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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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noch eine. Danach entfernte sie den Nagellack von Fingern und Zehen, schnitt sich die Zehennägel und ging mit dem Rubbelhandschuh unter die Dusche.
    Sie rubbelte den ganzen Körper, bis die Haut brannte und der Spiegel vor Feuchtigkeit blind wurde. Sie konnte die Musik durch den Lärm des Wassers kaum hören, eigentlich müsste sie auch im Badezimmer zusätzliche Lautsprecher anbringen, das wäre doch eine hervorragende Idee. Und was hatte er noch gesagt? Behind your great fucking … Kein schlechtes Zeugnis von einem spanischen Adonis von fünfundzwanzig.
    Sie schmierte sich am ganzen Körper mit Bodylotion ein, wickelte sich ein weißes Handtuch um die Haare und musterte ihre kleine Sammlung von Nagellackflaschen. Der Lack, den sie eben entfernt hatte, war durchsichtig mit einem Schimmer Rosa gewesen. Ihre Haut war noch immer ziemlich braun, da wäre auch Knallrot möglich.
    Sie stellte einen Fuß nach dem anderen auf die Klobrille und lackierte die Zehennägel mit sicherer Hand, dann setzte sie sich mit Nagellack und Bierdose an den Esstisch. Knallroter Nagellack, das passte jetzt perfekt zu ihrer Stimmung.
    Es war Samstag, sie war frei, und sie würde auf ein Konzert gehen.

55
    Am Tresen kaufte sie sich ein Bier und zwei Gammel Dansk und kippte den ersten sofort runter. Sie war gern im Blæst. Es war urig, die Klos waren unisex und stanken nach Urin, weil Männer nicht zielen können, und außerdem hatte das Konzertlokal eine gute Akustik. Adam von Adressa würde den Artikel schreiben, er war im vergangenen Jahr aus Oslo gekommen, hatte dort bei der Stadtzeitschrift Natt & Dag gearbeitet, jetzt lebte er mit einer Frau vom Norwegischen Rundfunk zusammen, sie lief ihm an der Bar in die Arme.
    »Ich dachte, du hast frei«, begrüßte er sie.
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Ich dachte, du magst keinen Jazz?«
    »Jazz? Transjoik ist doch was ganz anderes als Jazz, du solltest das eigentlich wissen, wenn du den Job hier richtig machen willst. Außerdem mag ich Electronica und Techno und Trance. Hab sogar zwei CD s von denen. Uja Nami und Makka sonstwas.«
    »Meine Güte. Du überraschst mich. Und dann noch roter Nagellack. War’s okay in Berlin?«
    »War in Ordnung. Abel ist ja total dankbar als Interviewpartner. Wer macht heute Abend die Fotos?«
    »Alex.«
    »Ach der, ja.«
    »Der war doch mit dir beim Øyafestival?«
    »Richtig. Das war er.«
    »Wo du ihm erzählt hast, du seist verheiratet?«
    »Musste ich doch. Er war ganz schön spitz.«
    »Ich hätte mich fast totgelacht, als ich das gehört habe. Da ist er übrigens.«
    Er war ihr gegenüber noch immer verlegen, grinste und schaute weg, beim Mittagessen in der Kantine setzte er sich immer ganz weit weg, wenn er sie entdeckte.
    »Ich gebe dir ein Bier aus«, sagte sie.
    »Jesses.«
    »Und einen Gammel Dansk. Weil du ein braver Junge warst.«
    »Wieso denn braver Junge?«, fragte Alex.
    »Erklär ich dir später. Halt so lange mal mein Glas, dann hol ich dir was.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Adam.
    »Liierten Männern gebe ich grundsätzlich keinen aus«, sagte sie. »Das kann so leicht zu Missverständnissen führen.«
    Sie quetschte sich an den Menschen vorm Tresen hindurch und merkte, wie ihr ganzer Körper innen und außen reagierte, ihre Haut war warm und glatt gerieben unter ihren Kleidern, sauber und haarlos und gesättigt von Bodylotion.
    »Noch eine Garnitur«, sagte sie.

56
    Seine Drachentätowierung erstreckte sich über den Rücken und seine Schultern, bis zum Hals hoch. Sie erinnerte sich an die Schwanzspitze über dem T-Shirt-Rand, als sie von Øya nach Hause geflogen waren.
    »Du musst dir verdammt noch mal Lautsprecher ins Schlafzimmer stellen, ehe du die ganze Bude in die Luft sprengst.«
    »Und du musst deine Björn-Borg-Boxershorts entsorgen. Du hast an den Hüften noch immer eine rote Kerbe in der Haut.«
    »Wir reden aber gerade von Lautsprechern. Jungs mögen Bjørn Borg. Da schlackert nicht alles so anarchistisch herum. Lautsprecher im Schlafzimmer. Hallo! Davon war hier die Rede.«
    Sie hörten Madrugada, Industrial Silence , Høyems Stimme presste sich in jede Ecke des Zimmers, in alle Schränke und Regale, unter Decken und Kopfkissen, in Computer und Rechnungsstapel, unter Pony und Hoden, in Handflächen und schweißnasse Achselhöhlen und Lenden.
    »Verstanden. Klar besorg ich Lautsprecher. Werd auch im Badezimmer welche anbringen«, sagte sie. »Vielleicht einen wasserdichten in der Dusche. Wenn es so was gibt.«
    »Ich kann

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