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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Nacht.
    »Wie fühlst du dich eigentlich, nachdem du es jetzt erreicht hast?« fragte ich ihn, als er in seinen alten Wagen kletterte.
    »Ungeheuerlich. Ich fühle, daß es der Anfang großer Dinge ist.«
    »Das will ich hoffen. Wir sehen uns also auf dem Ball, und wir werden Caroline mitbringen.«
    Faraday wischte die Bemerkung mit einem Wink seiner Hand fort. »Schick mir Patienten«, äußerte er, »das ist wichtiger.«
    Er zog den Starter und brauste die Straße hinunter.
    Manchmal lösen sich die Probleme in unerwarteter Weise und an unerwarteten Plätzen.
    Ich fand meinen neuen Assistenten um drei Uhr am nächsten Morgen in einer Kneipe.
    Mrs. Weaver, die Frau des Gastwirts, lag mit ihrem vierten Kind in den Wehen. Sie war eine meiner alten Getreuen, die aus meinem Bezirk fortgezogen war, und nun suchte ich sie in der »Hölzernen Pfeife« mitten in der Stadt auf.
    Ich brauchte für den Weg dorthin fast vierzig Minuten.
    Als ich ankam, beugte sich ein junger Mann im Morgenrock mit aufgerollten Ärmeln über das Bett und preßte sein Ohr auf ihren Leib.
    »Ich glaube, es ist bald soweit«, sagte er liebenswürdig.
    »Wer sind Sie?«
    Er streckte die Hände in die Taschen seines Morgenrocks. »Mein Name ist Letchworth. Doktor Robin Letchworth. Ich wohnte heute nacht hier, und Mr. Weaver rief mich, weil Sie noch unterwegs waren. Ich konnte ja nicht viel tun, weil ich keine Ausrüstung bei mir habe, aber ich konnte die Panik ein wenig dämpfen.«
    Er beobachtete mich, während ich meine Sachen auspackte und Mrs. Weaver stöhnte. »Kann ich Ihnen helfen? Ich habe ein bißchen Erfahrung in Geburtshilfe.«
    Mrs. Weaver schrie auf, es schien mit ihr schnell voranzugehen.
    »Das wäre sicher eine gute Idee«, antwortete ich und warf ihm eine Maske zu. »Halten Sie ihr Bein, bitte.« Unter meiner Führung, mit Mrs. Weaver als Primadonna und Robin Letchworth als erstem Gehilfen, brauchte unser kleines Trio eine Stunde, um einen neun Pfund schweren Jungen ans Licht zu heben.
    Während der Vorstellung, deren Hauptlast, wie immer, von der Mutter getragen wurde, erfuhr ich, daß Robin Letchworth aus Schottland, wo er in einer großen Praxis assistiert hatte, nach London gekommen war, um sich nach einer Assistentenstelle mit Aufstiegsmöglichkeiten umzusehen. Er war unverheiratet, mit der allgemeinen Praxis vertraut, als Geburtshelfer zugelassen und sehr sympathisch.
    Als der letzte Akt vorüber war und die Hauptdarstellerin in den Armen zwar keine Rosen, aber dafür ihr Kind hielt, hatte ich bereits meinen neuen Assistenten engagiert.
    Wir tranken auf unsere Verbindung und die Gesundheit des jüngsten kleinen Weaver in der »Hölzernen Pfeife« den besten Champagner, den der stolze Vater spendiert hatte.
    Robin konnte bereits am kommenden Montag mit der Arbeit beginnen.
    Es war eine ganz einfache Sache gewesen.
     

9. KAPITEL
     
    Ich glaube, es liegt im Lauf der Welt, daß es gelegentlich Ereignisse gibt, die das Kaleidoskop unserer Vorstellungen durcheinanderschütteln und sie in ein anderes Licht setzen. Man könnte annehmen, daß solch drastische Eingriffe manchmal nötig sind, um den richtigen Maßstab zu erkennen.
    Der Mittwoch, klar, aber mit kaltem Ostwind, begann ohne Ahnungen und warnende Vorzeichen.
    Ich war in außergewöhnlich guter Stimmung. Da endlich das Problem des Assistenten geklärt war, konnte ich kaum bis zum kommenden Montag warten, an dem er seine Arbeit beginnen wollte. Einige sonderbare Gerüchte über den bevorstehenden Wechsel kursierten anscheinend bereits in meinem Bezirk.
    Eine Dame, die mich regelmäßig am Mittwochvormittag aufsuchte, solange meine Praxis existierte, hatte am Dienstag sehr traurig vor mir gesessen und gesagt: »Ich komme heute schon, weil ich hörte, daß Sie sich zurückziehen.«
    »Zurückziehen? Wie kommen Sie darauf?«
    »Man sagt das.«
    »Nun, Sie können den Betreffenden sagen, daß ich keineswegs eine solche Absicht habe. Im Gegenteil, ich vergrößere meine Praxis mit Hilfe eines Assistenten.«
    »Oh.« Sie blickte mich unüberzeugt an. »Nun, deshalb dachte ich, ich würde besser heute kommen, wissen Sie.«
    Ein anderer, ein älterer Ire, erklärte: »Ich bin überrascht, daß Sie immer noch hier sind, Doktor!«
    »Oh? Wohin sollte ich denn gegangen sein?«
    »Auf eine Weltreise - stimmte das nicht?«
    Das hörte sich gut an. Ich seufzte und nahm ihm seine Illusionen.
    Die kleine Mrs. Lane streckte mir strahlend ihre Hand entgegen: »Darf ich Ihnen gratulieren,

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