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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden konnte. Männer wie ihn gab es nicht im Dutzend, er war ein Glücksfall für den KGB. Verständlich, daß Ussatjuk jetzt an den Nägeln kaute und sich überlegte, wie sich die Affäre noch beherrschen ließ.
    Für Orlowskij gab es nur eine Alternative: Entweder kehrte Bubrow sofort nach Moskau zurück und wurde aus diesem brisanten Fall herausgezogen – oder er provozierte seine Bestrafung, ganz gleich, wo er sich dann aufhielt. Davonlaufen konnte er nicht, dazu war die Welt zu klein. Für ein paar sehr schöne Augenblicke phantasierte Orlowskij vor sich hin: Er bringt mir den Film, wir trinken wie Brüder miteinander, umarmen uns, küssen uns auf die Wangen, und ich werde sagen: »Boris Alexandrowitsch, ich kann dir von Sulfi Iwanowitsch bestellen, daß dein Auftrag beendet ist. Geh, wohin du willst. Du bleibst unser Bruder, solange du die Schnauze hältst …« Und Bubrow wird glücklich abziehen und noch in der gleichen Nacht an einer rätselhaften Vergiftung sterben.
    Die beste Lösung wäre das! Lautlos und elegant.
    Orlowskij trank die Flasche Wodka leer, legte sich aufs Bett und schlief, zufrieden mit seinen Gedanken, ein.
    Am nächsten Morgen bummelte er durch die Münchener Einkaufsstraßen. Dann bestellte er bei der Rezeption des Hotels, man möge ein allenfalls abgegebenes Päckchen oder einen Brief auf sein Zimmer schicken. Danach rief er von einer Fernsprechzelle sein Büro in Brüssel an.
    »Ihre Tante ist in Sorge«, sagte der Buchhalter der Fruchtimport-Firma, der eigentlich Major Rassul Davidowitsch Nikitsch hieß.
    »Ich auch!« knurrte Orlowskij.
    »Sie möchten doch mit Ihrem Neffen zu Besuch kommen. Es geht um das Erbe. Ihre Tante fühlt sich sehr elend.«
    »Ich werde mit dem Burschen sprechen. Noch etwas?«
    »Nein.«
    Orlowskij hängte ein. Er atmete tief durch, um den Druck auf seiner Brust loszuwerden. Ussatjuk hatte gehandelt. Der Befehl zur Rückkehr war da. Wenn Bubrow sich jetzt weigerte, begann der letzte Abschnitt seines Lebens.
    Er kehrte sofort ins Hotel zurück, in der Hoffnung, Bubrow habe den Film gebracht. Aber es war nichts abgegeben worden. Orlowskij wartete, las unruhig ein paar Zeitungen, aß eine ganze Packung Paprika-Chips auf und rief gegen Mittag Bubrow in der Wasserbaubehörde an.
    Nicht da. Weggegangen zum Essen. Nein, nicht in die Kantine. Außer Haus.
    Er kommt, dachte Orlowskij. Jetzt kommt er zu mir mit dem Film. Wie ein Vater zu seinem Sohn werde ich mit ihm sprechen. Er ist doch ein kluger Mensch! Besteht die Welt denn nur aus dem Schoß dieser Frau?!
    Aber Bubrow kam nicht, er aß ja mit Herrn Reinberg türkisch.
    Am späten Nachmittag rief Orlowskij abermals seinen Buchhalter in Brüssel an. Major Nikitsch konnte nur wiederholen, daß die kranke Tante wartete.
    »Soll der Neffe enterbt werden, wenn er nicht kommt?« fragte Orlowskij. »Das gute Tantchen soll sich dazu äußern! Vielleicht bewegt ihn das, seine elende Verwandte zu besuchen. Ach, diese sorglosen jungen Leute …«
    Nach dem Abendessen war sich Orlowskij klar darüber, daß Bubrow an diesem Tag nicht mehr zu ihm kommen würde. Er nahm ein Bad, sprühte sich mit herbem Eau de Toilette ein, zog einen neuen Slip an, blätterte in der Zeitung und suchte sich eine Nummer aus.
    »Ja, bitte?« flötete eine süße Stimme. Im Hintergrund hörte man gedämpfte Musik.
    »Sind Sie frei?« fragte Orlowskij, während er den Reißverschluß seiner Hose zuzog.
    »Wenn Sie sofort kommen … Aubergstraße 14. Wo Marion steht, bitte zweimal klingeln.«
    Mit Wut im Herzen über Bubrows böses Spiel und beschwingter Erwartung in den Gliedern ob der bezaubernden Stimme ließ sich Orlowskij in ein Taxi fallen.
    »Ich werde morgen für zwei Tage verreisen«, sagte Bubrow beim Abendessen. Es gab Gulasch mit Spinatnudeln und hinterher einen Bratapfel mit Vanillesoße. An Spinatnudeln konnte sich Bubrow vollessen, bis er glaubte platzen zu müssen. »Eine Baustellenbesichtigung. Zu dumm, aber es muß sein. Wir müssen, wegen des Untergrunds, vor Ort Bohrungen vornehmen. Ich habe versucht, mich zu drücken, aber es geht nicht. Ich habe vier Details zu zeichnen.«
    »Ich packe nachher einen kleinen Koffer mit dem Nötigsten.« Irene lächelte ihm ahnungslos zu. »Um was handelt es sich denn, Boris?«
    »Um ein Auffangbecken. Ein Gebirgsbach, der bei Schneeschmelze immer sehr viel Wasser führt, soll besser ausgenutzt werden. Vor allem soll es keine Überschwemmungen mehr geben.«
    »Dann fährst du morgen in die

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