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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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sich bückte, um den Goldriemen ihrer Sandale zurechtzurücken. Er hatte ein wenig Ähnlichkeit mit dem Mann von Melanie Griffith, seine Augen, aber sie konnte sich an seinen Namen nicht erinnern. Sie leerte ihr Glas, im selben Moment kam der Mann an ihr vorbei und ging zur Toilette, das war kein Zufall, und richtig, als er zurückkam, sah er sie an und lächelte, sie erwiderte das Lächeln, und er blieb stehen. Ach, dieses Spiel der Geschlechter, dachte sie, dieses verrückte und belebende, wunderschöne Spiel der Geschlechter, das sich um Kopulation und Befriedigung drehte, jetzt hatte sie zwei zur Auswahl, und die Entscheidung lag bei ihr.
    »Do you want company while you are sitting here all by your lonesome self? I heard you spoke English. Or are you expecting someone?«
    Er wusste nur zu gut, dass das nicht der Fall war. Wer allein in einer Bar sitzt und auf jemanden wartet, sieht alle zehn Sekunden übertrieben deutlich auf die Armbanduhr, auch dann, wenn man allein sein will und auf niemanden wartet. Sie dagegen hatte kein einziges Mal auf ihre Armbanduhr geschaut.
    »Sure. Some company would be nice«, entgegnete sie.
    Er holte sein Rotweinglas und stellte sich als Ibrahim Soundso vor.
    »I’m a journalist from Norway«, sagte sie. »At work here. Interviewing a Norwegian musician living in Berlin.«
    Er war Franzose, ursprünglich aus Algerien, wohnte in Le Havre, war zuständig für die Projektierung von Bauvorhaben, allerdings gelang es ihr nicht herauszufinden, ob es sich um Gebäude, Straßen oder Brücken handelte, er redete einfach drauflos, nannte allerlei Namen von Firmen, von denen sie noch nie gehört hatte, seine Hände waren so schön wie sein Gesicht, er war fast ein wenig zu hübsch, zu geleckt, Mitte dreißig und offenbar hatte er Aufschneiderei als Methode, eine Frau anzumachen.
    Endlich kam der Kellner an den Tisch.
    »You want another one, Madam?«
    Ja, sie wollte wirklich einen anderen und merkte, dass sie fast schon beschwipst war.
    »Yes, please.«
    »Put it on my room«, sagte Ibrahim. »And the one Madam had before as well.«
    »No no«, sagte sie. »I pay for my own drinks, but thank you.«
    »Are you sure?«
    »Absolutely«, sagte sie.
    Der Kellner war überraschend schnell wieder zurück. Er beugte sich dicht neben ihr hinunter, um das Glas abzustellen, sie sah seine Nackenhaare, die bis unter das Ohrläppchen mit dem schmalen kleinen Goldring reichten, er hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn, die schwarze Weste spannte bei jeder Bewegung, sie konnte seinen jungen Körper riechen, sauber mit frischem Schweiß, braune Unterarme und eine goldene Kette um das Handgelenk. Sie saß dem Supercharmeur aus Le Havre so gegenüber, dass sie den Kellner vom Ingenieur unbemerkt am Hosenbein berühren konnte, während sie sagte:
    »Thank you very much. You can check out my room number now, please, I won’t be having any more tonight.«
    Sie gab ihm ihre Visakarte, der Nachbartisch rief nach ihm, Ibrahim redete weiter, lautstark und wild gestikulierend.
    »Sounds interesting«, sagte sie und schaute dem Kellner die ganze Zeit in die Augen, als er ihr die Quittung zur Unterschrift brachte, Ibrahim merkte gar nicht, dass ihm nicht ihre volle Aufmerksamkeit galt, er war zu vertieft in seine eigene Werbekampagne.
    »Room six eleven, Madam«, sagte der Kellner. »Could you please sign here?«
    Als sie ihm die Quittung zurückgab, stand sie auf und sagte zu Ibrahim:
    »Sorry, I need to go to the bathroom.«
    Der Kellner ging dicht vor ihr her in dieselbe Richtung.
    »When are you off duty?«, fragte sie.
    »In one hour. Maybe an hour and a half. I’ll do my best«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Okay. See you.«
    »I’ll bring us something to drink«, sagte er und kehrte zurück zur Bar, während sie ihren Weg zu den Toiletten fortsetzte.

50
    Die Freiheit eines Orgasmus, der Moment kurz davor und währenddessen, die Ruhe unmittelbar danach und die Atemlosigkeit, das war großes, strahlendes Glück. Er glitt von ihr herunter, und sie blieben dicht nebeneinander liegen, sie auf dem Bauch. Sie wusste nicht, wie er hieß oder woher er kam, sie konnte seinen Akzent nicht unterbringen, er roch nach der Badeseife des Hotels, Fünf-Sterne-Duft, kaum war er zur Tür hereingekommen, hatten sie sich gegenseitig ausgezogen, bereits knutschend, um dann gemeinsam unter die Dusche zu gehen. Schon als sie das vorsichtige Klopfen an der Tür gehört hatte, war sie feucht gewesen.
    Sie schmiegte die Wange

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