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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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auf. Als er den ersten Scheck über 50 Pfund bekam, musste ich ihn zurückhalten, sonst hätte er seinem Wohltäter die Hand geküsst. Über die erste Füllfeder geriet er beinahe in Ekstase und beim Anblick eines Expanders brach er in Freudentränen aus. »Ein empfindsames Kind«, bemerkte seine Mutter. »Und so begeisterungsfähig!«
    Die Sammelstelle für Geschenke wurde im Zimmer meiner jüngsten Tochter Renana eingerichtet und mein ältester Sohn Raphael übernahm es, die Beute zu ordnen.
    Die festliche Atmosphäre trübte sich ein wenig, als ein zur Prunksucht neigender Geschäftsmann mit einem Scheck in der exhibitionistischen Höhe von 250 Pfund eintraf. Neben solcher Großzügigkeit verblassten sämtliche Kompasse und Enzyklopädien. Immer nachlässiger murmelte von da an der junge Vollbürger sein »Danke … nicht notwendig …« und bald darauf beklagte er sich bei mir über zwei soeben eingetroffene Gäste, von denen er nichts weiter bekommen hatte als einen Händedruck, was wirklich nicht notwendig war. Ich behielt die beiden Geizkragen scharf im Auge und sah mit hilfloser Empörung, wie sie sich am Buffet gütlich taten.
    »Nur Geduld«, tröstete ich meinen wütenden Sohn. »Die kriegen wir noch. Geh auf deinen Kontrollposten.«
    Im Allgemeinen durfte man jedoch mit den Geschenken zufrieden sein, obwohl sie von wenig Fantasie zeugten und zahlreiche Duplikate aufwiesen. Es wimmelte von Feldflaschen, Ferngläsern, Kompassen und Füllfedern und die Expander vermehrten sich wie die Kaninchen. Wer hätte gedacht, dass diese Instrumente so billig sind.
    Wir empfanden es geradezu als Erlösung, als die Seligs mit dem Minimodell eines zusammenlegbaren Plastikboots ankamen. Amir vergaß sich und sagte statt des üblichen »Danke nicht notwendig« mit anerkennendem Kopfnicken: »Nicht schlecht.«
    Ich selbst schlüpfte von Zeit zu Zeit aus meiner Rolle als freundlicher Gastgeber, um Inventur zu machen. Die Bücher hatten sich mittlerweile zu Türmen hochgeschichtet: preiswerte Ausgaben der Bibel, Reisebeschreibungen und ein Bändchen mit dem zunächst rätselhaften Titel »Hinter dem Feigenblatt«, das sich als Anleitung zum Geschlechtsverkehr für Minderjährige entpuppte. Und irgendein Idiot hatte meinem Sohn ein »Lexikon des Humors« geschenkt, in dem der Name seines Vaters nicht erwähnt war. Ich gab Auftrag, dem Kerl keine Getränke anzubieten.
    In einer Kampfpause versuchte ich mich an dem Expander und stellte befriedigt fest, dass ich ihn über zwei Stufen spannen konnte. Außerdem beschlagnahmte ich einen Füllfeder. Es waren sowieso schon zu viele. Amir sollte sich nach der Feier eine aussuchen, meinetwegen sogar zwei und den Rest würden wir umfunktionieren.
    Im Übrigen veränderte sich der Charakter meines rothaarigen Sohnes gewissermaßen unter meinen Augen. Er hatte längst aufgehört, die ankommenden Gäste zu begrüßen. Die stumme Gebärde, mit der er ihnen entgegensah, bedeutete unverkennbar: »Wo ist das Geschenk?« und die Stimme, mit der er sich bedankte, klang je nach den gegebenen Umständen von herzlich bis kühl. Auch sonst benahm er sich wie ein Erwachsener.
    Bei meinem nächsten Besuch im Lagerraum stieß ich auf zwei Flakons Toilettenwasser, für die der Junge keine Verwendung hatte. Die Leute könnten wirklich ein wenig nachdenken, bevor sie Geschenke machen. Auch einen goldenen Kugelschreiber und eine Mundharmonika nahm ich an mich.
    Dann wurde ich in meinen Ordnungsbemühungen gestört. »Um Himmels willen«, zischte die beste Ehefrau von allen. »Kümmere dich doch um unsere Gäste!«
    Ich stellte mich neben Amir, der den jetzt schon etwas spärlicher eintreffenden Gästen mit dem lüsternen Blick eines Wegelagerers entgegensah und sie erstaunlich richtig einzuschätzen wusste.
    »Höchstens achtzig«, flüsterte er mir zu oder verächtlich: »Taschenmesser.«
    Gegen zehn Uhr vertrieb er alle Familienmitglieder aus dem Abstellmagazin und versperrte die Tür. »Hinaus!« rief er. »Das gehört mir!«
    Als er auf Seligs Plastikboot ein Preisschildchen mit der Aufschrift »Pfund 7,25« entdeckte, machte er den Spender in der Menge ausfindig und spuckte ihm zielsicher zwischen die Augen.
    Rätselhaft blieb uns allen ein Radio mit Unterwasser-Kopfhörern. Von wem stammte es? Wir gingen rasch das von meiner Tochter Renana angelegte Namensverzeichnis der Anwesenden durch. Es kamen nur zwei infrage, die auf der Geschenkliste nicht erschienen: unser Zahnarzt und ein Unbekannter mit

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