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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Katia, lass doch mal bei deinen Haaren den Profi ran! «
    Zunächst hatte ich kopfschüttelnd abgelehnt: » Nee, nicht nötig, bin selbst Profi genug. « Doch dann stellte ich mir vor, wie ich auf der gräflichen Festivität zwischen schwarzen Anzügen und Chanel-Kostümen wirken würde, Konrad im feinen Tuch an meiner Seite, sämtliche Nasen gerümpft.
    Â» Würdest du auch was mit Farbe machen? «
    Â» Deine Farben hab ich nicht dabei, Schätzchen « , sagte Frederike, und beide Frauen glucksten.
    Â» Welche hättest du denn dabei? «
    Â» Rot, Blond, Braun, was Normales eben. «
    Â» Bestens! Mach was Normales! «
    Zur Abfahrt war ich nicht nur pünktlich, sondern auch noch professionell frisiert und umgefärbt erschienen. August sprang aufgeregt an mir hoch, Konrad rief ihn streng zurück. Als ich ihn begrüßen wollte, hatte er eine meiner frisch getönten Haarsträhnen in die Hand genommen und sie auf meine Schulter zurückfallen lassen wie etwas Ekelerregendes. Wortlos war er dann mit seinem Koffer in der Hand zum Auto gegangen.
    Â» Was ist los? Gefällt es dir nicht? «
    Â» Nein! « , rief er.
    Ich stieg zu ihm in den Passat, Konrad sah mich nicht einmal an.
    Â» Du könntest ruhig … «
    Â» Fahr einfach los, ja? « , sagte er kalt.
    Ich war überrascht, wie ärgerlich er über meine neu gestalteten Haare reagierte. Am liebsten wäre ich wieder ausgestiegen, zumindest wollte ich seine rüde Art nicht einfach so hinnehmen.
    Â» Wäre es möglich, ein Minimum an Höflichkeit aufzubringen, selbst wenn du findest, dass ich scheiße aussehe? Ich dachte, du freust dich, wenn ich deinen Eltern mit meinem Aussehen nicht zu viel zumute. «
    Jetzt fuhr er zu mir herum, die Züge von Wut verzerrt.
    Â» Darum also ging es dir? Meinen Eltern nichts zuzumuten? Wie billig! «
    Â» Ich habe das nicht für deine Eltern gemacht, du Idiot. «
    Â» Hättest du etwas für mich tun wollen, dann wärest du geblieben, wie du warst, und hättest meinen Vater munter provoziert. Je mehr, desto lieber. Aber gut, es ist deine Entscheidung. Sei gewöhnlich und austauschbar, wenn’s dir gefällt. «
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
    Â» Deswegen wolltest du mit mir zu deinen Eltern? Das war das Experiment? Sollte ich deinen Vater mit meinen grünen Haaren herausfordern? «
    Â» Sei nicht albern! Außerdem bist du meine Aufsicht, schon vergessen? «
    Â» Neulich war ich noch dein verdammter Augapfel! «
    Er wandte sich ab, starrte aus dem Seitenfenster.
    Â» Okay, dann erfülle ich ab jetzt einen Arbeitsauftrag « , fuhr ich fort. » Und lass mich ansonsten in Ruhe! Wir sind rein dienstlich unterwegs. «
    Ich war so wütend, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Wagen anzulassen, Konrad blickte weiter stur aus dem Fenster. Wir redeten kein Wort miteinander und verhielten uns bis Kiel wie ein notorisch beleidigtes Ehepaar. Schließlich schob er eine CD in den Rekorder, und unser Schweigen wurde, untermalt von Mozartklängen, milder.
    Kurz vor der Abfahrt von der Autobahn steuerte ich eine Raststätte an. Bei meiner Rückkehr von der Toilette stand Konrad rauchend neben dem Auto, während August einen Platz zum Pinkeln suchte. Ich trat zu Konrad, er reichte mir seine Zigarette herüber. Abwechselnd nahmen wir einen Zug.
    Manchmal liebte ich ihn allein dafür: Wir waren in der Lage, uns nach schwersten Auseinandersetzungen miteinander zu versöhnen, ohne auch nur ein Wort über den vorausgegangenen Streit zu verlieren. Es konnte wieder gut sein, ohne krampfhafte und nervige Analysen, ohne gegenseitige Verständnisheuchelei.
    Auf der verbleibenden Strecke von gut zwanzig Kilometern erzählte er mir dann doch noch ein wenig von dem, was uns mutmaßlich erwarten würde: ein gesellschaftliches Ereignis der Extraklasse mit Freunden der Familie, Diplomatenkollegen, mit mehr oder weniger adeliger Verwandtschaft, mit Lokalprominenz aus Politik und Kultur. An die zweihundertfünfzig Leute mindestens, weiße Zelte auf dem makellosen Rasen hinter der Villa, Blumenarrangements, Lampions, Catering vom Feinsten, weiß behandschuhte Männer, die Champagnerschalen auf silbernen Tabletts durch die Menge balancieren, nachmittags Streichquartett, gegen Abend die Swing-Combo und zum Mitternachtsimbiss Schwimmkerzen auf dem Pool. Ich stellte mir alles hollywoodreif vor,

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