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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Fortschritts, bei seinen Konsultationen immer noch einen Havelock trug.
    »Meinst du, daß ich ihn dazu bekommen würde?« frage ich zweifelnd.
    »Meinst du, daß sie ihn sich leisten kann?« fragte Faraday dagegen.
    »Das bedarf keiner Frage. Miss Chudley hat’s im Überfluß.«
    »Dann kann ich dir nur raten, es zu versuchen.«
    »Ich werde ihn sofort anrufen.« Damit sprang ich vom Tisch auf, aber Sylvia bremste mich: »Ich hoffe, du hast nicht vergessen, daß wir heute nachmittag die Kinder ausführen wollen.«
    Ich blickte sie verständnislos an und überlegte, zu was ich mich da, in einem unüberlegten Augenblick, verpflichtet hatte.
    »Der Zoo«, sagte sie, »erinnerst du dich nicht?«
    »Das wird von Sir Arthur abhängen«, bestimmte ich, »wenn er sich Miss Chudley noch heute ansehen möchte, dann wird es geschehen müssen.«
    »An einem Sonntag?« zweifelte Sylvia. »Da wird er ein Nickerchen machen.«
    Und wie gewöhnlich hatte sie recht.
    Ich mußte alle mir bekannten Listen anwenden, um Sir Arthur überhaupt ans Telefon zu bekommen. Sein Diener war vorher ganz offensichtlich schon mit zudringlicheren praktischen Ärzten, als ich es war, fertig geworden. »Nein«, sagte er. Sir Arthur sei beschäftigt. Ich sah ihn im Geist vor seinem Roastbeef und seinem Yorkshirepudding sitzen. »Nein«, antwortete er höflich, er hätte keine Ahnung, wann Sir Arthur frei sein würde. Natürlich, er würde noch Apfelpastete und Schaumspeise zu bewältigen haben und anschließend höchstwahrscheinlich Portwein und eine Zigarre. Ob ich nicht eine Nachricht hinterlassen könnte? Mit der er ihm, wie ich annahm, sicher nicht den Mittagsschlaf verderben würde. Jetzt warf ich alle meine Karten auf den Tisch und erklärte dem Diener die Art meines Problems mit Miss Chudley. Er versprach, die Angelegenheit mit Sir Arthur zu besprechen, wenn ich so freundlich sein würde, am Apparat zu bleiben. Meine Freundlichkeit hatte sich aber fast verflüchtigt, bis Sir Arthur, den Mund anscheinend noch voller Yorkshirepudding, ans Telefon kam.
    »Colenutt hier!«
    Ich schluckte eine scharfe Antwort hinunter und nannte meinen Namen.
    »Kenn’ ich Sie?«
    »Nein, ich glaube nicht, daß Sie mich kennen, aber vielleicht kennen Sie...«
    »Mein Diener erzählte es mir. Lady Budmey, nicht wahr?«
    »Miss Chudley!« verbesserte ich.
    »Bin nicht taub, mein lieber Junge. Weiter jetzt, aber nicht so laut. Besitze noch all meine Fähigkeiten, brauche sie für meinen Beruf. Ha-ha! Mache natürlich nur Spaß. Ist sechs Uhr richtig? Meinen Schlaf muß ich haben. Sechs Uhr, ja?«
    »Das wäre fein«, sagte ich. »Es ist sehr freundlich von Ihnen.«
    »Keine Ursache, lieber Junge. Bruchoperation, nicht wahr?«
    »Oberschenkelbruch!«
    »Was sagten Sie? Verdammtes Telefon. Keine Sorge. Wir werden ihn bald wieder auf den Beinen haben. Bis nachher, mein Lieber.«
    »Auf Wiedersehen«, seufzte ich in das Leerzeichen hinein.
    »Bist du sicher, daß er noch all seine Sinne hat?« fragte ich Faraday. »Er kam mir vor, als wenn er nicht mehr richtig hören könnte.«
    »Das ist sein Trick«, lachte Faraday. »Die Rolle spielt er schon, seit er in uralten Zeiten Assistenzarzt war. Ich finde es großartig, daß er sich noch manchmal so verrückt benehmen kann, stell dir doch vor, was aus ihm geworden ist. Ritterschaft, Leibarzt der Königlichen Hoheiten...«
    »Kann er aber wirklich noch richtig hören?«
    »Besser als du. Es macht ihm eben Spaß...«
    »Was?«
    »Sich ein bißchen blöd zu stellen. Und im Frack herumlaufen. Muß mir für mich auch dringend so eine Marotte ausdenken.«
    »Du brauchst nur so zu bleiben, wie du bist«, schlug Sylvia vor, »du siehst jetzt schon zum Einsperren aus.«
    »So«, wandte ich mich aufgeräumt an Sylvia, »bis sechs Uhr gehöre ich euch. Kommst du mit uns, Caroline?«
    »Soll ich ehrlich sein? Wenn es etwas gibt, für das ich alles andere liegenlasse, dann sind es diese vielen seltsamen, kleinen Tiere.«
    »Was, alle meine Schönen?« seufzte Faraday. »Ich hatte gehofft, daß eine liebevolle Seele mir zur Hand gehen würde.«
    »Um was handelt es sich denn?«
    »Ich habe etwa drei Quadratmeter Notizen für die Neurologische Gesellschaft zu tippen. Auszüge aus einer Zeitung. Mit meinem Ein-Finger-System wird das von jetzt bis zum Jüngsten Tag dauern.«
    Caroline stoppte mitten auf ihrem Weg zur Tür. »Nun«, sagte sie, »zum Zoo könnte ich ja schließlich auch ein anderes Mal gehen.«
    Als ich mit Sylvia auf einer Bank

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