Die Liebe verzeiht alles
Verlobten, die einen guten Geschmack besaß! „Ich bewundere Frauen, die so etwas können. Leider habe ich keine Ahnung davon. Mein Apartment in Los Angeles ist voll mit Trockenblumensträußen, die mir ein Gartengefühl vermitteln sollen.“ Sie hörte Gus lachen, was sie beflügelte, weiter auf verschlungenen Pfaden zu versuchen, etwas über die zukünftige Mrs. Hoffman herauszufinden.
„Du bist ein echter Glückspilz.“ Sie betrachtete die Bronzeskulptur. „Du heiratest jemanden, der dir für die nächsten fünfzig Jahre eine gemütliche Atmosphäre schafft. So musst du nicht befürchten, im hohen Alter in einem Ohrensessel zu landen, der das Auge beleidigt.“
Gus stellte sich neben sie vor die Vitrine. „Ich habe die Sachen darin ausgesucht. Karen hat nicht unbedingt ein gutes Auge für Innenausstattung.“
„Wie schade.“
„Ja.“ Er nickte nachdenklich. „Vielleicht sitze ich trotzdem mal in einem hässlichen Lehnstuhl. Allerdings ohne Karen“, fügte er so leise hinzu, dass Lilah ihn bat, es zu wiederholen. „Wir haben uns getrennt. Keiner hat Schuld. Doch, wahrscheinlich ich. Weil ich ein Kapitel meines Lebens nicht abgeschlossen hatte, bevor ich das Nächste aufgeschlagen habe.“
Lilah sah ihn an. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos. „Willst du damit sagen, dass du erst unter deine Beziehung mit mir einen Strich ziehen musst, um dich neu orientieren zu können?“
„Ich will damit sagen, dass ich nie einen Strich unter unsere Beziehung gezogen habe. Und dafür gibt es vielleicht einen Grund.“
„W…welchen?“
„Ich habe keine Ahnung.“
Sie standen so nahe beieinander, dass Lilah sein faszinierender Duft in die Nase stieg. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr nach Kalamoose spürte sie wieder Hoffnung.
Gus hob die Hand, und Lilah atmete schneller. Enttäuscht beobachtete sie dann, wie er sie sinken ließ. „Ich weiß nur“, erklärte er, „dass sie für mich nicht vorbei ist. Noch nicht.“ Behutsam strich er ihr über den Arm. „Ist sie für dich vorbei?“
Was sollte Lilah darauf antworten? Sie dachte an Bree, an ihre Familie und an Elan. Damals hatte sie ihr gebrochenes Herz nur sehr mühsam wieder kitten können. Würde sie es noch einmal schaffen, wenn Gus sie hasste, nachdem er die Wahrheit erfahren hatte? Vielleicht war es besser für jeden, wenn sie keine schlafenden Hunde weckte. Sie konnte mit Bree nach Los Angeles oder in eine andere Stadt fahren, sich einen Job suchen und neu anfangen – und die Vergangenheit samt Fehlern hinter sich lassen.
Aber die Finger, die zu der Vergangenheit gehörten, umschlossen jetzt sanft ihr Handgelenk, als wollten sie der Frage Nachdruck verleihen. Und sie machten die Versuchung riesengroß, die Wahrheit zu bekennen.
„Nein, sie ist nie für mich vorbei gewesen.“
8. KAPITEL
Vorhin hat Bree erstmals nicht protestiert, als ich bei ihr geklopft habe, um ihr eine gute Nacht zu wünschen, freute sich Lilah und drehte den Hahn an der Spüle zu. Sie hob das Wasserglas an die Lippen und trank einen Schluck.
Es war kurz vor Mitternacht, und im Haus herrschte Stille. Sara hatte vor einer Stunde angerufen und ihr gesagt, dass sie nicht nach Hause kommen würde. Sie musste noch einiges im Büro aufarbeiten und wollte danach der Einfachheit halber gleich in einer der Zellen schlafen.
Gedankenverloren sah Lilah aus dem Küchenfenster und ließ zum wiederholten Mal den Nachmittag mit Gus Revue passieren. Wie auf Kommando waren die Kinder ins Wohnzimmer gestürmt und hatten das Gespräch unterbrochen.
„Dad, dürfen wir im Pool schwimmen?“, hatte Elan gefragt.
Bree hatte jedoch keinen Badeanzug dabeigehabt, weshalb das Vergnügen aufgeschoben worden war. Und da die zwei anschließend um sie herumgestrichen waren, hatten Gus und sie ihr Meeting vertagt.
Lilah leerte ihr Glas und stellte es in die Spüle. Sie wusste noch immer nicht, wie sie sich verhalten sollte. Erneut blickte sie hinaus in die Dunkelheit. Sollte sie Gus bei ihrer nächsten Begegnung sofort die Wahrheit erzählen, oder durfte sie sich noch ein paar unbeschwerte Momente gönnen, um ihm wieder näherzukommen?
Darüber würde sie morgen weiter nachdenken. Es war bereits fünf nach zwölf. Ja, sie sollte zu Bett gehen und zu schlafen versuchen.
Schon wollte sie sich vom Fenster abwenden, als sie einen Wagen auf der Straße bemerkte, der dann am Seitenrand stoppte. Jemand stieg aus, und ihr Herz begann, wild zu klopfen. Das konnte nur Gus sein. Sie atmete immer
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