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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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mehr dabei. Dafür haben wir Mahon und Reffles. Sie sind mindestens genauso erfahren. Ich werde beide zu Stückmeistern im Range eines Maaten befördern. Und da wir gerade bei Beförderungen sind, ich werde Euch, McQuarrie, zu meinem Ersten machen.«
    »Sir!« Dem drahtigen Schotten fiel die Kinnlade herab. Dann sprang er auf und tanzte vor Freude ein paar Schritte der
Hornpipe.
»Ich danke Euch, Sir, ich danke Euch! Ich werde mich Eures Vertrauens …«
    »Setzt Euch, McQuarrie. Euer Gehüpfe ist eines Offiziers nicht würdig.«
    »Äh, aye, aye, Sir.« Leicht ernüchtert nahm McQuarrie wieder Platz.
    »Da ich auch einen Zweiten Offizier brauche, will ich Dorsey dafür vorsehen. Er ahnt zwar nichts von seinem Glück, aber er wird es noch früh genug erfahren. Wie ich höre, haben sich die Hilfsmaate Hutch und Jack ebenfalls recht anständig gehalten. Sie werden zu Maaten befördert. Der Rest meiner
Falcons
macht Dienst wie immer.«
    »Nun, Sir«, ergriff Vitus das Wort, »da ist noch etwas, das Ihr wissen müsst.« Er berichtete notgedrungen, in welch erbärmlichem Zustand er die Mannschaft vorgefunden hatte, und dass sämtlichen Spangenträgern der silberne Falke abgenommen worden war. »Ich hielt es für absolut notwendig, Sir, und hoffe, die Maßnahme ist ein Ansporn für alle, sich wieder in den Besitz der Auszeichnung zu bringen.«
    Taggart schürzte die Lippen. Nach einer Weile sagte er: »Das Schiff muss katastrophal ausgesehen haben, wenn Ihr eine derart drakonische Strafe verhängt habt, und ich billige Euren Befehl.«
    »Danke, Sir.«
    »Sollten die Leute sich auf dieser Reise wieder wie echte
Falcons
benehmen, werden sie die Spange zurückbekommen. Wie viele Mannschaftsdienstgrade haben wir genau?«
    Vitus rechnete rasch nach. »Die neu ernannten Maate abgezogen, sind es dreißig Mann.«
    »Was, nur dreißig Mann?« Taggarts Mundwinkel zuckte. »Damit kann ich gerade mal das Schiff segeln, aber wer soll die Geschütze bedienen? Ein Seemann ist kein Pulveraffe!«
    Vitus und McQuarrie blickten sich ratlos an. Schließlich sagte Vitus: »Von den dreißig Mann sind fünf oder sechs Kanoniere, Sir. Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als zusätzlich einige Matrosen an den Geschützen auszubilden. Mahon und Reffles wird das sicher gelingen.«
    »Aha, welch großartige Idee.« Taggart klang leicht ironisch.
    Vitus setzte nach. »Wir können die
Falcon
auch mit nur acht oder zehn Mann in Fahrt halten, Sir, der Rest könnte im Gefecht die langen Culverines bedienen, das heißt, sechs oder sieben Geschütze stünden dann zur Verfügung.«
    »Ja, ja.« Taggart trommelte wütend mit den Fingern auf dem Kartentisch. »Das könnten wir. Aber es muss trotzdem mal gesagt werden: Das Ganze ist eine gottverdammte Scheiße!«
    »Oh, nein, Sir!« Tipperton stand in der Tür, ein Tablett mit Gläsern balancierend. »Bei allem Respekt, es ist Rheinwein, guter Rheinwein, und für den Cirurgicus ist es ein mit Vanilleschoten gewürzter Brandy, und für den Ersten Offizier ebenfalls.«
    »Ihr versteht wie immer gar nichts, Tipperton«, blaffte Taggart. »Woher wisst Ihr überhaupt, dass McQuarrie Erster Offizier werden wird? Ihr hattet Eure Segelohren wohl schon wieder hinter der Tür aufgespannt?«
    Tipperton schwieg beleidigt und begann die Gläser auszuteilen.
    »Worauf trinken wir, Sir?«, fragte Vitus.
    Taggart überlegte einen Augenblick. »Da Dorsey nicht anwesend ist, sollten wir erst später auf die Beförderung unserer neuen Offiziere trinken, halten wir es deshalb so, wie wir es immer halten: Bringen wir einen Toast auf unsere Jungfräuliche Königin aus, sie möge lange leben, in Gesundheit, Glück und, äh, Frieden. Nun, Gentlemen, mit dem Frieden wird es wohl vorerst nichts werden, aber den Krieg, den werden wir gewinnen!
Cheers!
«
    »Cheers!«
    »Cheers!«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Während die Arbeiten am Schiff pausenlos weitergingen, jetzt unter den Argusaugen von Taggart, der wie eine einsame Statue auf dem Kommandantendeck stand, zog Vitus sich am Nachmittag in Halls Kammer zurück. Er wollte die Zeit vor der Abfahrt dazu nutzen, einen Brief an Nina zu schreiben. Nach mehrfachen Versuchen, die richtigen Worte zu finden, lasen sich seine Zeilen so:
    an Bord der Falcon,
    Mittwoch, 15 . Maius 1588
    Meine Liebste,
    ich hoffe, Keith hat Dir meine Grüße übermittelt und Dir gesagt, dass ich wohlauf bin. Die Abreise der Falcon hat sich um einige Zeit verzögert, was niemand mehr bedauert als

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