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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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übertreibst du aber!« Er ging zu einem Sessel, ließ sich hineinfallen und nahm aus einer runden Blechdose einen Lebkuchen. »Im Zeitalter der Antibiotika haben Bakterien ihren Schrecken verloren.«
    »Antibiotika nützen hier gar nichts mehr. Ich werde dir das mal erklären.«
    Die ›Leitung‹ war gelegt. In Moskau konnte das Licht angehen.
    In der Silvesternacht geschah ein seltsamer Mord.
    Im Garten des Berghotels, in dem Irene und Boris das neue Jahr begrüßten, fand man um 2 Uhr morgens einen Toten. Er saß auf einer vereisten Bank, aber er war nicht erfroren, sondern vergiftet. Man sah es an der dunkelblauen Gesichtsfarbe, und man roch es sogar. Ein Geruch nach Mandeln. Zyankali.
    Zunächst dachte man an Selbstmord, aber als der herbeigerufene Arzt den Toten entkleidet hatte, sah man den Einstich im linken Oberarmmuskel. Der Täter mußte durch Anzug und Hemd blitzschnell eine Nadel gestoßen und das Gift injiziert haben. Es war dem Opfer keine Zeit geblieben, zu schreien oder sich zu wehren. Rätselhaft war nur, wieso der Mann auf der Bank gesessen hatte. Bei 19 Grad Frost. Ohne Mantel.
    Der Führer der alarmierten Funkstreife betrachtete den Toten mit so bösen Augen, als sei dieser der Mörder. Seit Menschengedenken war in diesem Ort niemand ermordet worden; man mußte also überlegen, wie man sich zu verhalten hatte. Nach den Vorschriften, die man auf der Polizeischule lernte, war hier nicht vorzugehen: »Nicht anrühren, Sicherung des Tatortes, Sicherung der Spuren, Fotos von allen Seiten, Feststellung von Zeugen.« Das war alles unmöglich. Der Tote lag bereits nackt in einem Kellerraum des Hotels. Eine ›klassische‹ Bearbeitung des Falles war damit auch für die nunmehr herbeitelefonierte Mordkommission ausgeschlossen.
    Obwohl im Festsaal des Hotels die Tanzkapelle weiterspielte, kam keine Stimmung mehr auf. Die bisher so fröhliche Gesellschaft verlief sich, auch Irene und Boris gingen auf ihr Zimmer und setzten sich bedrückt in die Sessel.
    »Er war allein hier«, sagte Irene, während Bubrow aus dem kleinen Kühlschrank eine halbe Flasche Sekt holte und sie entkorkte. »Ich habe ihn sitzen sehen, in einer Ecke des Saales, ganz einsam. Um Mitternacht hat er nur zu seinem Tischnachbarn geprostet und ist dann irgendwann unbemerkt weggegangen.«
    »So unbemerkt nicht. Der Mörder muß ihm gefolgt sein. Oder hat draußen auf ihn gewartet.«
    »Zyankali! Wer tötet heute noch mit Zyankali? Mit einer Injektion?«
    »Es ist der lautloseste Tod.« Bubrow goß die Gläser voll, kam zu Irene und schüttelte den Kopf. »Wir sollten uns unsere erste Neujahrsnacht nicht verderben lassen, moj druk. Vor allem sollten wir nicht abergläubisch sein! Für uns beginnt ein glückliches Jahr!«
    Am Neujahrsmorgen war das Hotel um eine Reihe neuer Gäste reicher. Sieben Wagen waren aus München gekommen, und erstaunlicherweise waren nur zwei von der Polizei. Aus Pullach waren Beamte des Bundesnachrichtendienstes erschienen, das Landeskriminalamt war alarmiert worden, zwei Staatsanwälte hatten die Bundesanwaltschaft benachrichtigt. Auch zwei große amerikanische Limousinen standen auf dem Parkplatz.
    Der Tote hatte sich als Ewald Blotz eingetragen. Kaufmann, wohnhaft in Nürnberg. Alle Angaben waren falsch: man hatte sie sofort per Funk nachgeprüft. Das Haus, in dem er angeblich wohnte, war ein Bordell. Der Mann mußte Sinn für Humor gehabt haben. In seinem Schuh, unter einer Einlegesohle, fand man eine US-Identity-Card auf den Namen James C. Forster, wohnhaft in Washington. Zu denken gab, daß die Fachleute der Mordkommission zwar den Tod durch Zyankali bestätigten, nicht aber die Injektion mit der Nadel. Dieser ›Todesfall‹ stank nicht nur nach bitteren Mandeln …
    Die Experten vom BND und von der CIA { * } hatten denn auch die gleiche Ansicht vom Tathergang: James C. Forster war mit einer Injektions pistole erschossen worden.
    Der Fundort, die Bank im Garten, war nicht der Tatort. Man hatte den Toten dort nur abgesetzt.
    »Diese Art des Tötens entspricht der uns bekannten Methode des Liquidierens, wie sie von bestimmten Oststaaten angewandt wird«, sagte der Leiter der CIA-Delegation, nachdem man die Leiche noch einmal gründlich untersucht hatte. Dazu hatte man einen Arzt von der CIA mitgebracht, der sich in solchen Morden auskannte. »Wir haben genug Beispiele dafür. Politische Flüchtlinge, unliebsame Regimekritiker, Konterrevolutionäre, Redakteure von Exilzeitschriften oder vom Sender Freies Europa

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