Die Liebe ist ein Daemon
zu sprechen, jetzt zumindest noch. Lorenzo fängt den Glowstick auf, bevor er auf den Boden fällt. »Marco, du trinkst wie immer zu viel«, lacht Lorenzo.
Marco nimmt den Glowstick wieder und schiebt ihn sich wie eine Zigarette in den Mund. »Viel Spaß, Leute!«, ruft er ungerührt von Lorenzos Vorwurf. Dann geht er torkelnd weiter.
Es ist heiß mitten unter all diesen Menschen und ich kann kaum noch atmen. Francesca zündet sich dagegen noch eine Zigarette an.
Nein, noch mehr Teer kann ich echt nicht ertragen. Ich brauche ein bisschen frische Luft.
»Ich gehe was trinken!«, schreie ich.
»Wie bitte?«
Ich mache mit der Hand ein Zeichen, als ob ich ein Glas an den Mund halten würde.
»Ist gut!«
Ich quetsche mich durch die kompakte, tanzende Menschenmasse und erreiche den Tisch mit den Getränken. Dort stehen eine Menge Flaschen mit Hochprozentigem, Plastikbecher und mit Eis gefüllte Eimer. Jeder kann sich hier selbst bedienen. Ich erkämpfe mir einen Platz am Tisch und gieße mir etwas zum Trinken ein. In dem Moment rempelt mich |96| jemand von hinten an. Es ist Alessia. Sie schwankt hin und her und es scheint ihr nicht besonders gut zu gehen. Sicher hat auch sie zu viel getrunken.
Ich kenne Alessia schon seit immer, wir waren bereits als kleine Kinder und in der Grundschule befreundet. Auf dem Gymnasium kam sie zunächst in eine andere Klasse und Ginevra und ich haben sie ein wenig aus den Augen verloren. Mit der Zeit hat sich unsere Freundschaft gelockert, aber wir mögen uns immer noch sehr gerne. Als wir klein waren, wurden wir manchmal für Schwestern gehalten. Wir haben beide kastanienbraune Haare und sehen uns auch sonst ziemlich ähnlich. Auch wenn sie ein »normaler« Engel mit Flügeln ist.
»Vicky!«, begrüßt sie mich lallend.
»Ale, ist alles in Ordnung?«, frage ich sie, dann stelle ich das Glas auf dem Tisch ab, um sie festzuhalten. Sie kann sich kaum mehr auf den Beinen halten.
Sie nickt heftiger, als es nötig gewesen wäre.
»Hör mal, es ist nicht meine Schuld«, sagt sie und schwankt dabei immer noch hin und her.
»Wovon sprichst du?«
Alessia hängt sich mit vollem Gewicht an meine Schultern. Sie ist total besoffen.
Sie trinkt einen Schluck aus der Flasche, die sie in der Hand hält. Gott sei Dank ist es Wasser, das heißt, sie versucht gerade, wieder nüchtern zu werden.
»Entschuldige, ich bin so eine Idiotin. Ich hab zu viel getrunken.«
|97| »Bald geht es dir sicher wieder besser. Soll ich dich zur Toilette bringen?«
»Nein, nein, hör mal …«, sagt sie und streicht sich mit der Hand über die Stirn. »Es tut mir leid, sag das Marco, wenn du ihn siehst … aber ich habe nichts damit zu tun, okay? Es war ihre Idee, sie machen das immer so … obwohl er genau weiß, dass es dann Probleme gibt …«
Alessia nimmt noch einen Schluck.
»Ale, wovon sprichst du eigentlich? Ich kann dir nicht folgen, wer hat was gemacht?«
»Paride. Er kommt hierher. Zusammen mit seinen Freunden.«
|98| WILLST DU DAS WIRKLICH WISSEN?
Von Rauchschwaden und den vielen Menschen fast verdeckt, sehe ich, wie ein mir bekannt vorkommender Schatten das Haus durch einen Nebeneingang betritt.
Ich glaube, die hochgewachsene und schlanke Gestalt von Federico zu erkennen. Aber vielleicht täusche ich mich auch, denn von dem Rauch und dem grottenschlechten Cocktail, den ich mir gerade gemixt habe, fühle ich mich ganz benebelt. Als Barkeeper tauge ich wirklich überhaupt nichts.
Ein paar von meinen Freundinnen sind noch auf der Tanzfläche. Wie in Trance machen sie die immer gleichen Bewegungen. Ich gehe wieder zu ihnen und tauche tanzend in der Menge unter. Kurz darauf sehe ich, wie Paride und seine Freunde in einem kleinen Mopedkorso ankommen. Von Ginevra und Lorenzo gibt es mittlerweile keine Spur mehr.
Paride und seine Clique mischen sich lärmend und lachend unter die Leute. Wie immer klopfen sie blöde Sprüche, aber das scheint heute Abend niemanden so richtig zu nerven. Sie wollen die Party anscheinend gar nicht aufmischen, aber trotzdem weiß ich, dass für mich der Abend gelaufen ist.
Ich tanze weiter oder besser gesagt, ich halte mich einfach |99| weiter auf den Beinen, während ich, wie alle anderen auch, durch die schubsende Menge im mehr oder weniger gleichen Rhythmus bewegt werde.
Alles dreht sich und ich versuche, Schritt zu halten. Dann geht mir die Puste aus, ich bekomme Seitenstechen und brauche unbedingt eine kleine Pause. Ich bleibe mitten in dem sich immer
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