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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von Dagomys, die Tage und Nächte der Liebe in Sotschi, der herzzerreißende Abschied, die Flugzeugentführung, die Bitte um Asyl … Das alles waren Meisterstücke des KGB-Agenten Bubrow. Dann jedoch erfolgte die Wandlung, wurde aus Saulus der Paulus, wurde aus dem eiskalten Spezialisten der ehrlich Liebende, der nun verzweifelt versucht, sein früheres Leben abzustreifen, indem er aussteigt aus diesem Kampf im dunkeln; ein Mann, der frei und glücklich leben will, wie Millionen anderer liebender Männer.«
    Wie kann sie das glauben?
    Eine Menge Möglichkeiten erwog er – aber was er auch in Betracht zog –, es endete immer mit einer Katastrophe. Ganz sicher war nur eins: Das KGB in Moskau würde den Absprung eines seiner besten Männer nicht still hinnehmen. Wer Sulfi Iwanowitsch Ussatjuk kannte – und Bubrow kannte ihn nur zu gut! –, der wußte, was er über kurz oder lang von ihm zu erwarten hatte. Ussatjuk übereilte nichts. Er konnte noch nach Jahrzehnten zuschlagen, wenn niemand sich mehr daran erinnerte, daß es einmal einen Bubrow gegeben hatte. Moskau vergaß nichts und verzieh nichts.
    Die Welt war nicht groß genug, als daß einer Ussatjuks Rache entgehen könnte.
    Beim Frühstück hatte Bubrow gesagt:
    »Irininka, sprich mit Dr. Ewingk, ob du Urlaub bekommen kannst.«
    »Das habe ich bereits getan. Es geht frühestens in neun Wochen.«
    Zu spät, dachte er, viel zu spät. Ich kann Orlowskij nicht neun Wochen hinhalten. Es muß jetzt sein, in den nächsten drei, vier Tagen. Ich habe keine Zeit mehr.
    »Warum nicht eher?«
    »Die Schulferien kommen. Da haben die Familienväter das Vorrecht.« Sie lächelte angriffslustig, ahnte nicht, wie es um Bubrow stand. »Das ist sozial gedacht, Boris. Dafür müßtest gerade du Verständnis haben. Keine Ausnahmen auf Kosten des Gemeinwohls.«
    »Ich habe eine ungeheuer kluge Frau«, sagte Bubrow. »Also in neun Wochen …«
    Keine neun Tage, dachte er. Ein grausamer Kampf wird es werden. Nicht gegen Ussatjuk, der ist noch weit – aber gegen mich selbst. Boris Alexandrowitsch, du mußt dein Vaterland für immer verlassen. Endgültig. Und du wirst einen wahnwitzigen Preis für deine Freiheit bezahlen müssen.
    Und nun rief Ewald Reinberg an! Am richtigen Tag.
    »Ich habe mir gedacht, wir könnten mal gut essen gehen«, sagte Reinberg fröhlich. »Wir haben doch hier in München ein russisches Spezialitäten-Restaurant.«
    »Bitte nicht!« Bubrow starrte auf sein großes Reißbrett.
    »Dann etwas anderes. Türkisch! Na, wie ist's damit? Ich habe Haxen mit Knödeln und Steaks mit Ketchup satt! Heute mittag, abgemacht?«
    »Ja«, sagte Bubrow.
    »Ich hole Sie um 13 Uhr ab? Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Reinberg legte auf, wurde wieder Cohagen und rief in Bonn-Plittersdorf seine Botschaft an. Er wartete geduldig, bis man Oberstleutnant Dan Paddington gefunden hatte. »Traritrara, eine Sondermeldung, Dan. Er hat angebissen!«
    »Wer?«
    »Bubrow. Ich gehe mit ihm essen. Türkisch. Ende der Woche – spätestens! – lege ich ihn dir auf die Matte, wenn er der ist, den ich vermute.« Er war stolz auf sein Gefühl – es reagierte wie eine Radarfalle.
    Pünktlich um 13 Uhr stand Ewald Reinberg auf dem Parkplatz der Landeswasserbaubehörde und begrüßte Bubrow winkend mit beiden Armen, als sei er ein alter, selten gesehener Freund.
    »Das ist schön, daß wir mal ein bißchen Zeit haben«, sagte er vergnügt und klopfte Bubrow auf den Arm. »Immer nur arbeiten, das hält selbst ein Roboter nicht aus. Auch der muß mal geölt werden. Kennen Sie türkischen Wein?«
    »Nein.«
    »Kennt kaum einer. Schade. Alles wird besungen, Mosel, Nahe, Rhein, Main, Chianti und Burgunder, griechischer Wein und Tokaier – aber für den Türkenwein gibt's noch nicht mal 'nen Werbeslogan. Ist wie mit Ihren grusinischen Weinen.«
    »Was wissen Sie von grusinischen Weinen?« fragte Bubrow erstaunt.
    Sie stiegen in Reinbergs alten Ford und fuhren in die Innenstadt. Der Mittagsverkehr auf dem Mittleren Ring nahm sie auf.
    »Ich war mal in Sotschi«, plauderte Reinberg unbefangen. »Da habe ich alle Weine durchprobiert. Krimsekt habe ich gesoffen wie Mineralwasser. Und dann dieser Kognak, goldgelb schimmernd …«
    »Jubilejny …« sagte Bubrow versonnen. »Auch der Dwin ist hervorragend.«
    »Und gegessen hab' ich da! Was sage ich: gefressen! Forellen mit Baza-Nußsoße, Tabaka-Hühnchen, Hammelfleisch mit Backpflaumen …«
    »Tschornosliwnaja baranjina …«
    »Und zum Dessert

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