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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an, die ihm lachend zuprostete. Merkwürdig, dachte sie, ich habe mich schon an das neue Gesicht gewöhnt. Ich weiß: Das ist er! Ihn liebe ich! Zwei Menschen verbindet doch mehr als nur ein Gesicht. Es war schwer, daran zu glauben, aber jetzt ist es gar keine Frage mehr. »Herr Professor, ich bitte um Verzeihung«, sagte Bubrow plötzlich.
    »Wofür? Daß Sie Ihr Hemd beschlabbert haben?«
    »Ich habe Ihnen den Spiegel aus der Hand geschlagen.«
    »Na und? Ich habe ahnungsvoll den billigsten genommen. Ein Dollar bei Woolworth. Setze ich auf die Rechnung.«
    Bubrow wollte lachen, aber das tat noch weh, vom Kinn bis zu den Wangen. Er grinste mühsam und sah dabei scheußlich aus. »Sie sind schuld, wenn mir die Nähte platzen!« sagte er. »Was wird denn jetzt noch mit mir gemacht?«
    »Als nächstes schleifen wir von Ihrem Körper alle Narben ab, auch solche, die an Ihre Jugendsünden erinnern. Auch daran wird niemand Sie mehr erkennen können. Ihre Zähne sind gesund, kein Ersatzzahn, aber drei Plomben. Da fummeln wir auch noch rum. Sie werden noch drei Plomben dazu bekommen und zwei herrliche Kronen. Dann kann auch Ihr Zahnarzt in Rußland nicht mehr sagen, wer Sie sind.«
    Bubrow sah Jeff Tucker groß an. »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Nein. Mr. Cohagen hat nichts herausgelassen. Aber so ganz blöd bin ich auch nicht. Ich habe gehört, wie man Sie Borja nannte. Und Mabel nannten Sie Irininka.« Tucker hob sein Glas. »Mich geht's nichts an! Ich freue mich, Mr. und Mrs. Jefferson kennengelernt zu haben.«
    Am Abend kam Cohagen.
    Bubrow saß auf dem Balkon in der warmen Abendsonne und ließ den Wind vom Meer über sein Gesicht gleiten. Zum erstenmal seit zehn Tagen hatte er wieder eine Zeitung gelesen, aber nicht lange. Die Augen mit den braun getönten Haftschalen tränten. Sie mußten sich erst an den dünnen Fremdkörper vor Pupille und Iris gewöhnen.
    »Sie sehen blendend aus, Tony!« rief Cohagen. Er hatte keine Mühe, das neue, unbekannte Gesicht zu akzeptieren. Für ihn war das Bubrow mit Namen Jefferson. »Noch zwei, drei Monate, und die Mädchen stehen Schlange vor soviel geballter Männlichkeit. Wackeln Sie mal mit den Augenbrauen! Phänomenal! Was glauben Sie, wie hysterisch die Weiber würden, wenn sie die Wahrheit wüßten.«
    »Ronny!« sagte Irene warnend. »Tony darf nicht lachen!«
    »Und Wodka darf er auch noch nicht trinken, sagt Tucker. Das brennt noch zu sehr. Stellen wir die Flasche kalt.«
    Die süße Vanessa brachte das Abendessen: für Irene kaltes Huhn und gemischte Salate, für Bubrow eine dicke Gemüsesuppe mit durchgedrehtem Fleisch. Auch für Cohagen hatte die Küche gesorgt: ein Porterhouse-Steak von ungeheurem Ausmaß. Dazu gab es eine Flasche kalifornischen Wein, einen Chardonnay.
    »Was macht Moskau?« fragte Bubrow plötzlich zwischen zwei Löffeln Suppe.
    »Still ruht der See. Was Sie betrifft.«
    »Das sieht Sulfi Iwanowitsch gar nicht ähnlich.«
    »Wer ist Sulfi!«
    »Ussatjuk.«
    »Was soll er auch tun? Ihre Spur ist weg!« Cohagen fuchtelte mit der Gabel durch die Luft. »Sie sind ohne Rückstand verschwunden. Wo soll er im weiten Amerika suchen? Und wie? Sie sind sicher, Tony!«
    »Er könnte bei der CIA ansetzen. Bei Ihnen.«
    »Mich kennt er nicht. Sooft ich mit ihm indirekt zu tun hatte und seine Leute austrickste, hatte ich andere Namen.«
    »Dann heißen Sie auch nicht Cohagen?« fragte Irene interessiert.
    »Ich schwöre Ihnen, daß ich Ronny heiße!« Cohagen grinste. »Wie wenig Namen bedeuten, sehen Sie jetzt. Da sitzt Borja und heißt Tony, und dort sitzt Irene und heißt Mabel. Nur wir untereinander wissen, wer nun wer ist. Ich bin Ronny.«
    »Sie sind immer noch mißtrauisch, nicht wahr?« fragte Bubrow.
    »Aus Prinzip. Ist es bei Ihnen im KGB anders? Unser Job verlangt, daß wir überall Augen haben, am Hintern wie am Nabel! Und man muß riechen können – riechen, wer einem gegenüber sitzt.«
    »Und ich stinke, Cohagen?«
    »Sie haben noch nicht bewiesen, daß Sie sich total von Moskau gelöst haben.«
    »Mein Gott, ich bin hier in New York, ich habe mein Gesicht geopfert. Was wollen Sie denn noch mehr?!«
    »Das war Selbstschutz, Tony!«
    »Ist Ussatjuks Jagd auf mich nicht Beweis genug?«
    »Man sollte das annehmen. Aber denken Sie zurück. Sie haben eine sowjetische Verkehrsmaschine gekidnappt, Ihr Land ließ wütende Proteste los, jeder hielt Sie für den ›Piraten aus Liebe‹ … Und was war wirklich? Eine, zugegeben, blendende Inszenierung Moskaus!

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