Die Liebe verzeiht alles
Entscheidung.“
„Ja.“
„Du wirst mit deiner Familie viele herrliche Sonnenuntergänge genießen können.“
„Bestimmt.“
Sie schlenderten nebeneinander zum Korral, der etwa fünfhundert Meter entfernt lag. Lilah betrieb Konversation, die sie so unpersönlich wie möglich hielt. Außerdem redete sie mehrfach von ihm und seiner Familie, um ihm zu zeigen, dass sie mit der Situation nicht das geringste Problem hatte.
Bree und Elan saßen bereits auf der obersten Holzbohle, als sie bei ihnen eintrafen. Auch der Pferdetransporter war schon da. Ein sonnengebräunter Mann mit runzeligem Gesicht kletterte vom Fahrersitz und hob grüßend die Hand. „Gerade rechtzeitig! Sie hat schon angefangen, unruhig zu werden.“
Gus ging zu ihm, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln, und Lilah gesellte sich zu den Kindern an die Umzäunung. Wie gebannt blickte Bree zu dem Anhänger, in dem die Stute kräftig schnaubte. So interessiert und gelöst hatte Lilah das Mädchen noch nie erlebt.
„Das Tier hat ein feuriges Temperament“, meinte Gus, als er zurückkehrte und sich neben sie stellte.
Lilah war kaum fähig, sich auf das Pferd zu konzentrieren. Zu deutlich spürte sie Gus’ Nähe. Wenn ich die Zeit nur zurückdrehen und eine zweite Chance bekommen könnte, dachte sie. Dann würde sie sich anders entscheiden und in Kalamoose bleiben und Gus beistehen. Sie wäre klug genug, um zu erkennen, dass ihre Flucht nach Kalifornien weniger von Hoffnung als von Angst bestimmt wurde. Und sie würde wissen, dass es selten gut endete, wenn man aus Angst handelte.
Aber wer war mit siebzehn schon so reif? Sie war es jedenfalls nicht gewesen. Und deshalb hatte sie den Mann verloren, dem ein Teil ihrer Seele gehörte. Für immer.
Das Wiehern der Stute riss sie aus ihren trüben Gedanken. Das Tier warf den Kopf zurück und stampfte mit den Hufen. „Ja, es ist ein herrliches Pferd.“ Sie sah zur Seite und stellte fest, dass Gus sie betrachtete. „Es passt hier in die Prärie … genau wie du.“
Einen Moment wirkte er überrascht, danach zufrieden. „Der Kreis hat sich für mich geschlossen.“ Er nickte bedächtig. „Und es fühlt sich richtig an.“ Forschend sah er sie an. „Was ist mit dir, Lilah? Wird North Dakota jemals wieder ein Zuhause für dich sein?“
Tränen stiegen in ihr auf. Schnell nahm sie die Sonnenbrille aus ihrem Haar und setzte sie auf. Sie zwang sich zu einem fröhlichen Lachen. „Ich glaube nicht.“
Eine andere Frau würde hier mit ihm leben, die Sonnenuntergänge genießen und sein Herz festhalten, das sie hatte entgleiten lassen. Lilah wollte sich nicht länger vormachen, dass es nicht wehtat. „Ich komme sicher oft zu Besuch.“ Verstohlen sah sie zu Bree.
Diese hatte zum ersten Mal wieder Spaß, seit Grace so krank geworden war.
Ja, in den nächsten Jahren wird mein Ferienziel wohl immer Kalamoose heißen, dachte Lilah, und ihr wurde noch etwas anderes klar: Die Zeit der Geständnisse rückte unaufhaltsam näher.
„Warum überlassen wir die Kinder nicht sich selbst und kehren ins Haus zurück, um über das Ferienlager zu reden? Mach dir keine Sorgen; ihnen passiert hier nichts.“
„Okay.“
Gus bat Elan, sich um Bree zu kümmern, und ging mit Lilah zurück.
Sie nahm im Wohnzimmer Platz, und er entschuldigte sich für einen Moment.
Minuten später trug er ein Tablett ins Zimmer, auf dem zwei Gläser mit Limonade, ein Teller mit getoastetem Maisbrot und ein Schälchen mit roter Marmelade standen.
Es muss Himbeerkonfitüre sein, dachte Lilah, denn auf der Highschool war das einer ihrer Lieblingsimbisse gewesen. Und da Gus es nicht zufällig ausgewählt haben konnte, verbarg sie ihre Überraschung nicht. „Das habe ich mir nicht mehr seit meiner ersten Diät gegönnt.“
„Die hast du doch gar nicht nötig.“
„Erzähl das mal den Regisseuren in Hollywood!“
Gus stellte das Tablett auf den Couchtisch und setzte sich aufs Sofa. „Ist dir ihre Meinung wirklich wichtig?“
„Sie sollte es zumindest sein.“
„Aber ist sie es auch?“
Erneut ließ Lilah den Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Wahrscheinlich hatte er es zusammen mit seiner Verlobten so geschmackvoll und gemütlich eingerichtet. Ja, Gus war für immer für sie verloren.
„Nach dem Sommer muss ich mich wieder ernsthaft um meine Karriere als Schauspielerin kümmern … oder um eine andere. Ich muss Geld verdienen, und alles, was ich jemals gewollt habe, ist ein Leinwandstar zu werden. Alles, was ich versucht
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