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Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes

Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes

Titel: Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Setz Clemens J.
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den Regen gegangen. Die Uniform schälte sich wie von allein von ihrem kleinen, biegsamen, unternehmungslustigen Körper. Mein Gott, was konnte man alles mit so einem Körper machen.
    Der erste Orgasmus kündigte sich sehr schnell an. Bevor er da war, beschloss sie, es sich drei Mal zu besorgen, aber dann kam sie so heftig, dass sie wieder zu weinen anfing, und sie konnte die beiden anderen Male vergessen. Sie heulte wie ein kleines Kind und schlug mit der flachen Hand ins Badewasser, das überallhin spritzte. Am liebsten wäre sie aufgestanden und nackt und nass in die Wheel Bar hinuntergegangen, um sich dort vor dem Mädchen niederzuknien und um ihre Hand anzuhalten.
    Allmählich beruhigte sie sich.
    Mit leicht zitternden Beinen stieg sie aus der Wanne, bückte sich (sodass ein angenehmes Nachbeben durch ihren Unterleib ging) und ließ das Wasser ablaufen. Mit einem weichen Handtuch trocknete sie sich ab, besonders vorsichtig zwischen den Beinen. Sie war sehr empfindlich. Leicht verletzbar. Ein Windhauch konnte sie umbringen.
    Das Massagegerät legte sie zurück in die Kommode und platzierte zwei Schichten bunter Unterhosen darüber. Dann hockte sie sich vor den Fernseher und schaltete wahllos durch die Kanäle. In einer Sitcom saßen lachende Menschen in einem Coffee Shop und wurden von einer uralten, hässlichen Kellnerin bedient. Monika musste lächeln und legte zufrieden ihre Arme um sich selbst.
    Gerade als sie der Handlung der Sitcom folgen konnte, klingelte das Telefon.
    – Hallo?
    – Hallo, Moni. Hier ist Elke. Du, ich wollte nur noch einmal nachfragen, ob das in Ordnung geht, wenn ich morgen mit den Jungs vorbeikomme? Du weißt schon, wir haben vor ein paar Wochen darüber gesprochen.
    Elke war ihre Schwester. Sie war alleinerziehende Mutter zweier Söhne. Monika erinnerte sich daran, dass Elke einmal am Telefon erwähnt hatte, ihre beiden Buben würden gerne das Riesenrad von innen sehen. Damals hatte Monika keine Zeit gehabt, und Elke hatte seither höchstens drei oder vier Mal angerufen. Sie hatten sich schon sehr lange nicht mehr gesehen.
    – Okay, sagte Monika und staunte darüber, wie leicht es war, das zu sagen. Wann morgen?
    – Och, ich hab gedacht am Nachmittag. So gegen drei?
    – Schön. Wie geht’s dir denn?
    – Eigentlich wie immer. Hier ist es keine Sekunde still, dafür sorgen meine zwei kleinen Performancekünstler.
    Die beiden Schwestern wechselten noch ein paar Worte und verabschiedeten sich. Besonders tiefgründig war das Gespräch nicht gewesen, aber das war ganz in Ordnung so, fand Monika. Sie kehrte zu der Sitcom zurück, aber die Werbung hatte begonnen, also schaltete sie um.
    Bis zum Abend schaute sie fern. Zwischendurch wärmte sie sich eine Tiefkühlpizza auf. Sie schmeckte ekelhaft, viel zu viele Champignons. Sie warf die Hälfte weg.
    Der bittere Pilzgeschmack brachte sie wieder auf düstereGedanken, und sie suchte nach einem Sender, auf dem geredet wurde. Sie brauchte Stimmen, die immer gleich klangen, sonst –
    Sie suchte und suchte und fand schließlich eine Diskussionsrunde über moderne Musik. Sie hörte zu und konzentrierte sich, um auch ein wenig zu verstehen, wovon die Rede war.
    – Das Problem der Reihe an sich ist ja noch lange nicht obsolet, geschweige denn gelöst, sagte einer der Männer.
    Monika verstand nichts. Trotzdem hörte sie sich die Diskussion bis zum Ende an, dann ging sie ins Bett. Es war schon recht spät, sie hatte die Zeit übersehen. Das geschah oft, wenn sie vor dem Fernseher saß. Die Stunden vergingen, als würden sie in heißem Wasser aufgelöst. Beim Zähneputzen musste Monika für kurze Zeit wieder an das Mädchen im Café denken, und die Bewegungen ihrer Zahnbürste wurden etwas langsamer. Sie gurgelte, spuckte das schaumige Wasser ins Waschbecken und sah zu, wie es im Abfluss verschwand.
    Das Bett war kalt, das Kissen ungemütlich und unförmig. Als läge sie auf einem prallen Ballon. Ihr Kinn wurde gegen die Brust gedrückt, und sie hatte trotz ihrer liegenden Stellung das Gefühl, den Kopf hängen zu lassen. Also musste sie sich wieder aufsetzen und das Kissen schütteln und sogar ein wenig verprügeln, bis es weich genug war. Dann lag sie lange still auf der Seite und hörte sich atmen. Ihr linkes Nasenloch war eine Spur lauter als das rechte.
    Sie kommen nur zu mir, dachte sie, weil ich hier wohne. Sie wollen gar nicht mich besuchen. Für die bin ichnur ein Mittel zum Zweck. Sie wollen das Riesenrad ansehen, mit dem Expresslift

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