Die Liebe zu Rosen mit Dornen
spreizt die Hände. »Mir hat ein Schüler gemeldet, dass ein anderer schummeln wollte. Vielleicht vertrauen mir meine Schüler mehr.«
Ich verziehe den Mund. »Wollen Sie damit sagen, es ist meine Schuld?«
»Nein. Ganz und gar nicht. Nur dass« â er windet sich â »sich vielleicht keiner getraut hat, zu Ihnen zu kommen.«
Meine Menschenkenntnis steht kopf. Was hatte ich sonst noch nicht mitbekommen? Vielleicht war die alte Mrs Allen gar keine alte Hexe, sondern ein Erzengel. »Du lieber Himmel. Das ist ja eine schöne Bescherung.«
»Allerdings.« Er nimmt seinen Hammer. »Möchten Sie mal richtig zuschlagen?«
Ich werfe einen Blick auf seinen Hühnerstall. »Ich will ihn nicht kaputtmachen.«
»Nicht den.« Er zeigt auf einen baufälligen Schuppen weiter hinten. »Ich will ihn abreiÃen. Möchten Sie mitmachen?«
Ich greife nach dem Hammer. »Ich werde eine Schutzbrille brauchen.«
W inslow B lythe
Das GroÃe Rosenbuch
August
Letzte Chance für den sommerlichen Rückschnitt! Wenn Sie im Herbst ein paar hübsche, pralle Blüten sehen wollen, werden Sie den leicht schmerzhaften (für Gärtner, die ungern schneiden, nicht für die Sträucher) Schnitt vornehmen müssen. Im Moment versucht Ihre Rose, der Sonne entgegenzuwachsen. Stutzen Sie Ihren Strauch nur um ein Drittel. Schneiden Sie nicht die Blätter ab! Nur in der Höhe.
36
In der folgenden Woche ist Rileys Geburtstag, der fünfte August. Ich stehe früh auf, um ihr Geschenk zusammenzubasteln: ein silbernes Bettelarmband. Für den Anfang habe ich ihr eine silberne Malpalette ausgesucht, mit kleinen Kristallen als Farben, dazu eine Minnie Mouse mit beweglichen Beinen und ein Mikroskop aus Silber. Die Idee dahinter ist, dass sie bei Bedarf Anhänger hinzufügt, wenn sie neue Interessen entdeckt oder zur Erinnerung an Reisen.
Ich brauche die Lupe im Gewächshaus und die spitze Zange, um die Anhänger zu befestigen. Es hat in unserer Familie Tradition, den Mädchen zum sechzehnten Geburtstag ein solches Armband zu schenken. An Beckys hingen eine emaillierte Peperonipizza und eine Filmklappe, weil sie früher immer meinte, sie wolle Schauspielerin werden.
»Pizza?«, sagte Becky fassungslos, als wir allein waren. Ich befand mich in ihrem Zimmer und sah zu, wie sie die Geschenke von ihrer Party auspackte.
Ich nahm ihr Armband und betrachtete das Stück Pizza. Es sah echt aus, mit feinem, braunem Glanz auf dem Käse. Unwillkürlich fing mein Magen an zu knurren. »Das ist eine täuschend echte Nachbildung einer Pizza.«
Sie warf mir einen abfälligen Blick zu.
»Was hast du denn gedacht, was sie dir schenken?«, fragte ich.
»Irgendwas, was mit meinen Hobbys zu tun hat.«
Ich runzelte die Stirn. »Zum Beispiel? Sie haben dir einen Filmanhänger geschenkt, und dabei traust du dich nicht mal, für die Schulaufführung vorzusprechen. Wie willst du denn da Schauspielerin werden?«
Sie riss mir das Armband aus der Hand, wobei sie mir ihre langen Haare ins Gesicht schleuderte und mein Handgelenk zerkratzte. »Das verstehst du nicht, Gal.«
Ich hielt mein Handgelenk hoch. Rote Kratzer bildeten sich auf meiner Haut, die von der Dialyse ganz empfindlich war. »Pass auf mit deinen Krallen.«
Sie schlug ihre Hand vor den Mund. »O mein Gott! Das tut mir leid.«
»Es wird schon wieder heilen.«
Sie nahm den Pizzaanhänger ab. »Hier. Nimm.«
»Ich will ihn nicht.« Ich schob ihre Hand weg.
»Bitte, nimm ihn.« Sie drängte ihn mir auf.
»Mom und Dad würden bestimmt merken, dass ich deinen Anhänger habe.«
Sie wollte nicht nachgeben, fixierte mich verzweifelt mit ihren grünen Augen.
»Becky, das heilt schon wieder. Ich will deinen Glücksbringer nicht.«
»Bitte«, flüsterte sie mit seltsamer Stimme. »Ich möchte, dass du ihn kriegst.«
Zwei Jahre habe ich ihn aufbewahrt, bis ich mein eigenes Armband bekam. Seitdem habe ich Dutzende Glücksbringer hinzugefügt, zur Erinnerung an Examen, Jobs, Reisen oder einfach Dinge, die ich mochte. (Ständig finde ich die zauberhaftesten Rosenanhänger.) Das Armband ist so schwer, dass mein Vater einen neuen, schwereren Verschluss anbringen musste.
Becky hat immer noch nur den einen Glücksbringer.
Ich befestige Rileys Anhänger und lege das Armband in seine Samtschachtel. Diese
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