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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich bin kein Bettler. Und ich will in Deutschland arbeiten. Auch hier gibt es Flüsse und Talsperren und Meeresküsten …«
    »So einfach, wie Sie sich das vorstellen, ist das alles nicht.«
    »Wieso? Ich denke, ich bin hier in einem freien Land?«
    »Auch wir haben unsere Gesetze, Herr Bubrow.«
    »Aber doch keins, das die Arbeit verbietet?«
    Es war eine Frage, die sehr mißfiel. Zudem ließ sie Bubrow in einem anderen Licht erscheinen. Sieh an, dachten die Herren. Er ist gar nicht der ›tumbe Tor‹, als der er bisher erschien. Diese Frage entlarvt ihn. Hinter der harmlosen Fassade lauert ein gerissener Hund! Er weiß genau, was ihn erwartet.
    »Sie sind sich doch im klaren, daß Sie einen kriminellen Akt begangen haben?« sagte ein Beamter der Landesregierung. »Sie haben 179 Personen gefährdet und mit dem Tod bedroht, um einen persönlichen Vorteil zu erpressen. Das ist der Tatbestand.«
    »Wäre es weniger verwerflich, wenn ich gesagt hätte: Ich muß aus Rußland weg, weil ich ein glühender Regimegegner bin? Ich habe Flugblätter verteilt in Moskau, Sibirien, ein Lager im ›Archipel Gulag‹ ist mir sicher?! – Wie stände ich dann da?«
    »Ehrlich gesagt: besser als jetzt!«
    »Aber ich kann und will nicht lügen! Ich habe keinen Grund, mein Vaterland zu verraten. Ich wollte nur zu Irina.«
    »Und daraus entstand eine verbrecherische Handlung«, erklärte der Polizeipräsident. »Wenn jeder, der zu einer Dame will, ein Flugzeug entführen wollte – wo kämen wir da hin?«
    »Jeder kann sich hier frei bewegen.« Bubrow wurde ernst. »Aber mir verweigerte man die Freiheit, zu Irene zu fahren. Ist das etwa kein Politikum?«
    »Im weiten Sinne. Im ganz weiten Sinne …« Es war deutlich, daß man sich bemühte, Bubrow behilflich zu sein, falls er doch noch ein politischer Flüchtling werden wollte. Auf jeden Fall war er ein ganz heißes Eisen; der Protest des sowjetischen Botschafters ließ daran keinen Zweifel. Für die Sowjets war Bubrow ein Verbrecher, den man ausliefern sollte.
    »Wie heißt nun die Dame?« fragte der Polizeipräsident.
    »Dr. Irene Walther.«
    »Was für ein Doktor?«
    »Sie ist Ärztin.«
    »Wohnhaft wo?«
    »In Steinebach am Wörthsee.«
    »Kennen Sie auch die Telefonnummer?«
    »Aber ja!« Bubrow nannte sie. »Rufen Sie Irina jetzt an?«
    »Natürlich.«
    »Sie soll sofort kommen!«
    »Das wird sie. Wir lassen sie sogar abholen.« Der verhörende Beamte sah seinen Präsidenten an. Der nickte. »Wir fahren jetzt zum Präsidium. Dort sehen wir weiter.«
    »Ich bleibe also in Haft?« fragte Bubrow ruhig.
    »Bis alles geklärt ist, sind Sie vorläufig festgenommen, Herr Bubrow. Sie sind aufgrund des Protestes Ihrer Botschaft ein brisanter Fall, der mit Fingerspitzengefühl behandelt werden muß. Morgen wird sich die Öffentlichkeit auf Sie stürzen. Die Presse wird –«
    »Kann man das nicht verhindern? Ich will nur Ruhe, meine Herren! Ich will zu Irina, weiter nichts.«
    »In einem freien Land gibt es auch eine freie Presse«, sagte der Beamte. »Da müssen Sie durch, Herr Bubrow. Man wird Sie zum Helden des Tages machen.«
    »Ich bin kein Held!«
    »Ein geflüchteter Russe ist immer ein Held. Aber auch das geht vorbei.«
    »Hoffentlich!« Bubrow seufzte. »Was ist das bloß für eine Welt, in der die Liebe so schwergemacht wird?«
    Die Herren lächelten höflich. Wie konnte man nur so naiv sein!
    Der Polizeiwagen, der Irene Walther aus Steinebach abholen sollte, mußte wieder umkehren. In der Eile hatte man beim Verhör vergessen, zu fragen, ob Dr. Walther praktizierende Ärztin sei. Sie war es nicht, wie man jetzt feststellte. Die Nachbarn wußten nur, daß sie morgens wegfuhr, mit einem hellgrünen VW-Golf, und abends wiederkam. Wo sie arbeitete, in welchem Krankenhaus, wußte niemand.
    Über Funk erfuhr man dann Genaueres. Dr. Irene Walther arbeitete in Gauting im Forschungslabor der Firma ›Bio-Agrar‹. Das war ein Tarnname; das Labor gehörte der Bundesrepublik und unterstand dem Bundesministerium der Verteidigung. Das wußte freilich niemand, auch nicht die Polizei von München. ›Bio-Agrar‹ beschäftigte sich offiziell mit der Forschung nach noch unbekannten Bodenbakterien. Die Frage, wieso man dazu eine Ärztin brauchte, stellte sich nicht. Die Achtung vor der Wissenschaft war viel zu hoch. Unbekannte Bodenbakterien – das ist schon etwas.
    Dr. Irene Walther war sehr erstaunt, als sie ins Zimmer des Laborchefs gerufen wurde und dort zwei uniformierte Polizisten antraf,

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