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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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etwas, das sich wie ein zusammengerolltes Stück Papier anfühlte.
    Konrad hatte das Büro längst verlassen, als ich noch immer auf die Tür starrte, die er hinter sich geschlossen hatte, nicht ohne Carmen einen wunderschönen Morgen zu wünschen, als hätte sich eben eine vollkommen alltägliche Szene zwischen uns abgespielt. Meine Hand glitt in die Tasche meiner Jeans, dort deponierte ich erst einmal den Zettel.
    Â» Alles klar mit dir? « , fragte Carmen.
    Â» Ja, sicher. Ich werde mich noch an seine kruden Auftritte gewöhnen. «
    Â» Tröste dich, er kann auch ganz anders. «
    Â» Konrad ist schon ein sehr sonderbarer Mensch, oder? Schwer zu fassen. «
    Â» Das kann man so sagen. «
    Â» Würdest du mir mehr über ihn erzählen? «
    Â» Du hast doch seine Akte gelesen. «
    Ich erschrak. » Woher weißt du das? «
    Â» War nur ein Verdacht, du hast ihn aber soeben bestätigt. «
    Trotz ihrer vordergründigen Ruppigkeit und trotz Theos Warnung ließ sie mein Vergehen auf sich beruhen und gab mir den Auftrag, mit Lena die Aufsicht bei der Gartenaktion zu übernehmen, die für diesen Tag geplant war.
    Auf dem Weg zu den Treibhäusern kramte ich das Papierteilchen hervor, eine mit Schreibmaschine getippte Notiz, eindeutig aus einem längeren Text herausgerissen. Ich sah mich um, ob mich jemand beobachtete. Niemand war in meiner Nähe. Ich las: Menschen, die gern in der Dunkelheit spazieren gehen, sind selten. Die meisten haben zu viel Angst vor Nacht und Stille, als dass sie sich dem freiwillig ausliefern. Du bist nicht so. Ich bin nicht so. Das ist schön!
    Bei der Gartenaktion blieb ich wachsam, behielt meine Umgebung im Auge, aber Konrad ließ sich nicht noch einmal blicken. Was hatte er mir sagen wollen? Ich war irritiert davon, dass mir sein kleiner Text gefiel und dass ich ihn mit mir herumtrug wie etwas Kostbares, das ich auf keinen Fall verlieren durfte.
    Nach Dienstschluss war ich den Kiesweg erst ein paar Schritte gegangen, als aus einem Lautsprecher, den er ins Fenster gestellt hatte, in voller Lautstärke Musik zu hören war: She gets too hungry, for dinner at eight …
    Ohne mich umzudrehen, setzte ich meinen Weg fort. Bis zum Eisentor war das Lied zu hören, noch weit in den Wald hinein: That’s why the lady is a tramp.
    Dieser besondere und unnahbare Mensch bedachte mich zum zweiten Mal an diesem Tag mit seiner geballten Aufmerksamkeit, und beschwingt fühlte ich erneut nach dem Zettel in meiner Hosentasche: Du bist nicht so. Ich bin nicht so. – That’s why the lady … Wir waren beide … Ja, was denn?
    Als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss, hatte sich die Heiterkeit längst wieder in Beklemmung verwandelt. Was sollte das werden? Er, der Grenzgänger qua Diagnose, dessen bloße Anwesenheit für mich jedes Mal eine Überforderung darstellte, obwohl ich nicht einmal sagen konnte, worin genau sie bestand, sollte wie ich sein? Er brachte mich durcheinander. Er brachte jeden durcheinander. Das hatte Carmen schon am ersten Tag gesagt.
    Ich redete mir ein, dass er mit der Musik gar nicht mich gemeint hatte und ich einer peinlichen Selbstüberschätzung aufsaß. Aber da war dieser Zettel. Ich drehte ihn mehrmals in meinen Händen um, versuchte mich mehr oder weniger erfolglos an Denkverbote zu halten und beschloss schließlich, auf meinen nächtlichen Spaziergang zu verzichten. Zumindest heute.
    Zwei Tage zeigte Konrad sich nicht, war immer weggegangen, wenn ich auftauchte, hatte durchgängig das große rote » Bitte-nicht-stören « -Schild an seiner Tür hängen.
    Ich überlegte, ob er auf eine Antwort auf seine Zeilen wartete, war dazu aber weder willens noch fähig.
    Am dritten Tag fand ich abends, als ich nach meinem Wohnungsschlüssel suchte, in meinem Rucksack eine CD , selbst gebrannt, handbeschriftet. Es war der erste Auftritt des albernen Kringels hinter seinem Anfangsbuchstaben: Lieder für das Mädchen mit dem grünen Haar … von K
    Ich spürte einen schmerzhaften Herzschlag, meine Hand zitterte, als ich die Tür aufschloss, den CD -Spieler einschaltete, auf Play drückte. Wieder hörte ich Frank Sinatras Stimme, diesmal aus meinem eigenen Lautsprecher. Eine volle Stunde lang stand ich im Zimmer, ließ Lied für Lied an mir vorbeiziehen, fand nicht einmal die Zeit, mir die Schuhe auszuziehen: Night And Day, The Way

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