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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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stelle dir Fragen.«
    »Das habe ich gemerkt, aber wozu?«
    »So fängst du an zu sprechen, denkst nicht zu viel nach und schläfst nicht ein.«
    Er legt sich neben mich und streckt sich auf dem Bett aus. Dann dreht er sich zu mir und blickt mir, auf den Ellenbogen gestützt, direkt ins Gesicht. Durch die Dunkelheit ermutigt fange ich an zu sprechen   … Ich erzähle von mir, von |114| meiner Familie, von Elena und wie ich sie am liebsten erwürgen würde. Ich erzähle ihm von Ginevra, von Lorenzo, von der Schule.
    Er stellt mir Fragen und ich antworte.
    Ich spreche über alles, über das, was ich mag, über das, was ich hasse und warum ich es hasse, und darüber, wie es mir geht. Ich erzähle ihm Dinge, die ich noch nicht einmal mir selbst erzählt habe. Von Elena und wie minderwertig ich mich manchmal ihr gegenüber fühle, wie ich ständig im Clinch mit ihr liege und andauernd mit ihrer scheinbaren Vollkommenheit konfrontiert werde. Er folgt interessiert jedem Wort von mir und zwingt mich sanft, die Augen wieder zu öffnen, wenn meine Lider vor Müdigkeit zufallen, indem er mir Fragen über Fragen stellt.
    Ich erzähle ihm, dass ich manchmal – wenn ich es nur könnte – genauso sein möchte, wie meine Eltern es sich wünschten. Andere Male dagegen bin ich glücklich, so zu sein, wie ich bin, was auch immer das sein mag.
    »Wieso, was bist du denn?«, unterbricht er mich. Aber dieses Mal ist es keine Frage, die mich zum Sprechen bringen soll. Ein neu erwachtes Interesse liegt in seiner Stimme.
    »Was meinst du?«
    »Warum hast du gesagt
was auch immer das sein mag

    Diese Frage bringt mich ganz durcheinander. Bei all dem Chaos, das in meinem Gehirn herrscht, muss ich mir jetzt auch noch klarmachen, dass ich anders bin als die anderen und dass das, was ich bin, von außen nicht zu sehen ist.
    »Ich bin ein Engel.«
    |115| Er erstarrt plötzlich, als er das Wort »Engel« hört. Er nimmt seine Hand von meinem Gesicht, das er bis vor einem Moment noch zärtlich gestreichelt hat, damit ich nicht einschlafe.
    »Ich weiß, dass man es nicht sieht«, erkläre ich. »Ich habe braune Haare und, na ja, ich bin nicht wirklich ein perfekter Engel.«
    Federico kneift kaum merklich die Augen zusammen und kleine Falten bilden sich auf seiner Stirn. Er schüttelt lächelnd den Kopf, aber es ist ein anderes Lächeln als sonst. Es liegt etwas Seltsames darin.
    »Du bist also ein Engel.«
    »Ja«, bekräftige ich. »Ein trauriger Engel, weil die Leute nicht einmal merken, dass er ein Engel ist.«
    »Es gibt eine Menge Dinge, die die Leute nicht merken«, sagt er mit rätselhafter Stimme. Dann beginnt er von Neuem, mit den Fingern über meine Wangen zu streichen, und nickt dabei – warum auch immer – ein wenig vor sich hin.
    Die Nacht verstreicht und Federico stellt mir eine Frage nach der anderen.
    Ich rede, rede und rede, vor lauter Müdigkeit weiß ich kaum noch, worüber ich rede, aber mein Kopf wird immer klarer. Die Wirkung der Droge lässt langsam nach. Nach sehr langer Zeit höre ich irgendwann auf zu sprechen. Ich warte auf die x-te Frage, aber sie kommt nicht. Ich drehe mich um und gucke neben mich.
    Er ist eingeschlafen.
    Seine Hand liegt immer noch auf meiner Wange.
    |116| Er sieht unschuldig aus, wie ein Kind. Ich hätte gerne den Schlüssel zu seinen Augen, die wie zwei verschlossene Türen aussehen. Dann könnte ich ihn in seinen Träumen treffen, dort wo er so plötzlich hingeglitten ist.
    Ich lächle. Wie gut, dass man ein Lächeln nicht hören kann.

|117| EIN ENGEL OHNE FLÜGEL
    Ich wache auf und habe keine Ahnung, wo ich bin.
    »Guten Morgen«, sagt eine wohlbekannte Stimme hinter mir.
    Ich richte mich schnell auf und mir ist ganz schwindelig. Ich zwinkere mit den Augen, massiere mir die Schläfen und versuche so, die Kopfschmerzen wieder loszuwerden.
    »Wie spät ist es?«, frage ich.
    »Zwei Uhr.«
    »Was? So spät schon!«
    »Keine Sorge, Ginevra hat deinen Eltern erzählt, dass du bei ihr übernachtet hättest. Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, glaube ich.«
    »Wart mal, ich bin sofort wieder zurück«, verspricht er und verschwindet aus der Tür.
    Ein paar Minuten später kommt er mit einem Glas Wasser und salzigen Kräckern wieder.
    »Das ist zwar nicht gerade ein Luxusfrühstück, aber es ist das Einzige, was bei deinem Zustand hilft.«
    Ich trinke ein bisschen Wasser und fühle mich sofort besser. Er sieht mich lächelnd an und schüttelt dabei den Kopf.
    |118| »Was ist?«
    »Ach, nichts. Ich

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