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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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schallenden Löwenhaus und bewunderten die Wüstenkönige, und ich ruhte mich in dem Bewußtsein aus, daß Nierenkoliken, drohende Fehlgeburten und andere Sonntagnachmittagsvorfälle bei Robin in guter Hand sein würden. Wir versuchten, mit Kohlköpfen in die gähnenden Mäuler der Rhinozerosse zu zielen, und verfehlten sie in dem dampfenden, stinkenden Wasser, ungerührt von der Tatsache, daß zu Hause jetzt vielleicht, oder sogar sicher, das Telefon klingeln würde.
    Peter ritt auf dem Elefanten und versicherte uns, daß es »enorm« gewesen sei, als wir ihn mit vor Furcht blassem Gesicht herunterhoben, und Penny, weniger abenteuersüchtig, freundete sich mit einem struppigen Ziegenböckchen im Tierkindergarten an. Wir aßen Erdnüsse, die für die Affen bestimmt waren, lutschten Eis am Stiel, trotz des kalten Märzwindes, und tranken Tee in einem schmuddeligen, bekleckerten Teepavillon, den die Zwillinge, da bin ich sicher, für das Ritz hielten.
    Um sechs Uhr lieferte ich Sylvia und zwei glückselige, müde, zerzauste Kinder zu Hause ab und fuhr zu Miss Chudley zu der Konsultation mit Sir Arthur Colenutt.
    Er hatte mich überrundet. Vor Miss Chudleys Haus stand ein Rolls Royce, noch älter und eckiger als sogar Miss Chudleys Wagen, mit einem schlafenden Chauffeur.
    Die Szenerie, in die ich wie ein Eindringling vom Mars hineinbrach, war echter Dickens. Miss Chudley, von ihren Farnen und Nippsachen umgeben, starrte voller Bewunderung auf Sir Arthur, der in seinem Havelock mit hochstehenden Kragenecken und Gamaschen neben ihrem Bett saß und sich eine Prise aus einer silbernen Schnupftabakdose nahm.
    »Ah, Doktor!« rief Miss Chudley. »Kommen Sie herein. Sir Arthur erzählte mir gerade, daß er meine arme Schwester Grace kannte.«
    »Sehr gut! Sehr gut in der Tat!« sagte Sir Arthur und hob den Schnupftabak an seine purpurne Nase. »Henley vor dem Krieg. Charmant, sehr charmant!«
    »Ich erinnere mich daran, daß mein Vater mich vor dem Krieg mit nach Henley nahm«, sagte ich. »Natürlich war ich damals erst ein kleiner Junge.«
    Sir Arthur nahm sein Monokel heraus, steckte es vors Auge und blickte mich mißbilligend an. »Nicht der Krieg, mein lieber Junge, unser Krieg, nicht wahr, Miss Chudley? Der glorreiche erste Weltkrieg. Grace Chudley? Natürlich erinnere ich mich an sie, meine liebe Lady. Wie ist es ihr ergangen?«
    »Das Herz«, antwortete Miss Chudley. »Sie war vierundachtzig, als der Allmächtige sie zu sich nahm. Die arme Grace war nie sehr kräftig.«
    Sir Arthur schien etwas sagen zu wollen, als er plötzlich die Knie an seine Brust zog, das Monokel von seinem Auge fallen ließ und sich in alarmierender Weise zu winden begann, während gleichzeitig sein Gesicht rot und roter wurde.
    Um Gottes willen, dachte ich, der alte Knabe hat einen Anfall. Ich wollte gerade zu seiner Hilfe eilen, als er ein braungeflecktes Taschentuch aus der Tasche zog und damit das ungeheuerste Niesen auffing, das ich je in meinem Leben gehört habe.
    Miss Chudley nickte anerkennend. »Und noch einmal«, unterstützte sie ihn, »und noch einmal!«
    Als Sir Arthur seine normale Farbe und Haltung wiedererlangt und sein Taschentuch fortgesteckt hatte, rief Miss Chudley, von der ich schon angenommen hatte, sie hätte ihr Stichwort verpaßt: »Gregg, wie wäre es mit etwas, um die Herren aufzuwärmen?« Aber Sir Arthur, dreister als ich, hob abwehrend die Hand.
    »Das Wichtigste zuerst, liebe Lady. Das Wichtigste zuerst.« Er schob seinen Stuhl näher an das Bett und sagte schmeichelnd: »Lassen Sie mich erst einmal einen Blick auf Ihr böses Geschwür werfen.«
    »Oberschenkelbruch«, flüsterte ich.
    Sir Arthur fuhr herum. »Junger Mann«, drohte er, »versuchen Sie nicht, Ihrer Großmutter beizubringen, wie man Eier ißt.«
    Durch die Überredungskunst Sir Arthurs, der ihre Schwester Grace gekannt hatte, willigte Miss Chudley ein, in eine Privatklinik zu gehen, wo man sie, wie er ihr versicherte, wie kostbares altes Porzellan behandeln würde, und sich dort operieren zu lassen.
    Wir legten den Termin für Dienstag fest, um Miss Chudley einen vollen Tag zur Eingewöhnung in der St.-Hilda-Klinik zu geben. Sir Arthur lehnte mein Angebot, bei der Operation zu assistieren, ab, da er immer nur mit seinem eigenen Team arbeite, versprach aber, mich gleich nach Schluß anzurufen.
    Nachdem die Angelegenheit damit zu unser aller Zufriedenheit erledigt war, erklärte Sir Arthur händereibend seine Bereitschaft zur Entgegennahme des

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