Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
Weiß sei. Ich wollte das Ende nicht akzeptieren, den nächsten Schritt nicht vollziehen. Ich wollte nicht aufgeben, weil ich immer noch an unsere Beziehung glaubte.
Konnte es sein, dass einige der schmerzhaftesten und langwierigsten Trennungen des Lebens das Resultat unseres Kampfes waren – nicht um die eigentliche Beziehung, sondern weil wir nicht aufhören konnten, an das Allheilmittel zu glauben? Wir alle hatten genaue Vorstellungen davon, wie unsere Zukunft aussehen sollte. Wir träumten, mit wem wir diese Zukunft gemeinsam verbringenwollten. Wir knüpften unsere Träume an diese Person. Also ging es bei den Beziehungen, über die wir nicht hinwegkamen, vielleicht mehr darum, dass wir bedauerten, diese ganz besonderen Träume aufgeben zu müssen, Träume, die wir um diesen Menschen herum gesponnen hatten, die wir an diesen Menschen geknüpft hatten, die wir mit diesem Menschen hatten teilen wollen? Vielleicht war die Trennung von Gabriel gar nicht deshalb so schmerzhaft, weil ich traurig war, Gabriel, den Mann, zu verlieren? Vielleicht war ich so unendlich traurig, weil ich all die Träume , die ich an Gabriel geknüpft hatte, aufgeben musste? Vielleicht waren es diese Träume gewesen, um die ich so hart gekämpft hatte? Vielleicht waren es diese Träume, die ich versucht hatte wiederzubeleben, lange nachdem unsere Beziehung so ganz offensichtlich gescheitert war? Ich hatte mir die Augen aus dem Kopf geheult und gedacht: Das kann doch nicht das Ende gewesen sein. Es kann doch nicht so ausgehen. Ich will es so sehr. Was ich aber eigentlich gewollt hatte, waren das Leben und die Träume, die ich mit Gabriel verbunden hatte.
„Die Sache ist die, Darling“ – Grandma steckte schon wieder kopfüber in einer von den Einkaufstüten von Liberty – „dadurch, dass sie nicht zugibt, dass die Dinge so sind, wie sie sind, dadurch, dass sie die Realität der gegenwärtigen Situation nicht sehen will, verliert Jenny Zeit. Das ist das, was die Liebe ihr stiehlt, Zeit, ihre Lebenszeit. Dein Großvater hätte es absolut lächerlich gefunden, dass ich so viele Jahre damit verbracht habe, ihn zu vermissen, was ich übrigens noch immer tue.“
„Und ich, Schätzchen, habe genau dasselbe getan“, flötete Delaware. „Ihr wisst, dass ich nach meiner Scheidung jahrelang nicht gearbeitet habe. Aber ich habe absolut nichts gewonnen, weder als ich den Niedergang meiner Ehe ignoriert habe, als ich noch mittendrin steckte, noch als ich hinterher jahrelang wegen der Trennung getrauert habe. Und diese Zeit gibt einem keiner zurück.“
„Hier ist es!“, rief Grandma und stellte bis auf eine sämtliche Einkaufstüten beiseite. „Eine Sekunde lang fürchtete ich schon, ich hätte vergessen, es mitzubringen. Hier, für dich, Schatz“, sagtesie und reichte mir die Tüte. „Peter Parker hat mich gebeten, dir das zu geben.“
„Peter Parker hat es dir gegeben? Was ist das?“
Federico hatte bereits wie ein hungriger Wolf die Witterung aufgenommen. Ich verscheuchte ihn mit einer Handbewegung.
„Als wenn ich wüsste, was darin ist, Darling! Ich schnüffele doch nicht in den Sachen von anderen Leuten herum.“ Josephine lächelte Delaware an, die das Lächeln strahlend erwiderte. Ganz offensichtlich schnüffelten sie doch in anderer Leute Sachen herum.
„Mach erst die Karte auf“, sagte sie und zog sie zielsicher aus der Tüte.
„Okay …“, meinte ich und schenkte ihr einen misstrauischen Blick, bevor ich langsam die Karte öffnete. Die anderen saßen ungeduldig auf der Kante ihrer Stühle und beobachteten mich neugierig. Federico war schon fast auf meinem Schoß geklettert. „Es ist … eine Geburtstagskarte. Das ergibt doch keinen Sinn. Ich habe nicht Geburtstag.“
„Nein, da steht noch mehr auf der anderen Seite“, ließ Grandma verlauten und drehte die Karte herum. Sie könnte wenigstens so tun, als hätte sie sie nicht gelesen.
Liebe Seeräuberin Kate,
ich habe fünfzehn deiner Geburtstage versäumt.
Das kann ich nicht mehr rückgängig machen, aber ich kann
dir Geschenke kaufen.
Bis Freitag um halb sieben.
Jetzt hast du keine Ausreden mehr.
Liebe Grüße
Peter Parker
„Was, zum Teufel, steckt in dieser verflixten Tüte?“, schrie Federico und wedelte wild mit den Händen herum wie Dustin Hoffman in „Rain Man“.
Ich öffnete die große Tüte von Liberty und fand darin ein nagelneuesPaar Laufschuhe in – so vermutete ich zumindest – meiner Größe sowie Laufklamotten von Stella McCartney für
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