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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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zurückschubst, den ich gerade verlassen will? Ich gehe in die eine Richtung und es zieht mich in die andere. Immer dorthin, wo
er
schon auf mich wartet.
    Ganz in Gedanken versunken stoße ich fast mit Ginevra zusammen. Sie hat einen seltsamen Gesichtsausdruck. So düster. Ganz komisch, so kenne ich sie überhaupt nicht.
    »Hey, was ist denn los?«, frage ich besorgt.
    »Er hat mich nicht nach Hause gebracht.«
    »Äh, wer?«
    »Lorenzo, er begleitet mich doch sonst jeden Mittwoch.«
    »Ja stimmt   … und warum heute nicht?«
    Ginevra schüttelt den Kopf.
    »Er hat gesagt, dass er noch irgendwas erledigen muss. Und dann ist er einfach abgezischt   …«
    Man sieht ihr meilenweit an, dass sie ihm nicht glaubt.
    »Vielleicht musste er noch was für seine Eltern besorgen«, sage ich und versuche, eine Erklärung zu finden. Das muss ja |160| noch gar nichts heißen. Aber so, wie ich Lorenzo kenne, kommt es mir doch ungewöhnlich vor.
    »Vielleicht   …«, meine ich und stocke.
    Seit wir uns an jenem Abend auf dem Platz getroffen haben, ist er tatsächlich etwas seltsam drauf.
    »Vielleicht geht’s ihm grad nicht besonders gut«, sage ich schließlich. Ich will das Thema nicht weiter vertiefen. Auf keinen Fall werde ich Ginevra erzählen, wie ich Lorenzo in jener Nacht halb verblutet vor der Kirche gefunden habe.
    »Na komm, ich begleite dich ein Stück«, schlage ich ihr vor. »Ich heiße zwar nicht Lorenzo, aber bin vielleicht doch besser als niemand.«
    Sie nickt mir dankbar zu.
    Ich kann deutlich die finsteren und negativen Gedanken sehen, die sich hinter ihrer Stirn zusammenbrauen. Sie ist verwirrt und fühlt sich im Stich gelassen.
    Wenn es einem schlecht geht, dann kommt einem jeder kleinste Stein wie ein riesengroßer Berg vor. Ich kenne das nur zu gut. Und genau betrachtet werden aus vielen kleinen Steinen ja am Ende auch große Berge.
    Und aus Schneeflocken entstehen schließlich Lawinen.
    Ich schaue sie an: Sie ist so hübsch. Selbst wenn sie jetzt die Stirn runzelt und ihr Gesicht total angespannt wirkt. Auch wenn sie jetzt Gedanken quälen, die ich nicht verstehen kann.
    Sie würde mir gerne etwas sagen. Vielleicht brennt auf ihren vor Sorge gekräuselten Lippen eine Frage oder ein Zweifel, aber sie schweigt. Nicht so sehr weil ich es bin, sondern |161| weil man einen Gedanken, solange er ein Gedanke bleibt, vor den anderen und auch ein bisschen vor sich selbst verstecken kann   … In dem Moment, in dem man ihn ausspricht, muss man ihn akzeptieren, damit rechnen, dass er vielleicht Wirklichkeit wird.
    Wir verabschieden uns an einer Straßenkreuzung.
    »Meld dich, wenn was ist   …«, sage ich und mache mit der Hand ein Zeichen, als ob ich telefonieren würde. Ich grinse sie an.
    Sie grinst zurück.
    Dann gerate ich ins Grübeln. Vielleicht fühlt sich Lorenzo heute wirklich nicht gut. Vielleicht macht er eine schwierige Zeit durch. Die letzten Wochen waren für uns alle ja nicht gerade einfach.
    Werden wir jemals wieder zu unserem beschaulichen, friedlichen Leben zurückfinden, zu dem auf so beruhigende Weise monotonen Alltag? Ich weiß es nicht.
    Ein Auto schrammt nur ganz knapp an mir vorbei und reißt mich aus meinen Gedanken.
    »Verdammt, was soll das?«
    Das Auto überholt mich, ohne dass der Fahrer auch nur ein bisschen vom Gas runtergeht.
    Während es an mir vorbeiprescht, erkenne ich es.
    Es ist Lorenzos Auto. Ganz klar zu erkennen an der türkisgrünen Farbe und an dem durch einen misslungenen Ausparkversuch leicht beschädigten Rücklicht.
    Aber warum fährt er in diese Richtung? Er wohnt doch gar nicht dort. Während sich der Wagen von mir entfernt, |162| beuge ich mich nach vorne, um einen Blick ins Autoinnere zu erhaschen.
    Ich sehe Lorenzos blonden Kopf.
    Also ist es sein Auto.
    Ich blicke auf den Beifahrersitz und das Blut gefriert mir in den Adern.
    Neben ihm sitzt jemand.
    Und ganz sicher ist es nicht Ginevra.
    Lorenzo, du Riesenidiot, was machst du da eigentlich?
    Vielleicht bin ich auch nur unheimlich paranoid, vielleicht ist alles nur ganz harmlos.
    Aber wenn es so harmlos ist, warum hat er es dann Ginevra nicht erzählt?
    Ich möchte zu gern wissen, was da los ist.
    Ich mache einen entschlossenen Schritt vom Gehsteig auf die Straße, dann halte ich inne. Im Grunde geht mich das ja gar nichts an, na ja, höchstens ein kleines bisschen. Aber darf ich deswegen seine Privatsphäre verletzen? Ich trete zurück auf den Bürgersteig.
    Andererseits ist es doch kein Verbrechen, hier

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