Die Liebe ist ein Daemon
können.
Wir zwei sind nun einmal nicht perfekt, wir sind unvollständdige Wesen, im Guten wie im Schlechten. Und doch ist jedes Geschöpf auf seine Weise wunderbar und einzigartig … wie du, mein Engel.
Ich weiß nicht, ob du an die Liebe glaubst, ich weiß es nicht mehr. Du hast mir aber einmal gesagt, dass du Angst hätttest, die Liebe nicht zu finden oder sie für immer zu verlieren. Hoffentlich stimmt das noch. Viele Menschen glauben ja eher an den Hass oder an die Gleichgültigkeit als an die Liebe. Ich gehöre nicht dazu, ich bin ja auch kein Mensch.
Und ich liebe dich.
Dann folgt ein ziemlich großer weißer Zwischenraum. Darunter stehen weitere Worte, die anscheinend erst später hinzugefügt wurden.
Bis gestern habe ich geglaubt, dass wir uns nur selbst im Weg stehen würden
Aber jetzt hab ich verstanden, dass es nicht nur um uns zwei geht, sondern dass alles ziemlich verworren und kompliziert ist. Ich habe mit Lorenzo gesprochen. Er hat das große Glück, dich sehr viel länger und besser zu kennen als ich, der erst vor ein paar Monaten in dein Leben gestolpert ist.
Irgendwie kann ich dich verstehen, Vicky, mein Engel, der nicht fliegen kann und sich deswegen viele Fragen stellt.
Aber leider steck ich nicht in deinen Gedanken, ich kann nicht |281| in dein Herz gucken, selbst wenn ich es noch so gerne tun würde – du weißt gar nicht, wie gerne – ich kann dir also nicht sagen, was gut oder schlecht, richtig oder falsch ist.
Das musst du schon selber wissen, Engelchen.
Ich hab dir noch etwas geschrieben, ganz spontan. Ein paar Worte, sie sind für dich. Ich war so unsicher, dass ich sie immer wieder gelesen habe, aber am Ende habe ich sie so gelassen, wie sie sind:
Ich wünsche dir, dass du irgendwann das wahre Glück findest. Dass du glücklich bist – und niemanden deswegen um Entschuldigung bitten musst.
Ich wünsche dir, dass du dich auch über die kleinsten Sachen im Leben freuen kannst. Über den Wind auf dem Gesicht oder über die Sonnenstrahlen im Januar, wenn es so kalt ist, dass man schon die Hoffnung verloren hat, ob die Sonne jemals wieder zurückkommt, um den Boden zu wärmen.
Ich wünsche dir, dass du immer das bist, was du sein möchtest. Dass du auf deine Stimme hörst – sie ist wichtiger als tausend andere Stimmen, denn sie gehört dir allein.
Ich wünsche dir, dass du deine Träume erreichst. Fang sie mit einem Schmetterlingsnetz ein, wenn sie zu weit oben fliegen und du sie nicht zu fassen kriegst, aber höre nie auf, für deine Träume zu kämpfen, verliere nie die Lust, sie wahr zu machen.
Ich wünsche dir, dass es dir eines Tages oder eines Nachts gelingt, die Sterne zu zählen.
Ich wünsche dir einen Tag, der nie zu Ende geht, und eine Nacht, die so lang dauert, wie du es gerne möchtest.
|282| Ich wünsche dir, dass du immer deiner Hoffnung folgst, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Und ich wünsche dir, dass du ihr niemals beim Sterben zusehen musst.
Ich wünsche dir, dass du verstehst, was richtig und was falsch ist. Aber du sollst es für dich verstehen und nicht für die anderen.
Ich wünsche dir, dass du weinen kannst. Über die schönen und über die schrecklichen Dinge im Leben.
Ich wünsche dir, dass du dein Lachen nie verlierst.
Und ich hoffe so sehr, dass ich eines Tages bei dir sein kann, um dieses Lachen zu sehen.
Ich liebe dich.
Federico
|283| HEAVEN FROM HELL
Es ist Winter. Tiefster Winter, die Luft ist trocken und kalt und die Straßen sind gefrorener Asphalt. Das Licht der Dämmerung dehnt die Schatten, macht sie länger und schmaler. Mein Schatten geht mir beim Laufen voraus, er scheint mich zu führen, wie ein mich begleitender Geist. Vielleicht ist es auch das Spiegelbild meiner eigenen Seele, das dort auf den grau-orangefarbenen Gehsteig fällt.
Ich folge meinem dunklen Abbild, die untergehende Sonne leuchtet mir in den Rücken und färbt meine Jeans und meinen Anorak rot. Ich lasse die Sonnenstrahlen durch die Spalten meiner aufgespreizten Finger scheinen.
Im Licht des winterlichen Sonnenuntergangs sieht alles so beruhigend aus. So friedlich und ruhig. Doch bald ist die Sonne weg und der Abend beginnt, der so viel dunkler und abweisender ist und mich noch einmal fragen wird, ob ich auch wirklich weiß, was ich da gerade tue.
In der Zwischenzeit bin ich am Tor angekommen. Es steht offen.
Das orangene Licht hat endgültig dem blauen Schimmer der Dämmerung Platz gemacht. Es ist aber noch nicht ganz |284| dunkel und
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