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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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Schulhefts knickt. »Wenn ich glücklich bin, ist sie das auch. Außerdem wollten wir ja in diese Stadt. Dann kann sie sich also kaum beschweren, wenn ich mit den Leuten hier Bekanntschaft schließe«, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
    »Hoffentlich müsst ihr nicht gleich wieder gehen«, sage ich leise und drücke fest seine Hand.
    »Keine Angst, solange uns niemand Fragen stellt oder uns irgendwie verdächtigt, haben wir überhaupt nichts zu befürchten.«
    Ich hoffe so sehr, dass er damit recht behält.
    Er malt mir mit seinem Finger Kringel ins Gesicht und streicht mir zärtlich über die Augen und die Wangen.
    »Eines Tages wirst du mir das alles erklären, ja? Und mir erzählen, wovor ihr davonlauft?«
    Er nickt.
    |292| »Das werd ich tun, aber   … erst wenn ich sicher bin, dass du dann keine Angst vor mir bekommst«, sagt er lachend.
    Mal wieder typisch, denke ich, er will mit einem Lachen von sich ablenken.
    »Du bist so ein verdammter Mistkerl«, flüstere ich, mache die Augen zu schmalen Schlitzen und versuche, ganz böse zu gucken.
    »Ja, genau! Du kannst auch gern verfluchter Mistkerl sagen, das ist mir total egal.«
    Jetzt muss ich auch lachen.
    Er gibt mir einen flüchtigen Kuss. Ganz plötzlich, während ich immer noch lache. Er hat mich schon wieder überrumpelt, dieser dreimal verfluchte Mistkerl.
    Die Emotionen steigen in mir hoch, bis sie meinen Kopf ganz füllen, sie heben mich hoch in den Himmel und setzen mich auf eine weiche Wolke. Dort frage ich mich, wer ich bin und was ich hier eigentlich mache.
    Ich lege die Hände auf seinen Hals und spüre, wie sein Blut sanft unter der weichen Haut vibriert. Ich bin so glücklich, dass ich am liebsten sterben würde.
    »Willst du es wirklich wissen?«, haucht er mehr, als dass er spricht. Aber ich kann die Wörter von seinem Mund ablesen.
    Ich nicke.
    »Und du wirst auch keine Angst bekommen?«
    »Um Angst zu haben, ist es jetzt zu spät.«
    Er seufzt. »Ist gut   … Wenn du einen Moment wartest, zeig ich dir was.«
    |293| Er steht auf und verschwindet im Haus. Ich warte und frage mich, was er wohl gerade holt. Einen Brief, ein Schmuckstück, vielleicht eine Kiste   … kurz darauf steht er wieder vor mir. Er hat ein Buch in der Hand. Ein Buch, das mir sehr bekannt vorkommt.
    »Das Buch haben auch meine Eltern!«
    »Das hab ich mir fast gedacht.«

|294| ICH FAHRE WEG
    Der Himmel verfolgt sie sogar im Meer
    und das Meer spuckt sie wieder auf die Erde
    und die Erde wirft sie in die Strahlen der unermüdlichen Sonne
    und die Sonne schickt sie weiter in die Wirbel des Himmels.
    Alle weichen voller Abscheu vor ihnen zurück.
    Haben sie dann die gerechte Strafe erhalten
    und wurden geläutert,
    dann nehmen sie den Platz und den Rang wieder ein,
    den die Natur ihnen verliehen hat.
     
    »Das ist also unsere Strafe, aber irgendwann muss sie ja auch ein Ende haben«, erklärt er mit einem bitteren Lächeln.
    »Das versteh ich nicht so ganz   …«
    Er grinst mich an.
    »Du bist eben ein ziemlich ahnungsloser Engel.«
    Er lässt echt keine Gelegenheit aus, um sich über mich lustig zu machen. Aber irgendwie freut mich das auch, am Ende ist das vielleicht die einzige Art, mit unserer absurden Situation umzugehen.
    »Meine Geschichte ist wie deine Geschichte, nur anders herum«, fährt er fort. »Ihr seid die Guten, wir sind die |295| Bösen. Wir sind die, die nicht gehorcht haben. Ihr seid die Seligen, wir die Verdammten. Aber wir sind auch Engel, gefallene Engel.«
    »Gefallene Engel?«
    »Ja. Und dazu gibt es auch noch Nora und mich, aber das wird zu kompliziert.«
    »Dann erklär es mir.«
    Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Es ist, als ob er mich ganz genau kennen würde, als ob er schon wissen würde, was ich als Nächstes tun oder sagen werde. Er hat das Buch bereits wieder zugeschlagen.
    »Nora ist die Schwester meiner Mutter«, beginnt er zu erzählen, so langsam, als ob er sich erst alle Fragmente seiner Geschichte ins Gedächtnis rufen müsste. »Ihre jüngere Schwester. Ich hab dir ja schon gesagt, dass meine Eltern gestorben sind, als ich noch klein war. Es ist jetzt schon richtig lange her«, fährt er fort und streicht mir gedankenverloren über die Finger. »Sie wurden ermordet, hingerichtet, nur weil sie Nora beschützen wollten.«
    Nach einem tiefen Seufzer fährt er fort.
    »Nora hatte sich verbotenerweise in einen Menschen verliebt. Ihr wurde der Prozess gemacht. Meine Eltern haben sie in Schutz genommen, aber am Ende wurde

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