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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Wort gesagt. »Ich habe gehört, daß es so etwas gibt, hätte aber nie geglaubt, daß es uns passieren könnte. Ich nehme an, es sind die sieben bösen Jahre oder irgend so etwas.«
    »Acht...«
    »... aber ich lasse mich nicht in meinem eigenen Hause demütigen. Am Montag gehe ich zu meiner Mutter zurück.«
    »... warum Montag? Es ist doch erst Samstagabend«, konnte ich nicht lassen zu entgegnen.
    »Sie ist übers Wochenende verreist.« Ihre Stimme hob sich. »Und außerdem werde ich die Kinder mitnehmen, und wenn jemand fragt, warum...« Nun schrie sie.
    »Sylvia, die Nachbarn können es hören«, flüsterte ich.
    Aber sie war jetzt richtig in Fahrt. »Nun, laß sie doch hören. Warum sollen sie nicht erfahren, was für einen polygamen, treulosen, erotischen Narren ich Unglückselige geheiratet habe. Ich hätte Wilfried erhören sollen.«
    Bei der Erwähnung von Wilfried fühlte ich alle meine guten Absichten, die Sache in Ruhe zu erklären, dahinschwinden, und die Galle lief mir über.
    »Bring bloß nicht diesen miserablen, ekelhaften...«
    »Wie kannst du es wagen!«
    »Wenn du es etwa besser weißt...« warf ich ihr, unverzeihlicherweise, mit einem Seitenblick zu.
    »Werde nur nicht gemein! Du bist eine wunderbare Nachahmung deines Onkels Albert. Du und deine kostbare Kusine Caroline.«
    Onkel Albert war das unvermeidliche schwarze Schaf in unserer sonst gewöhnlichen kleinen Familie. Er war ein wohlhabender Junggeselle, der auf einer Farm in Winnipeg lebte, und zwar, wie die Fama erzählte, zusammen mit einer ständig wechselnden Folge von frischen, jungen Damen, die die weite, einsame Landschaft und Onkel Albert jeweils nur so lange aushielten, bis sie mit dem üblichen Nerzmantel oder dem Diamantenkollier, deren Wert sich nach der Länge ihres Aufenthalts richtete, verschwinden konnten.
    »Du weißt ganz genau, daß dies hier nichts mit Onkel Albert zu tun hat.«
    »Bist du da so sicher? Onkel Albert muß es schließlich irgendwoher geerbt haben, und du hast es von Onkel Albert. Ach, ihr seid euch alle gleich...«
    Ich wehrte mich gegen diese Gleichstellung und machte noch einmal den Versuch einer Erklärung.
    »Sylvia, hör doch endlich einmal zu!«
    »Was, zum Donnerwetter, soll ich mir denn anhören? Ich komme zu einer annehmbaren Zeit in mein eigenes Haus und finde meinen eigenen Mann auf dem Sofa hingegossen...«
    »He, einen Augenblick!«
    »Nun, warst du etwa oder warst du nicht?«
    »Was soll ich gewesen sein?« Ich war jetzt vollkommen durcheinander.
    »Hingegossen.«
    »Natürlich war ich hingegossen. Du hast mich ja gesehen. Aber Tatsache ist, wenn du mir nur glauben würdest, daß wir das alles genauestens vorbereitet haben. Du kannst Caroline fragen.«
    »Ich werde Caroline nicht fragen«, schrie Sylvia und krallte sich an ihr Kissen. »Ihr wußtet, daß ich heute abend nicht hier sein würde! Ihr wußtet es seit gestern. Wenn ich darüber nachdenke, was ich für deine arme, kleine mißverstandene Kusine getan habe, könnte ich...«
    »Sylvia!« warnte ich. Aber sie fand keine Worte mehr. Sie warf mir das Kissen mit aller Kraft an den Kopf, stieg mit kriegerisch funkelnden Augen aus dem Bett und schien sich auf mich stürzen zu wollen. Glücklicherweise klingelte in diesem Augenblick das Telefon. Sylvia erstarrte wie eine erzürnte Göttin mitten in ihrer Bewegung.
    »Puuh!« atmete ich erleichtert auf und erhob mich vom Fußboden, wohin mich das unerwartete Kissen geworfen hatte. »Gerettet durch das Telefon!«
    Wie Boxer am Ende einer Runde starrten wir einander an und zogen uns in unsere Ecken zurück; meine lag beim Telefon und Sylvias im Bett, wo sie sich mein Kopfkissen herüberzog, da das ihre immer noch auf dem Fußboden lag, wo sie es hingeschmissen hatte.
    Es war Gregg, Miss Chudleys Mädchen, und sie war vor Aufregung kaum zu verstehen. Ihre geliebte Herrin war die Treppe heruntergefallen. Ich beruhigte sie, so gut ich konnte, bat sie, die alte Dame nicht anzurühren, und sagte, daß ich sofort dort sein würde.
    Mit einem schnellen Blick in den Spiegel versuchte ich, die Zerstörungen der nunmehr zwei Hauptkämpfe im Laufe dieses Samstagabends, den ich mir so ruhig ausgemalt hatte, zu beheben, und eilte davon.
    Als ich zurückkehrte, war es bereits Mitternacht, und das Haus lag im Dunkeln.
    Nach den verschiedenen großen Dramen, in denen ich in den letzten Stunden mitgespielt hatte, fühlte ich mich vollkommen erschöpft und hoffte nur, daß Sylvia das Warten auf ihren Gegner

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