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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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tauchen immer nur dann auf, wenn man es am allerwenigsten gebrauchen kann.
    |79| »Also?«, fragt er mich provozierend. Ich fühle seinen Atem auf meinem Gesicht.
    Seine Finger quetschen mein Kinn weiter zusammen.
    »Paride   … du tust mir weh«, flüstere ich und versuche, mich aus seinem Griff zu befreien.
    »Du hast mir auch wehgetan   … sehr weh, erinnerst du dich?«
    Nein, das stimmt nicht, du hast dir selber wehgetan. Es ist nicht meine Schuld, wenn du so ein gleichgültiges und unerträgliches Arschloch bist.
    »Erinnerst du dich?«, fragt er noch einmal.
    Eine Tür geht mit einem leichten Quietschen auf. Der Hausmeister erscheint mit Eimer und Wischmopp in der Hand. Er hat die Lehrertoilette gereinigt, da hat er also die ganze Zeit gesteckt.
    Paride lässt mich los. Er ist nicht so dumm, sich schon am zweiten Schultag einen Verweis einzufangen. Ich nutze die wenigen Sekunden, in denen er sich umdreht, um den Hausmeister durchzulassen, und renne los. Ich biege in einen Gang ein und renne noch schneller; ich weiß, dass er mich gleich wieder eingeholt hat.
    Plötzlich geht genau neben mir eine Tür auf. Ein Arm greift nach mir, zieht mich hinein und knallt sofort die Tür wieder zu. Ich versuche zu schreien, aber eine weiche, warme Hand hält mir den Mund zu.
    »Pssst«, flüstert es ganz leise.
    Ich reiße die Augen auf und verstehe erst nicht, wo ich mich befinde. Ich glaub aber, ich weiß, von wem die Hand ist.
    |80| »Federico?«
    Er kann meine Lippenbewegung von seiner Hand ablesen, die immer noch meinen Mund bedeckt.
    »Ja, aber hab keine Angst   … Nicht schreien«, fügt er rasch hinzu.
    Ich schüttele leicht den Kopf.
    »Gut, du möchtest doch nicht, dass er dich hier findet?«
    Ich schüttele energisch den Kopf.
    »Sehr gut«, flüstert er ganz nah bei mir.
    Er nimmt langsam die Hand von meinem Mund und lässt mich los. Jetzt begreife ich endlich, wo wir sind: Es ist das alte Chemielabor. Ein großer Raum mit vier im Halbkreis aufgestellten hölzernen Sitzreihen. An den Wänden stehen hohe Regale, in denen sich die unterschiedlichsten Behälter und Gerätschaften befinden. Hier kommt nie jemand rein.
    Wir stehen ganz nah beieinander.
    Er sieht mich mit seinem wunderschönen Gesicht an. Das durch ein kleines vergittertes Fenster hereinscheinende schummrige Licht betont seine hohen Wangenknochen und seinen vollen Mund. Die Unterlippe ist ein klein wenig dicker als die Oberlippe, was ihm ständig einen leicht schmollenden Ausdruck verleiht.
    Es ist eine irreale Situation. Ich fühle mich wie in einem dieser Träume, in denen du meinst, du allein könntest entscheiden, was als Nächstes passieren wird, obwohl du dir nicht ganz sicher bist. Genau so war es gestern Abend in seinem Garten.
    |81| Ich werde noch ein wenig röter.
    Er legt mir zwei Finger unter das Kinn. Jetzt werde ich knallrot und mein Herz schlägt wie verrückt. Endlich blicke ich hoch und sehe ihn direkt an.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt er mich mit seiner melodischen Stimme.
    »Ja   … aber du hättest ihm die Tür ins Gesicht schlagen können, wenn er mich eingeholt hätte.«
    Er lächelt.
    Ich habe ihn noch nie richtig lächeln gesehen.
    Sein ganzes Gesicht fängt an zu strahlen und seine schwarzen Augen blitzen auf.
    »Das wäre doch lustig gewesen.«
    »Was hast du auf dem Gang gemacht?«
    »Ich war auf der Suche nach einer Lehrerin. Ich sollte ihr ein paar Unterlagen bringen.«
    »Wenn du so lange brauchst, kriegst du sicher Ärger.«
    »Bestimmt nicht. Ich bin mit dem Test schon fertig   … weißt du was, er ging genau über
Das Gastmahl.
«
    »Was für ein Glück«, antwortet er ungerührt.
    »Genau. Und was machst du hier? Ist dein Klassenzimmer auf diesem Stockwerk?«
    Er schüttelt den Kopf. »Es ist oben. Ich konnte aber keinen besseren Platz als den hier finden.«
    »Besser wofür?«
    Er deutet mit der Schuhspitze auf eine Zigarettenkippe.
    »Ah, okay.«
    Er sieht mich wieder an, noch intensiver als vorher, ganz |82| so, als ob er mich wirklich hypnotisieren wollte. Er hat keine Augen, er hat zwei schwarze Projektile, die einen vollständig durchbohren und dabei die Seele festnageln.
    »Das ist keine schöne Sache«, murmelt er.
    »Das weiß ich.«
    Einen Moment lang schweigen wir.
    »Fang nie damit an«, fügt er hinzu, ohne seine Augen von mir abzuwenden. Es klingt mehr wie eine Bitte als ein Befehl.
    »Das habe ich nicht vor«, beruhige ich ihn. Ich fasse es nicht, wir stehen hier in diesem engen Raum und

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