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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Holztisch ist vor das Fenster geschoben.
    Im Schrank hängen noch ein paar Kleider. Decken. Holzbügel, die leer baumeln.
    Auf dem Bett liegt eine prächtige Überdecke.
    Marie geht hinein. Tintenflecke sind in das Holz des Tisches eingedrungen, eine Ausgabe der Zeitschrift Arts et Vie , eine alte Lampe. Sie öffnet die Schublade: zwei Füller, ein Knopf mit einem Fadenrest, ein toter Skarabäus, ein Verlängerungskabel, ein Wecker und ein Röhrchen Aspirin.
    Auf einem Regal Bücher.
    Marie legt sich auf das Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    Sie steht wieder auf und setzt sich an den Tisch.
    In einer zweiten Schublade findet sie eine stehen gebliebene Uhr. Sie zieht sie auf, der Sekundenzeiger bewegt sich. Es liegen auch Kerzen in der Schublade, kleine Scheren, eine Postkarte aus Brüssel und ein Buch von Jean-Paul Sartre. An der Wand, mit Heftzwecken befestigt, ein Zitat von Baudelaire.
    In dem Buch das Foto einer Frau, die auf einer Bühne steht, in einem seltsamen Kostüm, in der Hand hält sie eine Maske. Auf der Rückseite eine Widmung: »September 1997. Für meine Freundin Isabelle.«
    Darunter eine lange und hohe Unterschrift.
    Marie legt das Foto zurück.
    Sie nimmt es wieder in die Hand.
    Das Bühnenbild sagt ihr etwas, sie hat es schon einmal gesehen, erinnert sich nicht, wo.
    Isabelle ist im Wohnzimmer.
    »Ich habe das hier gefunden«, sagt Marie.
    Sie erwähnt nicht, dass sie in das blaue Zimmer hinaufgegangen ist.
    Isabelle rückt ihre Brille zurecht, nimmt die Aufnahme.
    »Das ist Mathilde …«
    Sie dreht es um, liest die Widmung.
    »Wo hast du es gefunden?«
    »In einem Buch.«
    »Dieses Foto ist im Chien-Fou aufgenommen worden … Ich weiß nicht mehr, was sie gespielt hat … Du solltest in ihre Vorstellung gehen … Sie spielt in Die Brücken am Fluss , im Minotaure, gleich nebenan. Falls das Personal nicht streikt, natürlich …«
    »In wessen Vorstellung?«
    »Na, in Mathildes!«
    Sie legt das Foto auf das Regal des Bücherschranks.
    »Ich muss einen Rahmen dafür finden.«

M arie verlässt die Wohnung, geht die Stufen hinunter, die Hand am Geländer, öffnet die Tür und läuft durch die Rue Bonneterie und die Rue de la République zum Kloster Saint-Louis.
    Die Buchhandlung ist geöffnet.
    Festivalbesucher warten, um Karten zu kaufen.
    Marie schlendert zwischen den Tischen hindurch. Sie findet Bücher der Éditions O. Schnadel, fährt mit dem Finger über die Buchrücken.
    Ultimes déviances .
    Sie nimmt das Buch heraus.
    Öffnet es.
    In der Mitte wie bei den anderen zwei Doppelseiten aus Hochglanzpapier mit Fotos.
    Marie blättert sie um.
    Da ist das Foto, das sie sucht, identisch mit dem, das sie im blauen Zimmer gefunden hat. Versehen mit einer Bildlegende: »Reise ans Ende der Nacht, Mathilde Monsols .«
    Auf der folgenden Seite ein weiteres Foto von ihr.
    Auf dem Buchdeckel steht derselbe Name, Mathilde Monsols.
    Innen, als Untertitel: Anamorphose .
    Marie wird blass. Langsam wird ihr bewusst, dass sie den Text ihres Bruders in der Hand hält, veröffentlicht unter dem Namen einer anderen.

D as Théâtre du Minotaure liegt in einer kleinen Straße hinter dem Papstpalast.
    Marie erreicht es über den Bürgersteig auf der Schattenseite. Festivalbesucher sitzen müde herum. Ein Mann erklärt ihnen, dass die Vorstellung abgesagt worden ist, drinnen befinden sich Streikende, die fest entschlossen sind, alles zu blockieren.
    In der Hand hält er seine Eintrittskarte. Er wartet, hofft. Zweifelt.
    Marie hebt den Kopf. In großen Buchstaben steht dort der Name der Jogar. Presseartikel sind ausgehängt: »Mehrere Schauspieler haben es versucht, ihnen ist es gelungen.«
    Darunter ein Foto von ihr an der Seite von Phil Nans.
    Hinter einer Glasscheibe sind weitere Fotos ausgestellt.
    Marie hat das Buch gekauft.
    Sie setzt sich auf den Bürgersteig. Ist korrigieren das Gleiche wie schreiben? Odon sagt, dass Mathilde Anamorphose überarbeitet habe, weil sie ihm den zündenden Funken geben wollte. Hat sie deswegen auch den Titel geändert?
    Sie weiß nicht mehr, ob das, was sie da in den Händen hält, noch das Buch ihres Bruders ist oder ob es zu etwas anderem geworden ist.
    Odon hätte Pauls Namen auf den Umschlag drucken lassen können. Vielleicht bringt es Unglück, Tote zu veröffentlichen.
    Er hätte seinen Namen hinzufügen sollen. Wenigstens klein. Wenigstens im Innern.
    Ein Skarabäus kriecht vorbei, im Rinnstein. In einer Zeitschrift hat sie gelesen, dass diese Insekten auch ohne

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