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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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ihre Uhr, und ich bin sicher, daß sie in Anbetracht der kurzen Zeit, die uns nur noch zur Verfügung stand, einige logische Zwischenstufen ausließ, denn bevor es mir zum Bewußtsein kam, hatte sie die Arme um mich geschlungen. Ich entschloß mich, das Beste aus der Situation zu machen, und ließ mich auf die Kissen zurückfallen. Ich mußte das Nachgeben jedoch übertrieben haben und eingedöst sein, denn als ich meine Augen öffnete, sah ich auf Carolines Uhr, die nur einige Zentimeter von meinen Augen entfernt war, daß es bereits zwanzig vor zehn war.
    Ich versuchte aufzustehen, aber ein guter Zentner reiner Weiblichkeit hinderte mich daran.
    »Kusine Caroline«, Verkündete ich streng, »irgendwie scheint irgend etwas verkehrt gegangen zu sein.«
    Sie befreite mich von ihrer Bürde und blickte auf die Uhr. »Du lieber Himmel, ja.«
    Vor dem Spiegel brachte sie die sorgfältig erzeugte Unordnung wieder ins reine, während ich meine Krawatte geradezog.
    Als wir wieder einigermaßen soigniert aussahen, schlug ich vor: »Wollen wir nicht lieber einmal nach oben gehen und gucken, was geschehen ist?«
    »Gören!« seufzte Caroline erbittert. »Sicherlich sind sie doch eingeschlafen.« Sie blickte mich fragend an.
    »Immerhin hast du doch wohl nicht allzuviel gelitten, nicht wahr?«
    »Was das anbetrifft«, erwiderte ich, »so fühle ich mich nach dem Nickerchen recht erfrischt.«
    Oben blieben wir vor Faradays Zimmer stehen und lauschten. Faradays Stimme sagte: »... plötzlich hatte er auch die andere Hand des Kobolds ergriffen, und er band die beiden Hände mit einem Seil zusammen. Der Kobold war ein Feigling, er fiel sofort auf die Knie und...«
    Ich öffnete die Tür.
    Die Zwillinge saßen mit großen Augen in Faradays Bett, und der Neurologe selbst hatte sich mit gekreuzten Beinen an das Fußende zurückgezogen und hielt das orangenfarben eingebundene Märchenbuch in der Hand.
    »Onkel liest uns aus unserem neuen Buch vor«, rief Peter. »Weiter, Onkel! Was passierte weiter?«
    »Was macht der Kobold?« fragte Penny aufgeregt. »Lies doch.«
    »>Gnade! Nimm mich bitte nicht mit. Bring mich nicht zu Mr. Plod. Ich habe nur Spaß gemacht...!<«
    »Da wir schon von Spaß sprechen«, unterbrach ich.
    »Was war mit unserer Verabredung, Peter?«
    »Hab’ ich! Hab’ ich, Daddy!« verteidigte sich Peter, und Penny fügte hinzu: »Is habe Onkel gesagt, daß is durstis bin, und guck, was er mir gegeben hat. Peter hat auch was gehabt. Is fein.«
    Neben dem Bett sah ich ein halbes Glas Bier stehen.
    »Hast du das etwa meinen Kindern gegeben?«
    »Das wird ihnen nicht schaden«, sagte Faraday. »Sie haben sowieso nur den Schaum getrunken. Soll ich jetzt die Geschichte beenden oder nicht? Es ist jetzt gerade so aufregend.«
    »Du wirst aufhören«, befahl ich. »Penny und Peter, marsch, sofort ins Bett.«
    Und so endete Carolines genialer Plan.
    Auf dem Flur sagte sie: »Trotzdem vielen Dank«, und lief hinter den Zwillingen her ins Kinderzimmer.
    In meinem Schlafzimmer brannte Licht. Zu meinem Schrecken fand ich Sylvia im Bett sitzen.
    Ich starrte sie an, als sei ich nicht normal. »Ich dachte, du wärest fort!«
    »Das vermutete ich!« Ihre Stimme klang verhängnisvoll.
    »Ich habe dich nicht zurückkommen gehört.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Ich mußte wissen, ob sie mich mit Caroline gesehen hatte.
    »Wann bist du denn gekommen?«
    »Neun Uhr dreißig.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Claudia fühlte sich nicht wohl, deshalb bin ich früher gegangen.«
    So war das also.
    Ich nahm an, daß unter diesen Umständen die Wahrheit das beste sein würde. »Falls du mich mit Caroline gesehen hast«, begann ich unbefangen.
    »Falls!« wiederholte Sylvia höhnisch. »Ihr hättet nicht indiskreter sein können. Die Tür stand weit offen, und es blieb nichts verborgen. Absolut nichts!«
    »Laß dir erklären...« versuchte ich.
    »Du brauchst dir keine Mühe zu geben...«
    »Weißt du«, unterbrach ich sie schnell, »Caroline wollte endlich etwas wegen Faraday unternehmen, weil er doch nur das Wochenende über hier ist, weißt du. Deshalb dachte sie, wenn er Caroline und mich derartig... nun, derartig... verbunden, wie man sagen könnte, sehen würde, wäre er eifersüchtig und merkte, was er selbst verpaßt hatte. Ich habe es nur Caroline zu Gefallen getan. Mir selbst bedeutete es so wenig, daß ich sogar dabei eingeschlafen bin!«
    »Dies ist das Ende. Das schreckliche Ende«, rief Sylvia aus, als hätte ich nicht ein

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