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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wer weiß denn, ob Ussatjuk Sie wirklich liquidieren will? Ob das nicht der zweite Genietrick ist: Sie als Laus der CIA in den Pelz zu setzen …«
    »Ronny, das geht zu weit!« sagte Irene erregt. »Niemand auf der Welt weiß besser, wie Boris denkt!«
    »Das haben Sie auch damals in München gesagt, als man ihn zum Helden hochjubelte. Und da war er noch der hundertprozentige Boris Alexandrowitsch Bubrow, Hauptmann im KGB!«
    »Ronny, trauen Sie mir wirklich zu, daß ich mein Gesicht opfere, um mich bei Ihnen einzuschleichen?«
    »Bei euch Russen ist alles möglich.«
    »Danke!« Bubrow sah Cohagen mit seinen gefärbten Augen starr an. »Aber ich bin Anthony Jefferson. Für immer. Mehr kann ich nicht sagen, und andere Beweise als mein neues Gesicht habe ich nicht.«
    »Sie können sich in der ›Information Ost‹ nützlich machen.«
    »Das habe ich geahnt.« Bubrow schob seinen Teller weg. Erschrocken sah ihn Irene an. In diesem Augenblick verwünschte sie Cohagen. »Zum letztenmal, Ronny: Ich bin aus dem Geschäft endgültig ausgestiegen! Ob West oder Ost. Endgültig! Ich kann Sie nicht zwingen, mir das zu glauben. Aber Sie werden auch mich nicht zwingen können, meine Heimat zu verraten. Es gibt den Bolschewismus, es gibt Männer wie Ussatjuk oder Butajew, es gibt in ihrer Ideologie gefangene Politiker – auch bei Ihnen! –, aber es gibt auch Millionen Menschen ohne Stimme und ohne Willen. Das sind meine Brüder!«
    »So etwas müßte in der Prawda stehen«, sagte Cohagen sarkastisch. »Der neue Paulus kommt aus Sotschi!« Er wedelte mit der Hand durch die Luft und nickte mehrmals. »Vergessen wir das Gespräch, Tony. Nächste Woche dürfen Sie mal ausfliegen. Tucker wird genehmigen, daß wir den Hudson hinauffahren. Ich will Ihnen die Häuser zeigen, die wir für Sie ausgesucht haben. Und Mabel« – er sah zu Irene hinüber – »muß sich ja auch bei ihrem neuen Klinik-Chef vorstellen. Es ist alles vorbereitet. Wenn Sie hier entlassen werden, springen Sie mit beiden Beinen ins volle Menschenleben.«
    »Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll, Ronny«, sagte Bubrow gedehnt. »Sie jonglieren mit Zuckerbrot und Peitsche.«
    »Das ist mein Job. Übrigens gehört das ganz allgemein zum Leben.« Cohagen füllte Wein nach. »Nur Zucker? Da würde man doch bald kotzen müssen.«
    Der Tod von Hubert Milton hinterließ kein Mißtrauen. Natürlich wurden die Umstände seines Sterbens genau untersucht, schließlich war er ein Mann der CIA gewesen. Aber das war nur noch eine Formsache. Die Diagnose des Arztes war klar, der Blutalkoholspiegel war geradezu unglaublich hoch, aber es gab ja Zeugen, die Huberts Ankündigung gehört hatten, er werde sich jetzt mit Schnaps vollpumpen und schwitzen.
    »Er hatte eine Grippe, so schlimm, daß man sich durch die Leitung anstecken konnte«, sagte der Personalbearbeiter der CIA von New York. »Armer Kerl, hat sich bis zum Kragenknopf vollaufen lassen. Das hat sein grippegeschwächtes Herz nicht ausgehalten.«
    Milton wurde begraben, ohne daß die Nachricht von seinem Tod bis in die Chef-Etage zu Oberst Boone oder Cohagen vordrang. Er gehörte zum unteren Dienstpersonal, das den Stars der CIA oft völlig unbekannt war. Hätte Cohagen von Miltons Alkoholtod erfahren, hätte sein Seismograph wohl sofort reagiert; vielleicht hätte sein stets kombinierendes Hirn sogar eine Brücke nach München zu Hanns Heroldt geschlagen.
    So aber fiel niemandem etwas auf, ganz so, wie es Strelenko erwartet hatte.
    Im Geschäft der Geheimdienste gibt es keine Wunder. Es gibt nur große, manchmal unfaßbare Überraschungen. Das wußte auch Ussatjuk in Moskau. Zu den Überraschungen hatte der Erfolg von Günter Guillaume gehört. Das war der Mann der DDR, der bis in die Regierungsspitze der Bundesrepublik Deutschland vordringen konnte, mit seinem Kanzler Brandt in Norwegen spazierenging und Telegramme und Berichte von höchster Geheimstufe annahm. Das war selbst für den hartgesottenen KGB in Moskau eine Sternstunde, die so schnell nicht wiederholbar war.
    Für Strelenko zumindest sah Ussatjuk eine solche Sternstunde nicht. Der saß in New York auf seiner Büro-Etage, wußte zwar, daß Bubrow und Irene Walther unter dem Dach der CIA gewohnt hatten, aber dann war die Spur eiskalt geworden.
    Weder Wassili, der Parkwächter, noch Igor und Grischa, die von England mitgekommen und sich an zwei Sekretärinnen der CIA herangemacht hatten, konnten herausfinden, wo Bubrow und Irene Walther sich

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