Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes
hatte, mit der Brause sauber.
Im Gegensatz zur schwülen Wärme im Bad war die Luft im Rest der Wohnung auf fast schon aggressive Weise rein, wie auf einem Acker nach starkem Regen.
– Bitte, lass mich frei, sagte Therese, als sie mich, in ein Handtuch gehüllt, ins Zimmer treten sah. Mir tut schon alles weh. Und ich muss dringend aufs Klo.
– Du hast doch deinen Napf, sagte ich und setzte mich vor dem Käfig auf den Boden.
– Markus, bitte. Das Spiel ist vorbei. Ich möchte raus.
– Es sind noch … etwa siebenunddreißig Minuten, die du aushalten musst, sagte ich. Du wolltest das Spiel, jetzt hast du’s.
– Ja, aber ich kann es abbrechen, wann ich will.
– Also war die erste Regel gar nie in Kraft?
– Doch, natürlich … Es ist nur … Ich meine, die zweite Regel ist dir doch auch egal. Du lässt mich reden, ohne dass ich deine Erlaubnis –
– Dann halt die Klappe, ja?
Sie sah aus, als wäre sie mit kaltem Wasser übergossen worden.
– Du wirst mir nicht befehlen, still zu sein, flüsterte sie.
– Zweite Regel. Du hältst jetzt die Klappe. Keine Erlaubnis zu sprechen. Sklavin.
Sie atmete schnell ein, hielt die Luft an, dann atmete sie aus und sagte:
– Du bestrafst mich, oder? Das ist eine einzige große Bestrafung dafür, dass ich den Käfig bestellt habe. Dass ich dich nicht um Erlaubnis gebeten habe, dass ich nicht deine Erlaubnis eingeholt habe, ja? Du bist so ein erbärmlicher –
– Klappe jetzt!
Stille.
– Gut so, sagte ich. Du hältst dich ab jetzt wieder an die Regeln. Also, wenn dich jemand fragt, wie du heißt, was antwortest du?
Therese sagte nichts, schüttelte nur den Kopf.
– Sehr gut, sagte ich. Ich bin sehr zufrieden. Du hast keinen Namen, solange ich dir nicht einen gebe.
Therese nickte unterwürfig, verkroch sich in einen Winkel des Käfigs und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Ich ging aus dem Zimmer, zog mir frische Kleider an. Ich schloss die Augen und summte eine Melodie aus einer Fernsehserie. Als ich Thereses Geschrei hörte, eilte ich, halb angezogen, zu ihr. Sie kauerte in einem Winkel des Käfigs.
– Ich will jetzt raus!, jammerte sie. Bitte. Ich hab hier drinnen was ganz Schreckliches entdeckt.
– Hab ich dir erlaubt zu sprechen, Sklavin?
– Hier ist eine klebrige Stelle! Und da kleben Haare dran!
– Haare? Wo?
Ich ging um den Käfig herum. Therese deutete mitekelverzerrtem Gesicht auf einen kleinen Fleck auf dem Boden des Käfigs.
– Von hier aus kann ich das nicht erkennen, sagte ich.
– Dann mach den Käfig auf, bitte. Das ist kein Trick, ich schwör’s!
– Warum sagst du das?
– Was?
– Warum sagst du gleich, es wäre kein Trick. Ist es ein Trick?
Therese brach in Tränen aus.
– Ich will nicht, schluchzte sie, ich will nicht in einem Käfig sitzen, in dem Haare von einem anderen Menschen kleben!
– Das ist doch ein Trick, sagte ich, obwohl ich davon nicht im Geringsten überzeugt war.
Im Grunde wusste ich selbst nicht mehr, was ich sagte oder tat. Es machte alles irgendwie Sinn und fühlte sich richtig an. Wir mussten das Spiel zu Ende spielen, sonst würde es nie wieder aufhören.
Weil ich mich vorhin nicht richtig abgetrocknet hatte, waren meine Hosenbeine durchnässt.
– Warte, sagte ich zu Therese, ich komm gleich wieder, ich zieh mich nur fertig an.
– Geh nicht weg! Bitte!
– Ich bin nur im Nebenzimmer, Herrgott!
Im Schlafzimmer, halb nackt vor dem kühlen Inneren des geöffneten Kleiderschranks, kam mir die ganze Sache unwirklich und albern vor. In der Küche in meiner Wohnung saß eine junge Frau in einem Käfig und bettelte darum, befreit zu werden. Das war doch ein Problem,das man im Grunde sehr leicht lösen konnte. Ich brauchte nur das verdammte Schloss aufzusperren und sie rauszulassen.
Genau das tat ich.
Als sie dann aufrecht und splitternackt vor mir stand, gab sie mir eine schallende Ohrfeige und rannte weinend ins Badezimmer.
Nach einiger Zeit klopfte ich sanft an die Tür.
– Tess? Kann ich reinkommen?
– Bleib bloß weg!
– Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leidtut. Ich hätte das Spiel nicht mitspielen sollen. Ich wollte dir keine Angst einjagen.
Stille.
Ich öffnete die Tür einen Spalt und sah Therese, wie sie über das Waschbecken gebeugt stand. Es sah so aus, als wollte sie sich übergeben.
– Ist dir schlecht?
– Raus.
– Es tut mir leid, das hab ich dir doch schon gesagt.
– Raus!
– Aber ich wollte doch nur –
– Nichts kannst du richtig machen! Nicht
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