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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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habt die Versorgung der Verletzten von der
Dreadnought
für wichtiger befunden.«
    »Und jetzt finde ich es wichtig, meinen Freund, den Magister Ramiro García, der sich an Bord der
Santa Maria
befindet, zu versorgen. Ich weiß nicht, wie schwer er verwundet wurde, aber er braucht meine ärztliche Hilfe. Ich bin ihm das schuldig. Und – ich habe etwas gutzumachen.«
    »Aber wie wollt Ihr das anstellen, Sir? Die
Santa Maria
ist ein feindliches Schiff, da werdet Ihr nicht so einfach an Bord gehen können.«
    »Das wird sich finden. Kommt Ihr meiner Bitte nach?«
    »Sir, mit Verlaub, die
Camborne
steht unter dem Oberbefehl von Lordadmiral Howard, sie kann ohne sein Einverständnis nicht einfach davonsegeln.«
    »Das lasst meine Sorge sein.« Vitus blickte McQuarrie beschwörend an. »Ich kenne Howard. Ich werde mit ihm sprechen, und er wird diese Mission später gutheißen.«
    McQuarrie wand sich. Er kannte Vitus seit vielen Jahren, und er kannte ebenso den Magister. »Sir, selbst wenn es keinen Ärger mit dem Lordadmiral gäbe, wären wir für einen längeren Schlag nicht gerüstet. Der Proviant geht zur Neige. Wir haben höchstens noch für eine Woche Verpflegung.«
    »Wir machen im Firth of Forth Station. In Kirkcaldy können wir bei Euren schottischen Freunden alles Notwendige kaufen. Die Rechnung bezahle ich.«
    »Ich weiß nicht, Sir, ich weiß nicht! Kaum bin ich Captain, stellt Ihr mich vor so eine Gewissensfrage. Wer sagt denn, dass der Magister nicht gute ärztliche Hilfe auf der
Santa Maria
bekommt?«
    »Ich biete Euch hundert Pfund, wenn Ihr tut, was ich will. Das ist mehr, als Ihr jemals in Eurem Leben verdient habt. Nicht einmal nach Captain Taggarts Kaperfahrt in die Karibik dürfte Euer Anteil so hoch gewesen sein.«
    McQuarrie schüttelte fast beleidigt den Kopf. »Sir es ist nicht das Geld, glaubt mir …«
    »Gut.« Vitus war zu einem Entschluss gekommen. »Wenn es nicht das Geld ist, dann befehle ich Euch als Peer Ihrer Majestät, der Königin von England, und als der von ihr ernannte Earl of Worthing, die
Santa Maria de Visón
so lange zu verfolgen, bis wir sie gestellt haben und ich den Magister García behandeln kann. Ist das klar?«
    »Äh, jawohl, Mylord!«
     
     
     
    Zur gleichen Stunde befand sich Hartford im Kleinen Salon von Greenvale Castle und hatte ein ähnliches Problem wie sein Herr draußen auf See. Er stand in der Nähe von Nina, die auf dem Klavichord spielte und überlegte, wie er es am unverfänglichsten anstellen könne, sie zu einem Ausritt zu überreden.
    Leider waren die Kinder ebenfalls im Raum und auch die freche Nella, aber er musste es trotzdem versuchen.
    Als Nina die letzte Taste angeschlagen hatte und das kleine Lied beendet war, klatschte er überschwenglich in die Hände. »Großartig, das war wirklich großartig, Mylady!«
    Nina wunderte sich. »Wieso dieser Beifall, Hartford? Ich habe das Lied schon hundertmal gespielt, du kennst es doch?«
    »Natürlich.« Hartford bemühte sich, seinen hochmütigen Gesichtsausdruck mit einem Lächeln zu überdecken. »Aber heute hat es besonders schön geklungen.«
    »Blödes Geklatsche«, sagte Odo.
    »Idiotisch«, sagte Carlos.
    »Seit wann magst du Musik, Hartford?«, fragte Nella argwöhnisch.
    »Aber, Kinder!« Nina meinte, einschreiten zu müssen. »So spricht man nicht. Warum soll Hartford nicht klatschen, wenn es ihm gefällt?«
    »Danke, Mylady.« Hartford kochte innerlich vor Wut.
    »Ich glaube, ich spiele noch eine kleine Weise. Du kennst sie, Hartford, singe ruhig mit.«
    Wohl oder übel musste Hartford bei dem folgenden Lied mitsingen, was er mehr schlecht als recht tat und von dem Gepruste und Gekicher der Kinder begleitet wurde. Doch er beherrschte sich eisern und brachte es sogar fertig, Nina beim Umblättern der Notenseiten zu helfen.
    Und während er das tat, kam ihm die Idee. Es würde ganz einfach sein, die Herrin zu einem Ausritt zu bewegen. Er musste nur lügen und die Tatsachen ein wenig verdrehen.
    Aber beides fiel ihm nicht schwer.
    »Mylady«, sagte er salbungsvoll, nachdem Nina den Deckel des Klavichords geschlossen hatte, »gerade kommt mir eine Eingebung! Ihr wisst doch, dass ich gestern um einen freien Nachmittag bat. Nun, ich hatte Gelegenheit, während meines Ritts einen sehr schönen Aussichtspunkt in der Nähe von Brighton zu entdecken, und da dachte ich, es könnte für Euch doch sicher interessant sein, von dort einen Blick auf die englische Flotte im Kanal zu werfen. Es wäre mir ein

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