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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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sie gelegentlich seine Hand berühren oder ihre Wange an sein Knie drücken konnte, wenn ihr die Serviette heruntergefallen war.
    Am Samstagabend war Caroline langsam verzweifelt. Um sieben Uhr dreißig stellte sie mich, als ich aus meinem Sprechzimmer herauskam, und verkündete, daß sie einen Plan hätte. »Ist ja großartig!« sagte ich und dachte dabei noch immer an Mr. Sowerbys Unterleibsschmerzen, für die ich keine Ursache finden konnte. Da erzählte sie mir den Plan.
    Es war eine ganz einfache Sache. Sylvia war zu einem Abendbesuch zu ihrer Freundin gegangen, die gerade ein Baby bekommen hatte. Das gab Caroline die Möglichkeit, sich als Jägerin zu betätigen und mich als Lockvogel zu benutzen, um Faraday, die flüchtige Beute, zu erlegen. Ihre Idee war folgende: Faraday hatte uns erzählt, daß er nach dem Essen in seinem Zimmer einiges zu schreiben hätte. Caroline und ich würden bei weit offener Tür in leidenschaftlicher Umarmung im Wohnzimmer sitzen, während eins der Zwillinge, die wir vorher instruiert hatten, an Faradays Tür klopfen und wehleidig um einen Schluck Wasser bitten würde. Der arme, weichherzige Faraday, von dem Flehen gerührt, würde zur Küche herunterkommen, wobei er am Wohnzimmer Vorbeigehen mußte, und bei dem, was er dort sah, vor Eifersucht platzen...
    »Tut mir leid, Liebes«, erwiderte ich Caroline, »sosehr ich für deine Lage Verständnis habe, bin ich nicht gewillt, mich bis zu einem solchen Grade einzumischen.«
    »Findest du mich so abstoßend?«
    »Das ist es nicht. Aber ich bin doch verheiratet.«
    »Es braucht ja auch nur ein verwandtschaftlicher Kuß zu sein.«
    »Ich bezweifle, daß das jemanden zur Eifersucht entflammen könnte.«
    »Du brauchst ja nicht deine Seele hineinzulegen. Kein Mensch braucht es zu erfahren. Wenn Sylvia zurückkommt, ist alles vorüber.«
    »Tut mir leid. Du wirst dir etwas anderes ausdenken müssen.«
    Aber nach dem Essen war Caroline in einem solchen Zustand, daß ich mich erweichen ließ.
    Um neun Uhr, als Faraday in seinem Zimmer verschwunden war, probte Penny ihren Auftritt, und alles schien plangemäß zu verlaufen.
    Im Wohnzimmer bereiteten wir den Schauplatz vor. Wir zogen das Sofa herum, so daß man es von der Tür aus sehen konnte, polsterten es mit Kissen aus, schließlich wollten wir es uns nicht unbequemer als nötig machen, und verglichen unsere Uhren. Die Stunde X war neun Uhr dreißig. Penny, die wegen des wichtigen Auftrages, den sie erhalten hatte, ganz aufgeregt war, sollte sich um neun Uhr achtundzwanzig bei Faraday melden. Peter, der gerade die Uhr kennengelernt hatte, erhielt die untergeordnete Aufgabe, ihr das Stichwort zu geben. Caroline hatte die beiden mit Zuckerstangen bestochen, so lange wach zu bleiben.
    Ich wurde langsam nervös, während Caroline ihre Schuhe abstreifte.
    »He!« knurrte ich, »was soll das?«
    »Wenn man Schuhe anhat, kann man keine leidenschaftliche Liebe vorführen.«
    »Wer hat was von leidenschaftlicher Liebe gesagt? Ich habe meine Zustimmung zu einem Kuß gegeben.«
    »Das ist doch nur so ein Ausdruck«, versuchte sie mich zu beruhigen. »Schade, daß ich mein Haar nicht durcheinanderbringen kann.« Ihre Haare waren inzwischen zwei Zentimeter lang gewachsen und bedeckten in festen Locken ihren Kopf. Die jungenhafte Frisur kleidete sie, so daß sie sich wegen ihres Aussehens jetzt keine Sorgen mehr machte.
    Sie nahm den Gürtel ihres Kleides ab und zog meine Krawatte herum, bis der Knoten unter meinem Ohr saß.
    »So!« erklärte sie. »Das genügt für den Anfang.« Sie setzte sich und klopfte auf das Sofa neben sich. »Komm her«, lockte sie. »Es ist doch nur die kleine Kusine Caroline, nicht wahr.«
    »Das ist es ja gerade.« Ich saß auf der Ecke des Sofas, etwa einen halben Meter von ihr entfernt.
    Caroline seufzte. »Du machst es einem wirklich nicht leicht.« Und nach einem Blick auf ihre Uhr fügte sie hinzu: »Es ist fast zwanzig nach. Wir müssen uns beeilen.«
    Aber die unerwartete Umarmung mit Caroline stand so drohend vor mir wie ein Sprung ins kalte Wasser.
    »Ich glaube«, seufzte sie, »ich werde dich verführen müssen.«
    Ich zog mich zurück, bis ich von der Sofalehne aufgehalten wurde.
    »Hab keine Angst«, sagte Caroline.
    »Ich möchte doch bitten...«
    Caroline legte mir die Hand über den Mund. »Ksch jetzt! Du hast schon drei und eine halbe Minute verpaßt.« Sie senkte ihre Hand und bedeckte damit die meine. Ihre Finger waren kühl.
    Caroline warf einen Blick auf

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