Die lieben Patienten!
wegen eines Rezeptes für die Allergietabletten ihrer Mutter hier gewesen.
Im Haus war es ruhig. Das Frühstücksgeschirr in der Küche war aufgewaschen und fortgestellt.
Zu Sylvia, die still und elend im Bett lag, sagte ich: »Du hättest nicht hinuntergehen sollen, Schatz. Ich habe doch gesagt, daß du im Bett bleiben sollst.«
»Hinunter?« wiederholte sie. »Mein Kopf schmerzt so, daß ich ihn nicht einmal bewegen kann.«
»Ja, wer hat denn das Frühstücksgeschirr aufgewaschen?«
»Weiß nicht«, seufzte sie und schloß die Augen.
»Wie geht’s deinem Bauch, Peter?« fragte ich im Schlafzimmer der Zwillinge.
»Oh, gut.«
»Schnelle Heilung«, kommentierte ich. Normalerweise konnten sie sich nicht so schnell dazu entschließen, sich von ihren Krankheitssymptomen zu trennen.
»Doktor Letchworth hat ihn besser gemacht«, erklärte Penny. »Was hast du da unterm Arm?«
»Doktor Letchworth? Was hat er denn hier oben gemacht?«
»Peter dachte, er hätte Blinddarmentzündung, und da bin ich ’runtergelaufen, um dich zu holen, und er war in der Küche beim Aufwaschen.«
»Wer?«
Penny seufzte. »Doktor Letchworth.« Dann schrie sie auf: »Peter! Sieh mal, ein Hündchen!« und von dem Lärm erschreckt, sprang das kleine Kerlchen aus seinem Versteck unter meinem Arm, landete auf dem Rücken auf dem Teppich, drehte sich um und verschwand unter dem Bett.
Während Penny ihn hervorzuziehen versuchte, versicherte ich mich, daß Peters Leibschmerzen vergangen waren. Als ich ihn wieder zugedeckt hatte, sagte Penny: »Daddy! Sieh mal, was er da auf den Teppich gemacht hat!« Und ich sah es.
»Wisch es lieber auf, bevor es einen Fleck gibt.«
Penny nahm ihr Handtuch vom Waschbecken.
»Nein«, stöhnte ich, »nicht damit.«
Den verschwundenen Doktor Letchworth fand ich in Carolines Zimmer. Er saß auf ihrem Bett, strich ihr über die Stirn und blickte ihr in die Augen.
»Schön ruhig«, sagte er sanft, »ganz ruhig!«
»Ah, da sind Sie ja«, rief ich ihm herzlich zu und kam mir vor wie ein Lehrer, der seinen widerspenstigen Schüler entdeckt hat. »Vielen Dank fürs Aufwaschen und die Krankenversorgung. Ich fürchte, Sie haben gerade an einem unglücklichen Tag angefangen.«
»Keineswegs«, entgegnete er und lächelte Caroline zu, »ich habe mir Arbeit gesucht.«
»Nun, dann können wir mit den Besuchen beginnen«, schlug ich vor. »Sie können Ihren Besuch schlecht ablehnen, wenn Sie vor der Tür stehen, und wir haben schon fünfzehn zu machen.«
Er bewegte sich von Carolines Beinen fort.
»Daddy!« schrie eine Stimme. »Er hat es schon wieder gemacht!«
Man konnte nur froh sein, daß nicht alle Tage so waren. Carolines Temperatur stieg über achtunddreißig und Sylvias über neununddreißig. Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln, den ganzen Tag über kamen neue Besuche hinzu, Penny und Peter erfanden unzählige nichtige Gründe, aus denen sie mich rufen konnten, und das Hündchen winselte und benäßte die Küche.
Robin bereitete uns Curryeier zum Lunch, und die Zwillinge und ich wuschen auf. Sylvia und Caroline wünschten nichts weiter, als in Frieden gelassen zu werden, obwohl Caroline nichts dagegen zu haben schien, daß Robin hie und da zu ihr hereinkam, um ihr über die Stirn zu streichen.
Robin war mir eine große Hilfe, wenn auch nicht gerade für das, wofür ich ihn eigentlich angestellt hatte. »Sehr anständig von Ihnen«, lobte ich ihn, als wir zusammen die Kranken zur Nacht fertig gemacht und das Geschirr aufgewaschen hatten. Robin hatte zum Abendessen Eierkuchen und Chips gebacken, womit er sein Repertoire an Eierspeisen erschöpft hatte.
»Aber keineswegs«, wehrte er ab. »Mir hat mein erster Tag Spaß gemacht, tatsächlich. Morgen früh werde ich rechtzeitig hier sein und Ihnen beim Frühstückmachen helfen.«
»Machen Sie sich doch keine Mühe«, wandte ich verlegen ein, »da werde ich schon fertig.«
»Das macht mir gar keine Mühe. Ich habe ja nichts anderes zu tun.« Und damit ging er.
Eine Virusinfektion ging in meinem Bezirk herum, und Sylvia und Caroline waren anscheinend davon erwischt worden. Die Anzeichen dafür waren starke Kopfschmerzen, Übergeben und Fieber, nach etwa vierundzwanzig Stunden war es überstanden.
»Es ist schrecklich, krank zu sein«, jammerte Sylvia, sich selbst bemitleidend, als ich ins Schlafzimmer kam, um zu Bett zu gehen.
»Armer Schatz. Es tut mir leid, daß ich dir nicht mehr helfen kann. Aber ich kann dir versprechen, daß du dich morgen
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