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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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sprechen so mühelos und vertraut miteinander. Ist es wirklich er? Der Typ, dem ich am liebsten niemals begegnet wäre   … er ist es doch noch, oder?
    Er lächelt wieder, verhaltener als zuvor. Ich nehme nur noch dasselbe Aufblitzen seiner Augen wahr.
    »Und was hast du vor?«, flüstert er und kommt mir unmerklich näher.
    »Für den Moment nur, gesund und wohlbehalten in meine Klasse zurückzukehren.«
    »Der Typ ist weg, da kannst du Gift drauf nehmen«, fügt er sofort hinzu. Ich spüre seinen warmen Atem.
    »Dann muss ich mich wohl bei dir bedanken«, sage ich und wage es, in seine tintenschwarze Iris zu sehen.
    Er guckt leicht verwirrt und hebt die rechte Augenbraue. Das Piercing und seine Augen funkeln jetzt gemeinsam.
    »Ich schulde dir zwei Gefallen: Du hast mir geholfen, Paride loszuwerden, und wegen dir hab ich den Philosophietest nicht verhauen.«
    |83| Ich lächle ganz leicht und weiß nur zu gut, dass mein Lächeln niemals so entwaffnend sein kann wie seins.
    »Ihnen zu Diensten«, antwortet er mit einem schelmischen Blick und deutet eine kleine Verbeugung an.

|84| WAS SCHÖN IST, KANN AUCH WEHTUN
    Die Schulglocke läutet und wir strömen alle nach draußen. Ich weiß nicht, ob es an der Hitze liegt, es sind ungefähr 30   Grad im Schatten, aber die ganze Schule ist im Delirium. Es kommt mir vor wie am letzten Schultag, dabei haben wir gerade erst den zweiten Tag überstanden. Ein paar Schüler machen auf dem Schulhof eine Wasserschlacht. Sie schütten Eimer voller Wasser aus und schmeißen wie wild mit Wasserbomben um sich.
    Ginevra und Camilla, die vor mir gehen, haben noch nicht einmal den Schulhof betreten und sind schon von Kopf bis Fuß klitschnass. Hinter der Tür versteckt steht einer aus der Klasse über uns mit einem leeren Eimer in der Hand. Sie sehen aus wie zwei begossene Pudel und ich fange an, wie eine Verrückte zu lachen: Ich konnte mich nämlich hinter die ein Meter achtzig von Lorenzo retten.
    »Wir bringen dich um!«, kreischen meine Freundinnen. Sie greifen sich zwei Wasserflaschen und rennen über den ganzen Hof hinter mir her.
    »Aber ich hab doch gar nichts gemacht!«
    Lachend versuche ich, mich in Sicherheit zu bringen.
    »Das wird dir aber trotzdem noch leidtun!«
    |85| Mir werden ungefähr zwei Liter eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet, nur gut, dass es so heiß ist. Ich bin bis auf die Knochen nass und mir läuft die ganze Schminke übers Gesicht. Immer noch kichernd springe ich zur Seite, um einer Wasserbombe aus dem Weg zu gehen, die Lorenzo voll erwischt.
    In diesem Moment sehe ich ihn wieder.
    Es ist wie eine Erscheinung.
    Er hockt –
vollkommen trocken –
und so schön wie ein griechischer Gott auf seinem supercoolen Motorrad und genießt das absurde Schauspiel, an dem ich beteiligt bin: pudelnass, mit über die Wangen verschmierter Wimperntusche, Augen wie ein Pandabär, an die Stirn geklatschten Haaren und Jeans, die mir an den Beinen kleben.
    Er guckt mich an, grinst, setzt den Helm auf und fährt los. Innerhalb von einer Sekunde ist er im Verkehr verschwunden.
     
    Ich komme fröstelnd nach Hause.
    Ginevra, die genauso nass ist wie ich, verabschiedet sich vor der Eingangstür von mir.
    »Geh duschen!«, schreit sie mir noch zu, bevor sie mit ihrer Karre losdüst.
    »Meinst du nicht, dass einmal duschen am Tag reicht?«, antworte ich lachend, während ich mit den Schlüsseln hantiere. Ich schließe die Tür auf und steige die Steintreppe nach oben.
    Meine Schuhe sind voller Wasser und machen beim Gehen |86| seltsame Quietschgeräusche. Ich fühle mich wie eine Ente. Vor der Wohnungstür treffe ich zufällig unsere Nachbarin. Sie ist eine sehr reizende und überaus neugierige alte Dame, die über alles, was im Viertel passiert, bestens Bescheid weiß.
    »Um Himmels willen, Vittoria   … was ist denn passiert?«
    »Guten Tag Signora Marcelli, machen Sie sich keine Sorgen, das ist nur Wasser.«
    Warum lässt sich die Tür nicht öffnen?
    »Ja, das sehe ich. Aber warum bist du so nass?«
    »Das waren nur ein paar Wasserbomben, nichts weiter«, versuche ich, sie abzuwimmeln.
    »Zu meinen Zeiten haben wir so etwas aber nicht gemacht.«
    Zu Ihren Zeiten gab es noch nicht einmal fließendes Wasser, Signora Marcelli. Bitte Tür, geh auf.
    »Deiner Schwester würde so etwas nie passieren. Du solltest dir ein Beispiel an ihr nehmen, sie ist wirklich ein ganz liebes Mädchen.«
    Endlich kriege ich die Tür auf. Ich zwänge mich schnell durch, aber als ich sie

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