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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Geheimnissen des Westens. Selbst die Presse schweigt, weil sie keine Informationen kriegt und auch nicht an die Personen herankommt, die damit zu tun haben. Keiner kennt sie, alle leben bestens getarnt in bürgerlichen Berufen: Ärzte, Chemiker, Physiker, Agrarwissenschaftler, Biologen, Klimatologen … Da den richtigen zu finden, ist ein Glücksfall. So einen Glücksfall haben wir jetzt: Dr. Irene Walther! Ärztin und Biologin. Angestellt in der Firma ›Bio-Agrar‹. Erforschung gesundheitsschädlicher, umweltfreundlicher Wachstums- und Veredelungsprozesse. Welch ein Witz! Genau das Gegenteil ist der Fall. Sie suchen nach Bakterien und Viren, mit denen sich der lautlose Massentod erzeugen läßt.«
    Ussatjuk hatte empört geschnauft, ehe er weitersprach: »Ein Zufall hat uns auf die richtige Spur gesetzt. Ein kleiner Betriebsunfall muß da passiert sein, anscheinend ist ein Behälter undicht geworden. Jedenfalls wurde eine Woche lang das ganze Gelände der Firma von Spezialtrupps entseucht, es wurde hermetisch abgeriegelt, alle Mitarbeiter kamen in Quarantäne. Macht man so etwas, wenn man Erdbeeren veredelt?! Wir haben die Bio-Agrar dann beobachtet und festgestellt, daß diese Dr. Irene Walther ein Typ ist, der genau zu Ihnen paßt, mein lieber Boris Alexandrowitsch. Und jetzt kommt sie sogar nach Sotschi, die Visumabteilung unserer Botschaft in Bonn hat es gemeldet. Genosse Bubrow, nur Sie allein können jetzt die Panzerschränke der deutschen Forschung aufbrechen. Der Weg dahin führt über Irene Walther und ihr Bett.« Ussatjuk hatte mit den Augen gerollt und mit der Zunge geschnalzt. »Wie ich Sie beneide, Boris Alexandrowitsch! Sie haben keine Suska, mit der Sie dreiundzwanzig Jahre verheiratet sind!«
    So hatte alles begonnen. Und nun stand er in einem Keller, vermummt mit Kunststoff und Kopfschutz, Atemmaske und Gummihandschuhen, und beobachtete, wie Irene Walther in den Deckel des Glaskastens, in dem ein kleines Loch ausgespart war, einen elastischen Gummipfropfen einsetzte. Von einer Seite wurde über einen kleinen Gummischlauch genau dosierter Sauerstoff in das gläserne Gefängnis geleitet. Die drei Ratten fühlten sich wohl, sie sprangen umeinander, richteten sich an den Glaswänden hoch und starrten Boris aus ihren schwarzen, runden Augen an.
    Irene zog die Atemmaske von ihrem Gesicht, Boris tat das gleiche.
    »Ist was?« fragte er.
    »Noch eine Erklärung, Liebling.« Sie war sehr ernst. »Was ich nun in den Kasten spritze, ist ein Konzentrat. Diese konzentrierte Form ist in der Praxis nicht zu gebrauchen. Aber da der normale Vorgang sich innerhalb von drei bis neun Tagen abspielt und du doch sehr schnell sehen sollst, um was es sich handelt, muß ich das Konzentrat nehmen.«
    »Und was passiert?« fragte Bubrow.
    »Die Ratten werden sterben.«
    »Muß das sein? Ich hasse Ratten, wir hatten in unserem Haus immer Fallen, ich bin sozusagen mit toten Ratten aufgewachsen – aber ich habe noch nie eine Ratte sterben sehen. Stellt ihr ein Rattengift her? Also das ist es!« Bubrow winkte ab. »Das will ich nicht sehen! Ich glaub's dir auch so.«
    »Es ist etwas anderes«, sagte sie stockend.
    »Ein Gas?«
    »So ähnlich.«
    »Aha!«
    »Eine Flüssigkeit, die sich bei Berührung mit Sauerstoff in Gas auflöst.«
    »Das ist doch nicht neu.« Bubrow sah sie an, als wolle sie sich über ihn lustig machen. »Flüssiggas! Das habe ich in der Tasche! In meinem Feuerzeug! Um das zu füllen, brauche ich keinen Schutzanzug!«
    Er spielte den Naiven so gut, daß Irene überzeugt war, dieser Mann würde nicht hinter ihr Geheimnis kommen. Er würde von dem, was er sah, beeindruckt sein, wie ein Junge, der eine besonders schöne Modelleisenbahn bewundert. Er würde entsetzt sein über das Sterben der Ratten – aber über die Verwendung als Kriegskampfstoff brauchte man ja nicht zu reden.
    »Maske auf!« sagte Irene und nickte ihm lächelnd zu. Boris stülpte die Atemmaske über sein Gesicht. Durch die Kunststoffgläser sah er, wie Irene eine lange, dünne Injektionsnadel durch einen luftdichten Gummideckel in ein Glas stieß und drei Kubikzentimeter einer wasserhellen Flüssigkeit in den Glaskolben der Spritze aufzog.
    Sofort nach dem Aufziehen riß sie die Nadel wieder aus der Flasche und bedeckte die Spritze mit einem präparierten Wattebausch. Dr. Ewingk hätte bei diesem Anblick das Entsetzen gepackt, und auch Irene war nicht wohl zumute, als sie die Nadel frei im Raum hatte. Im Labor geschah das alles in großen,

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