wenn man bedenkt, dass in Kriegszeiten die Mahlzeiten nicht üppig ausfallen können. Die Suppe, so einfach sie zubereitet war, schmeckte köstlich.«
    »Da hast du sicher recht.«
    »Die Suppe wurde, so viel ich weiß, von Enano, dem Zwerg, zubereitet. Ich dachte deshalb, ich gehe mal rasch zum Bug, wo die Feuerstelle ist, und mache ihm ein Kompliment. Geh du nur schon in unsere Kammer vor.« Isabella lächelte bedeutungsvoll. »Und freue dich auf mich.«
    »Ja«, sagte er. »Ich meine, nein. Ich finde es nett, dass du dem Winzling ein Lob aussprechen willst, aber wenn ich mich nicht täusche, mögt ihr einander nicht allzu sehr.«
    »Das war einmal.« Isabella reckte sich und küsste Vitus auf den Mund. »Wenn du und ich uns lieben, soll auch zwischen dem Zwerg und mir nichts sein. Ich weiß noch sehr wohl, dass er mir bei unserer ersten Begegnung auf der
Falcon
heißes Wasser für ein Bad im Zuber brachte. Das war ganz reizend und sehr fürsorglich von ihm.«
    »Nun gut.« Vitus fand es nicht gerade passend, in aller Öffentlichkeit geküsst zu werden, doch andererseits war es ihm nicht unangenehm, und überdies dachten ohnehin alle an Bord, sie wäre seine Frau. »Aber gib auf dich acht, und halte dich gut fest, damit du nicht über Bord gehst. Und richte dem Zwerg einen Gruß von mir aus.«
    »Mach ich, Liebster.« Isabella verschwand.
    Vitus betrat mit gemischten Gefühlen die Kammer. Er konnte sich noch immer nicht daran gewöhnen, von ihr »Liebster« genannt zu werden, was sich auch darin zeigte, dass er sich beharrlich dagegen sträubte, sie »Liebste« zu nennen. Dennoch: Seit ihrer Liebesnacht war Isabella wie verwandelt; zum ersten Mal, seit er sie kannte, schien sie glücklich zu sein.
    Aber war er es auch?
    Wenn es um den Grad seiner Leidenschaft ging, sicher. Aber war Leidenschaft Liebe? Liebe, wie er sie zu Nina empfand? Er schob den Gedanken beiseite, denn er war unbequem. Sicher liebte er Nina, aber wer wusste schon, was morgen sein würde. Vielleicht war er morgen schon tot. Oder Isabella. Oder Nina. Der Krieg schrieb seine eigenen Gesetze, und jeder wollte leben. Und lieben. Solange er noch am Leben war.
    Er begann sich auszukleiden, legte seine Sachen sorgfältig zusammen und schob sie in das eine Regal, das Isabella ihm überlassen hatte. Als er seine geliebten gelben Pantoffeln auszog, huschte ein Lächeln über seine Lippen. Isabella war seit gestern viel weicher und nachgiebiger, vielleicht würde sie in Zukunft sogar einsehen, wie praktisch die Pantoffeln waren, die er einst als Geschenk von dem Handelsherrn Hadschi Moktar Bônali bekommen hatte. Allerdings sollte er sie nicht auf dem Boden liegen lassen, sonst würde Isabella beim Hereinkommen darüber stolpern. Er nahm sie auf und wollte

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