Die Liebe zu Rosen mit Dornen
stecke ich in eine pinkfarbene Geschenktüte, aus der pinkfarbenes Seidenpapier quillt.
Ich reibe mir die Augen. Ich schlafe in letzter Zeit nicht gut. Der Gedanke daran, dass Brad mich direkt vor meiner Nase betrogen hat, reiÃt mich aus dem Tiefschlaf. Ich weià immer noch nicht, was ich machen soll. Mir scheint, ich kann nichts tun.
Vielleicht sollte ich Dr. OâMalleys Angebot auf eine Teilzeitstelle doch annehmen. Bestimmt würde er darauf eingehen. Dann wäre ich auch keinen Bazillen mehr ausgesetzt, weder mikroskopischen noch pubertierenden.
Am liebsten würde ich mich an Brads Universität wenden, einen Brief an den Dekan schicken, den Studienberater und die Mathelehrer dazu bringen, ihre Empfehlungsschreiben zu revidieren. Aber ich weiÃ, dass George recht hat. Wir haben nur ein Gerücht und ein sehr deutliches Gefühl.
Ich habe Samanthas und Brads Arbeiten noch einmal verglichen. Besonders gute Arbeiten bewahre ich manchmal auf, und diese beiden waren die logische Wahl. Brad schrieb über die Langzeitwirkung von Konservierungsstoffen im menschlichen Körper, Samantha über die Vorteile biologisch-dynamischer Lebensmittel. Ãhnlich, aber nicht zu ähnlich. Die Quellen waren unterschiedlich. Das eine wirkte wie eine Umformulierung des anderen.
Ich bin vielleicht ein Trottel.
Aber heute ist Rileys Geburtstag. Wir fahren zum Verkehrsamt, Termin vereinbart, Moms Auto gecheckt, auf meinen Namen zugelassen und für die schriftliche Prüfung gelernt.
Der Prüfer händigt ihr die Prüfungsunterlagen aus, die noch mit Bleistift ausgefüllt werden müssen, und Riley geht zu einem der abgeteilten Arbeitstische. Ich warte darauf, dass sie sich umdreht, damit ich meinen Daumen für sie hochhalten kann. Sie tut es aber nicht.
Riley hat das Heft bereits aufgeschlagen und angefangen, die Fragebögen auszufüllen. Sie hat die Verkehrsregeln allein gelernt, und ich habe ihr ein paar Fahrstunden bezahlt. Sie müsste gut vorbereitet sein.
Ich stehe immer noch da, weià gar nicht, wieso. Ich erwarte nicht, dass sie sich umschaut und um Hilfe bittet. Jemand stöÃt mich an, und ich merke, dass ich im Weg stehe.
Ich setze mich auf einen dieser Stühle, die alle zusammengeschraubt sind, sodass einem der Nebenmann viel zu nah kommt. Jetzt sitze ich Knie an Knie mit einem älteren Mann mit schlimmem Husten. Ich hätte eine Maske mitbringen sollen. Also beschlieÃe ich, drauÃen zu warten. Lieber passiv rauchen, als mir einen Virus einfangen.
Ein paar Minuten später stöÃt Riley die Rauchglastür auf und winkt mit einem Zettel. »Die haben mir gesagt, ich soll hier drauÃen auf die praktische Prüfung warten.« Sie streckt mir die Hand entgegen. »Schlüssel?«
Klimpernd landen sie in ihrer Hand.
Eine Frau mit Klemmbrett erscheint. »Riley?«
Ich trete einen Schritt zurück. Sie wendet sich um und geht entschlossen davon.
»Viel Glück!«, rufe ich ihr etwas verloren nach.
Riley hebt ihre Hand, ruft nichts zurück.
Ich sollte mich freuen. Sie nicht ständig irgendwohin fahren zu müssen wird eine Erleichterung sein. Oder nicht?
Ich sitze auf der Bank und warte, dass Riley wiederkommt.
Dara lädt uns zu Hamburgern ein. Weil Dara entscheidet und nicht ich, gehen wir in einen überteuerten Laden, in dem man sich seinen Burger selbst zusammenstellen kann. »Das könnte ich euch zu Hause billiger machen«, erkläre ich.
»Ja, aber du würdest niemals Gorgonzolakäse kaufen oder Kartoffelstroh machen«, kontert Dara. Ich habe extra mein Armband angelegt, und die Glücksbringer baumeln beruhigend an meinem linken Handgelenk. Dara trägt Jeans mit umgeschlagenen Hosenbeinen und ein schlichtes weiÃes T-Shirt, aber sie kann nicht widerstehen, dazu hohe, schwarz-weiÃe Pumps anzuziehen. Riley und ich haben beide Shorts an. Riley ist schön braun von ihrem Gärtnerjob. Ich muss sie unbedingt noch mal an die schädlichen Auswirkungen der Sonneneinstrahlung erinnern.
Wir suchen uns eine Sitzecke mit Stahltischen und quietschenden, roten Plastikpolstern. Ãber uns liegen Rohre frei, die Wände sind nacktes Mauerwerk. Modern Industrial im Fiftieslook. Dara ist natürlich begeistert.
»Mir gefälltâs hier.« Riley spielt mit den Autoschlüsseln. »Die Fahrt hierher war total super.« Sie spricht absichtlich laut und sieht sich um, damit auch alle zuhören.
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