Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Wohnung und stand zuerst ziemlich verloren im Flur herum.
„Setz Dich doch auf die Couch“, sagte Andrea und zeigte in Richtung Wohnzimmer. „Willst Du etwas trinken?“
„Ich weiß nicht.“
„Okay, setzt Dich einfach schon mal. Ich bringe etwas.“ Andrea holte zwei Gläser und stellte eine Flasche Mineralwasser und Saft dazu. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Sie wollte ihn gerade ausmachen, als Nicole sagte: „Lass ihn ruhig an. Ein bisschen Berieselung wäre ganz schön.“
„Gern. Hast Du denn heute überhaupt schon was gegessen?“ Andrea stellte fest, dass Nicole ziemlich blass aussah.
„Nicht wirklich. Aber ich glaube, ich bekomme auch gar nichts runter.“
„Schauen wir mal.“ Andrea legte noch eine Decke über Nicole, dann ging sie in die Küche und richtete ein paar kleine Brote. Dazu schnitt sie Gurke-, Paprika- und Tomatenstücken. Als alles fertig war, brachte sie die Sachen auf einem Tablett raus und stellte sie auf den Couchtisch.
„Du machst mir jetzt wirklich ein schlechtes Gewissen“, meinte Nicole.
„Wieso?“
„Weil Du Dir solche Mühe machst und ich gar keinen Appetit habe.“
„Papperlapapp, der Appetit kommt beim Essen, hat meine Mutter immer gesagt. Außerdem werde ich es zur Not alleine aufessen. Also, mach Dir mal keine Sorgen.“
Andrea setzte sich nun mit auf das Sofa und legte auch einen Teil der Decke über sich. Sie schalteten im Fernsehen hin und her, bis sie eine Dokumentation über das alte Ägypten fanden, die recht interessant zu sein schien. Skipper war mittlerweile auch am Balkonfenster aufgetaucht und Andrea ließ ihn rein. Nach einem kleinen Ausflug zum Fressnapf kam er auf die Couch und rollte sich auf Nicoles Beinen zusammen, wo er ein Nickerchen hielt. Ab und zu sah Andrea zu Nicole herüber, der immer mal wieder Tränen über das Gesicht liefen und sie sich leise die Nase putzte. Irgendwann griff sie dann aber tatsächlich bei den Schnittchen zu und begann zu Essen.
„Danke“, sagte Nicole, als der Teller schließlich leer war, „es hat wirklich gut getan.“
„Gern geschehen. Und da Du jetzt etwas im Magen hast, kann ich Dir auch mit gutem Gewissen ein Glas Wein anbieten, wenn Du willst.“
„Ja, ich glaube heute Abend wäre das genau richtig. Aber Vorsicht, ich vertrage nicht sehr viel.“
„Ich werde ein Auge darauf haben“, versicherte Andrea und ging in die Küche um Wein und Gläser zu holen.
Wie sie schnell feststellte, hatte Nicole entweder untertrieben oder der anstrengende Tag forderte seinen Tribut. Nicole hatte das erste Glas kaum leer, da rutschte sie immer tiefer in die Couch hinein. Irgendwann legte sie ihre Beine auf Andreas Schoß, murmelte noch etwas und schlief ein. Andrea blieb noch eine halbe Stunde vor dem Fernseher sitzen, dann machte sie die Flimmerkiste aus und stand vorsichtig auf, um Nicole nicht zu wecken. Skipper sprang ebenfalls vom Sofa, um sein Frauchen ins Schlafzimmer zu begleiten.
Am nächsten Morgen war Andrea schon früh wach. Sie schlich rüber ins Wohnzimmer und sah, dass Nicole noch immer eingekuschelt auf dem Sofa lag. Leise zog sie sich an und schrieb einen Zettel, den sie vorsichtig auf den Couchtisch legte. Als sie die Wohnung verließ, wollte Skipper mit ihr raus. „Nein, Du bleibst hier, damit unser Gast nicht ganz alleine ist.“ Sanft zog sie die Tür hinter sich zu, nachdem sie den Kater wieder in die Wohnung geschoben hatte.
Skipper war gar nicht damit einverstanden, dass er nicht mit raus durfte. Seine Laune wurde auch nicht besser, als er zum Futternapf stapfte. Den hatte sein Frauchen, warum auch immer, nämlich gar nicht gefüllt. Er beschloss daher den Katzenkratzbaum ordentlich zu malträtieren, bevor ihm wieder in den Sinn kam, dass da ja noch jemand auf der Couch lag. Und schwups, befand er sich in gewohnter Weise auf Nicoles Oberkörper und leckte ihr Gesicht ab.
Die wachte auch wie erhofft auf. „Bäh, Skipper, lass das.“ Nachdem sie den Kater von sich runter geschoben hatte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht in ihrem Bett, sondern auf Andreas Couch lag. Auch dass Flecki nicht mehr da war, kam sofort wieder in ihre Erinnerung und im gleichen Moment stiegen die Tränen in ihr hoch. Sie zog Skipper wieder zu sich heran und kuschelte so lange mit ihm, bis sie sich beruhigt hatte. „Wo ist denn eigentlich Dein Frauchen?“, fragte sie ihn, während sie ein letztes Mal über seinen Kopf streichelte. Da sah sie Andreas Zettel auf dem Tisch liegen. „Bin kurz Brötchen
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