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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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mich jedenfalls nicht besonders. «
    Â» Geh wieder nach Hause und kurier dich aus. Wir können hier niemanden brauchen, der aussieht wie ausgespuckt! «
    Dankbar nahm ich ihr Angebot an und verschwand eilig vom Gelände.
    Konrad lief mir erst am Ende des folgenden Tages wieder über den Weg.
    Â» Hat dir die CD gefallen? « , fragte er, als redete er vom Wetter.
    Â» Ach, die war von dir? « Ich versuchte, die gleiche Belanglosigkeit in meine Antwort zu legen.
    Konrads Stimmung schwang sofort um.
    Â» Mach dich nicht lächerlich! Neben dir bin ich das einzige K im Haus. «
    Es ärgerte mich, dass er mich so anfuhr, dennoch schaffte ich es, ruhig zu bleiben.
    Â» Von dir ist sie also. Ehrlich gesagt, ist es nicht unbedingt die Art Musik, die ich mir nach Feierabend anhöre. Aber trotzdem danke, war sicher nett gemeint. «
    Â» Nett? « Er sprach das Wort mit einer Kälte aus, die mir wehtat – und ließ mich stehen.
    In den nächsten Stunden fiel es mir schwer, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Ich vergaß, Ada zum Spaziergang abzuholen, schickte Mischa ins falsche Therapiezimmer, ließ in der Küche einen Stapel Untertassen fallen, gab Theo keine richtige Auskunft über seine Arbeitszeiten für die kommende Woche. Doch bevor ich mich auf den Heimweg machte, schob ich Konrad noch eine Nachricht unter seiner Tür durch, zwei Zeilen nur, für die ich über eine halbe Stunde und einen Notizblock verbraucht hatte: Entschuldige wegen heute Morgen. Ich war blöd. Du solltest mir trotzdem nicht solche Lieder schenken. K.
    Er antwortete nicht darauf, aber von da an wurde es anders zwischen uns: einfacher, komplizierter, näher, ferner – meine Einschätzung dessen, was sich da einzuschleichen begann oder bereits eingeschlichen hatte, wechselte mehrmals täglich.
    Und dann fing er an, mir regelmäßig Zeichen zukommen zu lassen. Zettel mit kryptischen Botschaften, mit Zitaten, Gedichtzeilen, die man so oder anders oder gar nicht interpretieren konnte. Auch kleine Skizzen waren darunter: menschliche Figuren in geometrischen Konstruktionen, eingezwängt von Möbeln oder erfundenen Gerätschaften, dann wieder in offenem Gelände, changierend zwischen Landschaft und Seelenraum. Ich glaubte, in seine Geheimkammern zu schauen, ohne zu wissen, ob ich nur den Anflug einer Ahnung hatte, was er mir darin zeigte. Bei jedem Dienstbeginn hielt ich Ausschau nach einem Zeichen, nach jedem Dienstschluss durchsuchte ich noch auf dem Weg nach Lennau meinen Rucksack auf verborgene Nachrichten von ihm. Eine Ausstellung hätte ich mit diesen oft aufwendig gestalteten Zetteln machen können, hätte ich den gesamten Packen nicht kurz hinter der französischen Grenze in einem Hotelzimmer liegen gelassen.
    Auch wenn die anderen uns » Hund und Katze « nannten – es war längst etwas im Gange, das sich nicht mehr aufhalten ließ.
    Eines Nachmittags fand ich ein kleines Blatt in meinem Terminkalender, er musste es dort hineingelegt haben, als ich mit Lena bei den Tieren gewesen war. Eine Zeichnung, aber kein psychedelisch anmutendes Gewirr aus Formen oder Körperteilen, sondern eine kleine Waldskizze. Es war die Stelle, wo wir uns vor Wochen das erste Mal auf dem Nachtspaziergang begegnet waren. Er hatte nichts dazugeschrieben, keinen Hinweis, keine Uhrzeit, ich konnte daraus schließen, was ich wollte. Wahrscheinlich wollte er mich einfach an den Moment erinnern, der etwas Eigentümliches an sich gehabt hatte. Wenn es eine Einladung für eine weitere Begegnung an diesem Stein sein sollte, hatte er sie so offen gestaltet, dass es mir überlassen blieb, sie als solche zu deuten oder nicht.
    Aufgeregt machte ich mich in dieser Nacht auf den Weg, glaubte überall Schemen oder flüchtige Schatten wahrzunehmen, horchte auf jedes Knacken im Geäst. Dann kam der Stein in Sicht – und ich war enttäuscht, als er nicht dort war und auf mich wartete. Einige sinnlose Minuten überlegte ich noch zu bleiben, bis sich eine Gestalt wenige Meter entfernt von einem breiten Stamm löste und auf mich zutrat.
    Â» Wie lange schaust du mir schon zu? « , fragte ich, und es klang nicht einmal annähernd so ärgerlich, wie ich es eigentlich beabsichtigt hatte.
    Trotz der Dunkelheit glaubte ich ein Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen. Wieder liefen wir nebeneinanderher, wieder reichte er mir eine Zigarette, wieder rauchten wir

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