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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Tablett anklopfte. In aller Herrgottsfrühe in einer fremden Stadt in einem Frühstücksraum zu sitzen, hatte sie sich schon vor langer Zeit abgewöhnt.
    Sie ging ins Netz und informierte sich über das Wetter in Berlin, 26 Grad über null. Sie fragte sich, wie Morten Abel bei dieser Wärme wohl angezogen sein würde, aber jedenfalls würde er es nicht dem Zufall überlassen, er achtete sehr auf sein Äußeres. Geir wird begeistert sein. Abel würde nachmittags in ihr Hotel kommen, er lebte jetzt in Berlin, fuhr gern mit dem Fahrrad durch die Gegend, und das Hotel, in dem sie untergebracht war, sollte ein sehr fotogenes Hotel sein, hatte Andreas gesagt. Sie legte zwei frischgebügelte kurzärmlige Hemden in den Koffer.
    Das Interview mit Abel sollte noch am selben Abend an die Redaktion geschickt werden, den folgenden Tag sollte sie dann nutzen, um noch ein paar Reportagen über Berlin als Künstlermekka zu schreiben, vielleicht könnte sie den derzeitigen Bewohner der Künstlerwohnung interviewen, die von der Gemeinde Trondheim gekauft worden war, das lag ganz in ihrer Hand, sie sollte nur zusätzlichen Stoff liefern, wenn sie schon vor Ort war. Nach dem Abel-Interview würde sie Teile der Nacht, Laptop, Minibar und Handy nutzen, um einen Plan für den nächsten Tag zusammenzuschustern. Geir kannte sich außerdem in der norwegischen Szene Berlins aus und war Gold wert. Schade, dass er schwul war.
    Die Tatsache, dass sie einen Gedanken an sein Schwulsein verschwendete, zeigte ihr, dass sie aufgedreht war. Vielleicht, weil sie die Stöcke ins Gebüsch geworfen und den einen sogar fast zerbrochen hatte, oder vielleicht, weil er eine Tochter hatte oder wegen seiner Stimme. Sie kam sich kein bisschen ungesund mehr vor. Sie warf einige Sommerkleider auf die weißen Hemden, stopfte den winzigen Laptop zwischen die Kleider, verschloss den Koffer und schaute auf die Uhr, sie hatte noch Zeit für eine Tasse grünen Tee und eine Denkpause und ein paar alte Coldplay-Songs vom Album X & Y.
    Den Rest würde der Autopilot erledigen, der Audi kannte den Weg zum Flugplatz, und obwohl sie ihren Koffer immer aufgab, weil sie nicht halb Norwegen zeigen wollte, welches Haargel sie benutzte, hatte sie mehr als zwanzig Minuten Zeit, um dieser Band zuzuhören. Es war Musik, die sie nie auflegte, wenn sie zu Hause blieb, sondern nur unmittelbar, bevor sie das Haus verließ und sich unter Menschen mischte und von hektischer Geschäftigkeit erfasst wurde.
    Sie stellte sich mit der Teetasse zwischen die beiden Lautsprecher, drehte per Fernbedienung voll auf, schloss die Augen und blies in den glühend heißen Tee. Sie hatte Tonje so unprofessionell genannt, aber was war mit ihr? Hätte sie sich jetzt nicht eigentlich eher Mother I’ve been kissed oder HuggerMugger von The September When anhören sollen? Das Comeback stand vor der Tür, ihre Reise nach Berlin fand allein deswegen statt, aber zwanzig Minuten voller lebensgefährlicher Gefühle würde sie sich ja wohl gönnen dürfen.
    Der Audi zwinkerte ihr orange zu, als sie ihn aus zehn Meter Entfernung öffnete.
    »Here we go again, my friend, bring mich nach Værnes, du hast eine halbe Stunde.«
    Sie hatte die volle Kontrolle, und der Audi fand den Weg blind.

46
    Das Radisson Blu Berlin war ein Fünf-Sterne-Hotel und beherbergte das größte Aquarium der Welt, das in der Mitte des Hotelfoyers stand. Zwei gläserne Fahrstühle fuhren durch das Aquarium auf und ab, das fünfundzwanzig Meter hoch war und eine Million Liter Wasser und zweieinhalbtausend exotische Fische enthielt. Ihr Zimmer war winzig, und es gab keinen Morgenmantel, die Zeitung musste schließlich sparen. Als sie um halb fünf nach etlichen Verspätungen die Zimmertür aufschloss, hatte sie unterwegs mehrere Männer gesehen, die auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit Tom Ingulsen hatten. Das musste doch eigentlich bedeuten, dass er ein Allerweltsgesicht hatte und nicht weiter begehrenswert war.
    Wenn sie doch hier auf eigene Faust sein könnte, und nicht mit einem Auftrag im Gepäck. Sie konnte sich fast nie über ihre Umgebung freuen. Noch das Spektakulärste wurde in ihrem Kopf in brauchbar und unbrauchbar eingestuft: Was könnte der Fotograf daraus machen, wie könnte sie das beschreiben, wie kam sie auf dem schnellsten Weg nach Hause, nachdem sie den Auftrag zu Andreas’ Zufriedenheit ausgeführt hatte, zurück zu ihrem Kamin und Dark Side of the Moon und Eiswürfeln? Sie rief Geir an.
    »Kannst du in einer halben Stunde

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