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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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schlinge meine Arme um sie und sie heult und heult. Sie vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter und weint so lange, bis keine einzige Träne mehr da ist.
    »Was ist passiert?«, frage ich sanft.
    Mit leiser Stimme versucht sie, zwischen den immer wieder hochkommenden Schluchzern zu sprechen.
    »Wir haben Schluss gemacht   …«
    Sie wischt sich das tränennasse Gesicht ab. Sie wirkt hilflos und schwach, gerade sie, die doch so viel Kraft hat, die mir immer wieder Mut macht, sie, die sonst vor Energie strotzt.
    »Aber wieso denn? Was ist passiert?«
    So starke Gefühle können sich doch nicht plötzlich in Luft auflösen, sie können nicht von heute auf morgen verschwinden, denn das würde ja letztendlich bedeuten, dass sie nie wirklich existiert haben.
    Ginevra beißt sich auf die Unterlippe.
    »Er hat gesagt, dass er es nicht mehr aushält und dass es für uns beide das Beste wäre   …«
    Das kann nicht sein
,
das kann er nicht gesagt haben.
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, fragt sie tonlos.
    »Du hast sicher keine Lust, nach Hause zu gehen, oder?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Im Moment könnte ich nicht einmal mein Zimmer ertragen, alles erinnert mich an ihn   …« Sie vergräbt das Gesicht in den Händen und ich streichle sie sanft.
    |243| »Du kannst doch bei mir schlafen, das ist überhaupt kein Problem.«
    Sie schaut mich skeptisch an, während sie weiter auf ihrer Lippe kaut.
    »Bist du sicher? Ich möchte auf keinen Fall stören.«
    »Ach, was redest du denn da?« Ich lächle sie sanft an. »Ich kann dich doch in so einem Moment nicht allein zu Hause sitzen lassen!«
    Sie seufzt schwer. Die Tränen steigen ihr wieder in die Augen, sie sind wie glitzernde Perlen, wie klare Diamanten, die in ihren Lidern glänzen und ihre Wangen benetzen.
    Ich umarme sie.
    »Gib mir was von deiner Traurigkeit«, sage ich zu ihr.
    Und ich meine es auch so. Ich würde so gerne ein bisschen was von ihrem Schmerz übernehmen, ihre Gedanken erleichtern, sie von dem Liebeskummer befreien und die Bestie, die ihr Herz auffrißt, vertreiben.
    »Ich weiß aber nicht, wie ich das machen soll«, murmelt sie immer noch zitternd in meine Schulter hinein.
    »Komm, lass uns nach oben gehen. Uns wird schon irgendwas einfallen.«
    Wir gehen ins Haus und ziehen viele schwarze Wolken und ein verletztes Herz hinter uns her.

|244| ES IST ALLES SO FURCHTBAR KOMPLIZIERT
    Nachdem wir uns schnell beim Pizzaservice eine große Margherita bestellt haben und ich nach allen Kräften versucht habe, sie ein wenig zu trösten, ist Ginevra schließlich erschöpft auf meinem Bett eingeschlafen. Die Haare fallen ihr in dunklen, weichen Locken über die Stirn und bedecken einen Teil ihres müden, blassen Gesichts. Sie sieht aus wie eine Blüte. Eine Blüte, die vom Ast gerissen wurde und jetzt auf dem Boden liegt, ein wenig zerdrückt zwar, aber immer noch wunderschön.
    Bis zum Schluss hat sie mir nicht erzählt, was genau passiert ist. Ich habe also keine Ahnung, was in Lorenzos Kopf vorgeht, und ich glaube, nicht einmal sie weiß das.
    Ich sehe sie an. Ich möchte ihr so viele Dinge sagen, aber auf keinen Fall will ich den zarten Schlaf stören, in den sie gerade gesunken ist. Dabei würde ich so gerne meine heutigen Erlebnisse mit ihr teilen. Ich würde sie am liebsten wach rütteln und ihr sagen, dass heute der schönste Tag meines Lebens gewesen ist, aber ich kann es nicht, denn für sie war es sicher der allerschrecklichste. Ich will ihr ja auch nicht mein Glück um die Ohren schlagen.
    Es ist schon komisch: Der eine wird vom Leben beschenkt und dem anderen wird wieder etwas genommen. Es gibt |245| einen ständigen wackligen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen. Mir kommt es jedenfalls so vor, als hätte ich mit meinem Glück ihr Glück gestohlen.
    Ich nicke schließlich auch ein, auf dem Sessel. In meinen Rücken bohrt sich ein Buch, das ich irgendwann mal zwischen den Kissen vergessen habe.
    Auf einmal vibriert mein Handy. Ich wache auf.
    Es ist drei Uhr morgens.
    Ich fische das Telefon zwischen den Sesselkissen heraus und antworte mit einem Gähnen.
    »Vicki? Hallo, ich bin’s. Geht’s dir gut?«
    Es ist Lorenzo.
    »Na ja, ich habe gerade mit einem Buch im Rücken geschlafen«, antworte ich und unterdrücke eine weitere Gähnattacke.
    »Oh, tut mir leid   …«
    »Ist okay.«
    »Ist Ginevra bei dir?«
    »Ja, sie schläft gerade.«
    Stille. Ich kann seinen Atem am anderen Ende des Telefons hören.
    »Ich muss mit dir reden«, sagt er mit

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