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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ab, aber Bubrow blieb abweisend. »Der Name sagt Ihnen nichts?«
    »Gar nichts.«
    »Irene hat ihn nie gebraucht?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich vergesse nichtssagende Namen.«
    »Oho!« Heroldt wurde munter. »So unbedeutend bin ich nicht. In dem Bett, das Sie jetzt bevölkern, habe ich vor Ihnen drei Jahre lang gelegen.«
    »Wen interessiert das noch?«
    »Irene war meine Geliebte. Vielleicht verstehen Sie das besser.« Heroldt zeigte auf die Haustür. »Sollen wir uns auf der Straße unterhalten?«
    »Ja.«
    »Wollen wir nicht in die Wohnung gehen?«
    »Nein.«
    »Bitte, bitte!« Heroldt grinste unverschämt. »Ich kenne mich mit russischen Sitten nicht aus. Mag sein, daß Sie die Gosse brauchen, um sich wohl zu fühlen.« Er ging einen Schritt zurück, lehnte sich an seinen Jaguar und schlug ein Bein vors andere.
    Bubrow musterte ihn stumm. Natürlich hatte Irene ein paarmal Hanns Heroldt erwähnt, aber er hatte immer gesagt: »Was gewesen ist, soll im dunkeln bleiben. Wir haben jetzt unser eigenes Licht entzündet.« Damit hatte er auch Irene die Möglichkeit genommen, ihn über sein früheres Leben zu befragen. Sie begnügte sich mit dem, was er ihr erzählte. Aber jetzt stand dieser Affe vor ihm, beleidigte ihn und kam sich sehr stark vor.
    »Daß Irene in Sotschi war, verdanken Sie mir, wissen Sie das?« sagte Heroldt in impertinentem Ton. »Wir hatten Streit, und da ist sie eben allein in Urlaub gefahren. Die sanfte Irene kann eine ganz bissige Katze sein – ich meine nicht im Bett, sondern im täglichen Umgang. Tja, und in Sotschi meinte sie dann, ohne Kurschatten nicht auskommen zu können, schon um Rache an mir zu nehmen – und lachte sich einen feschen Iwan an. Ein paar Tage Rummel mit Anfassen, das ist ja ganz nett, aber wenn Sotschi unter den Flügeln des Jets verschwindet, ist auch das Abenteuer aus! Aber da drehen Sie durch, entführen ein Flugzeug und sind in München. Sie haben Irene einfach überrumpelt, ausgerechnet in dem Augenblick, als unsere Aussöhnung fast perfekt war.«
    »Interessant«, sagte Bubrow ruhig.
    »Das meine ich auch.« Heroldt grinste. Der Russe schien Wirkung zu zeigen. »Sind Sie tatsächlich der wahnwitzigen Ansicht, Sie könnten eine Frau wie Irene halten? Zugegeben; einen Russen als Geliebten hat nicht jede Frau. In der heutigen politischen Lage ist das sogar etwas Exotisches! Rundherum wilde Aufrüstung – und dann einen Sowjetmenschen, einen strammen Kommunisten im Bett zu haben, wie reizvoll! Sie sind doch Kommunist?«
    »Ja.«
    »Das sagen Sie so einfach daher?«
    »Und Sie bekennen genauso einfach, daß Sie ein großes Schwein sind.«
    Heroldt zuckte zusammen, stieß sich von seinem Jaguar ab und kam zu Bubrow heran. »Die altbekannte russische Frechheit!« sagte er mit heiserer Stimme. »Sich in alles einmischen, überall Unfrieden und Chaos säen, alles infizieren, anderer Leute Recht verleugnen!« Heroldt atmete tief auf. »Was kosten Sie, Bubrow?«
    »Ich verstehe dich nicht, du stinkendes Schweinchen.« Bubrow lächelte böse. »So muß ein Russe sprechen, nicht wahr? Das erwartet ihr doch von uns.«
    »Sie brauchen einen neuen Start im Westen. Ich gebe Ihnen 50.000 Mark, und Sie ziehen weit weg von hier.«
    »Sie wollen mir Irene abkaufen?«
    »Gewissermaßen.«
    »Und sie ist Ihnen soviel wert?«
    »Das sehen Sie doch.«
    »Mir ist sie noch mehr wert!« sagte Bubrow ernst. »Für sie kann kein Betrag hoch genug sein. Aber Sie sind keine Kopeke wert!«
    »Du eingebildeter Russenlümmel!« knirschte Heroldt und nahm die Fäuste aus den Manteltaschen. »Ich werde mit dir sprechen, so wie ihr Zwiebelfresser das versteht!«
    Es brauchte genau drei Schläge!
    Bubrow beugte sich ein wenig vor, fixierte Heroldts arrogantes Gesicht, erkannte den geradezu tierischen Angriffswillen in seinen Augen – und schlug zu.
    So blitzschnell, aus der Schulter heraus, erfolgte der Schlag, daß Heroldt ihn nicht einmal kommen sah. Er traf genau seine Kinnspitze.
    Heroldt hatte ein Gefühl, als hebe er sich schwerelos vom Boden ab. Er war bei vollem Bewußtsein, aber all seine körperlichen Funktionen waren gelähmt. Er drehte sich um die eigene Achse, wie ein Pirouettentänzer, nur nicht so elegant, und fiel gegen seinen Wagen, wo er halb über der Kühlerhaube hängenblieb. Erst dann spürte er den Druck, der dumpf in sein Hirn drang.
    Mit einer Reflexbewegung wollte er das rechte Bein heben und zutreten, als Bubrow ihm nachsetzte und ihm den zweiten Schlag verpaßte.

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