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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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– Bubrow ein Doppelagent war, der nun zu den Amis übergelaufen war, dann mußte er sich in Amerika verstecken, und Irene war immer an seiner Seite. Hier konnte er den Sowjets helfen und einen Beitrag leisten zur Vernichtung dieses Kerls, der ihm die Nase demoliert hatte.
    Zwei Wochen nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus flog Heroldt von München nach Köln, mietete sich dort einen Wagen und fuhr nach Bad-Godesberg. Der imposante Bau der Sowjetischen Botschaft interessierte ihn wenig. In der gesicherten Eingangshalle wurde er sofort von einem Posten aufgehalten.
    »Zu Herrn Maxim Jachnajew«, sagte Heroldt. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn nun doch. Er stand jetzt auf sowjetischem Boden, und wenn er Jachnajew gegenübersitzen würde, sah er dem KGB ins Auge, dessen war er sich sicher.
    »In welcher Sache?« fragte der Posten.
    »Das weiß Herr Jachnajew. Sagen Sie ihm, Hanns Heroldt aus München ist da.«
    Nach einem kurzen Telefongespräch wurde Heroldt durch einen langen Gang in ein Nebengebäude gebracht und in ein Zimmer gebeten. Ein langer, dürrer Mensch in einem grauen Anzug erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Maxim Jachnajew trug eine in Gold gefaßte Brille und wirkte wie ein unterbezahlter Intellektueller, der sich stündlich über die besser verdienenden Volksschüler ärgert. Er wies ihm einen harten Holzsessel an, dann klappte die Tür hinter Heroldt zu, er zuckte zusammen und kam sich vor, als sei er nun verhaftet und müsse mit seinem Abtransport in die Lubjanka oder gar nach Sibirien rechnen.
    Jachnajew setzte sich ihm gegenüber, musterte ihn durch seine funkelnden Brillengläser und wartete. Mit wem er es zu tun hatte, wußte er längst, dank der angestellten Recherchen. Arzneimittelvertreter, sechsunddreißig Jahre alt, luxuriöse Wohnung in einer Jugendstil-Villa, Frauenheld, verspäteter Playboy, dem es jedoch nie gelungen war, vom elitären Jet-set akzeptiert zu werden, Autonarr – und: finanziell unabhängig, weil er Arzneimittel vertrat, die millionenfach konsumiert wurden und in kaum einer Hausapotheke fehlten. Ein solcher Mann ist nicht der Typ, der sich dem KGB zur Verfügung stellt, es sei denn, er wäre ein politischer Eiferer, was hier bestimmt nicht der Fall war.
    »Wo fangen wir an?« fragte Heroldt unsicher. Jachnajew lächelte höflich.
    »Sie wollten mich sprechen, Herr Heroldt.«
    »Es geht um Bubrow …«
    »Er hat Sie zusammengeschlagen.«
    »Das wissen Sie?«
    Jachnajew lächelte intensiver.
    »Man muß in diesen schweren Zeiten gut informiert sein, Herr Heroldt. Sie waren einmal eng mit Frau Dr. Walther befreundet?«
    »Ja.« Jachnajew traf ihn mit dieser Frage genau in die alte Wunde. Dennoch überwand er jetzt seine Befangenheit. »Ich wollte sie sogar heiraten.«
    »Sehr ehrenhaft!« sagte Jachnajew mokant. »Und da kam Boris Alexandrowitsch dazwischen?«
    »Man kann es so bezeichnen. Bubrow ist jetzt in Amerika.«
    »Man behauptet es.«
    »Es ist anzunehmen, daß Bubrow und Irene dort von der CIA versteckt werden. Er könnte überdies sein Aussehen durch Perücken und Bärte verändern. Das gilt auch für Irene. Ich nehme aber an, daß die Sowjetunion ein großes Interesse daran hat, Bubrow zu bestrafen. Und da könnte ich Ihnen weiterhelfen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte Jachnajew kühl.
    »Warum reden wir um die Sache herum?« Heroldt wurde ungeduldig. Er war nicht für einen Small talk in die sowjetische Botschaft gekommen. »Das KGB sucht doch Bubrow, um ihn zu liquidieren!«
    »Sie sind offenkundig von revanchistischer Literatur beeinflußt, Herr Heroldt!« sagte Jachnajew mit unbewegtem Gesicht. »Ich kann Ihnen andere Lektüre empfehlen.«
    »Bitte! Ich habe Ihnen etwas anzubieten!« Heroldt griff in seine Rocktasche und holte ein dickes Kuvert hervor. Noch ungeöffnet legte er es vor Jachnajew auf den Tisch. Der Attaché beachtete es gar nicht.
    »Trinken Sie einen Tee, Herr Heroldt?« fragte er.
    »Nein, danke.«
    »Einen Wodka?«
    »Nein.«
    »Einen armenischen Kognak?«
    »Ich habe Fotos hier!« Heroldt klopfte mit der flachen Hand auf das Kuvert. »Fotos von Irene Walther. In allen Lagen …«
    »Wir haben kein Versandhaus für Pornofotos«, sagte Jachnajew mit einem derart süffisanten Gesichtsausdruck, daß Heroldt es wie eine Provokation empfand. Er riß das Kuvert auf und schüttete die Fotos auf den Tisch. Jachnajew nahm eins auf, betrachtete es und legte es auf den Haufen zurück. »Aha!«
    »Das ist Irene als Zigeunerin.

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