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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Mylord. Ich soll beste Grüße von Maggy, meinem Weib, ausrichten und natürlich auch von Lordadmiral Howard.«
    Vitus verbeugte sich ebenso. »Vielen Dank, Sir. Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Bitte sprecht mich genauso an wie früher, denn der Earl hat hier an Bord nichts zu suchen. Er hat wieder dem Cirurgicus Platz gemacht.«
    »Das soll mir recht sein – Cirurgicus.« Taggarts schiefer Mundwinkel produzierte ein noch stärkeres Grinsen. »Dann wollen wir keine Zeit verlieren. Ihr wisst ja um die Dringlichkeit unseres Auftrags. Wir treffen uns in einer halben Stunde in meiner Kajüte zu einem ersten Gespräch. Teilnehmer: Ihr, McQuarrie und meine Wenigkeit. Tipperton wird für Getränke sorgen und bei Bedarf hinzugezogen … Tipperton, hört Ihr mir überhaupt zu?«
    Der Schreiber, der zwischenzeitlich in die Wanten gegafft hatte, wo die Matrosen wie die Äffchen herumturnten, zuckte zusammen. »Äh, selbstverständlich, Sir.«
    »Dann wiederholt mal, was ich eben gesagt habe.«
    Tipperton fuhr sich mit der Hand verlegen in den Kragen. »Nun, Sir, äh, ich bin gerade abgelenkt worden. Vielleicht …«
    »Vielleicht solltet Ihr in Zukunft besser zuhören, sonst ersteche ich Euch mit Euren eigenen Federkielen!«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Eine halbe Stunde später erschien Vitus pünktlich in Taggarts Kajüte, wo für die Ankunft des Kapitäns alles gründlich aufgeräumt und entstaubt worden war. Aber Taggart wäre nicht Taggart gewesen, wenn er nicht trotzdem etwas auszusetzen gehabt hätte, deshalb knurrte er: »Wenn ich früher am Kartentisch saß, zeigte der Globus mir immer die Seite mit Neu-Spanien, jetzt muss ich mir auf einmal Cathai und Cipangu ansehen – dabei war ich noch niemals in China und Japan, und ich will verdammt sein, wenn ich jemals dahinkomme. Irgendein Ignorant hat den Globus verdreht. Tipperton!«
    Taggart musste mehrmals rufen, bis der Schreiber erschien. »Ich hörte meinen Namen, Sir?«
    »Wie kommt Ihr dazu, meinen Globus zu verdrehen?«
    »Aber Sir, ich habe nichts verdreht. Ich bin doch eben erst an Bord gekommen.«
    »Ihr seid wie ich seit einer halben Stunde an Bord. Wollt Ihr etwa behaupten, Ihr hättet in dieser Zeit nicht die Gelegenheit gehabt, den Globus wieder auszurichten?«
    »Verzeihung, Sir.«
    »Bettelt nicht um Verzeihung, sondern schafft Getränke herbei. Ich trinke Rheinwein.«
    »Sir, mit Verlaub, es ist erst früher Nachmittag. Normalerweise pflegt Ihr erst gegen fünf ein Gläschen zu trinken.«
    »Papperlapapp!« Taggart wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Irgendwo auf dieser Welt ist es bestimmt schon fünf, also los!«
    Tipperton verschwand, und Taggart begann das Gespräch, indem er sagte: »Hier hat sich viel verändert, Cirurgicus, zu viel nach meinem Geschmack. Aber in einem Jahr geschieht eine Menge, vier Jahreszeiten laufen darin ab, und was das bedeutet, sieht man meiner
Falcon
an allen Ecken und Enden an.«
    »Wir haben getan, was wir konnten, Sir.« Vitus malte sich aus, was Taggart wohl vor ein paar Tagen zum Zustand seines Schiffs gesagt hätte. Sein Kommentar wäre gewiss nicht so zurückhaltend ausgefallen.
    »Natürlich habt Ihr das. Und es ist ein Segen, dass Ihr, McQuarrie, wieder den Weg zu mir gefunden habt. Dorsey soll ja auch an Bord sein, für ihn gilt dasselbe. Wo ist er übrigens?«
    »Wir haben gerade mit der Übernahme der gereinigten Culverines begonnen, Sir. Rohre und Schildzapfen glänzen wieder wie neu. Dorsey beaufsichtigt die Arbeiten«, antwortete McQuarrie.
    »Schön. Ohne Geschütze ist ein Kriegsschiff wie ein Tiger ohne Zähne.« Taggart schielte zur Tür, hinter der Tipperton die Getränke vorbereitete, und fuhr fort: »Aber nicht sämtliche Männer haben den Weg zu mir zurückgefunden. Der Wind hat sie in alle Himmelsrichtungen verstreut. Ich will das nicht beklagen, aber vereinfachen tut es unsere Mission nicht. Dass John Fox mittlerweile sein eigenes Schiff befehligt, ist bis zu mir auf die Isle of Wight gedrungen, und dass Pigett, dieses Spottbild eines Offiziers, stiften gegangen ist, habt Ihr, Cirurgicus, mir erzählt. Gnade ihm Gott, wenn ich ihn irgendwo erwische. Ich werde ihn vor ein Kriegsgericht zerren und ihm seinen hirnlosen Schädel abschlagen lassen!«
    »Aye, Sir«, sagte McQuarrie, »ich kenne Samuel Pigett von früher, um den ist es nicht schade.«
    »Scott und Dilling, die beim Überfall auf Cádiz gute Arbeit mit ihren Culverines geleistet haben, sind auch nicht

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