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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Wasserhahn, spülte das kartoffelfaule Etikett ab und öffnete die Flasche. Es knallte gewaltig. Jetzt würde er spätestens aufwachen. Wenn sie jetzt allein gewesen wäre, hätte sie Musik eingelegt, laut aufgedreht, mit geschlossenen Fenstern. Vielleicht was Altes von Vamp oder Ex-Vamp mit Vidar Johnsen und Peter Nordberg.
    Plötzlich wurde ihr schlecht, sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, ihr fiel ein, dass es der Stuhl war, auf den sie vor nicht allzu langer Zeit ihre schweißnassen Handflächen gestützt hatte. Letzte Nacht? Nein, gestern. Er war immer noch hier. Das war nicht ihre Art. Alex. Alex. Wie war er plötzlich hier gelandet? Fast schon eingezogen? Wie würde sie ihn wieder loswerden? Morgen war Sonntag … heute, er würde am Montag nach Island fliegen. Aber noch einen ganzen Sonntag mit ihm verbringen? Unmöglich. Wie sollten sie einen Sonntag herumkriegen? Nein.
    Die Flasche stand auf dem Tisch. Frisch geöffnet. Ihre Flasche. Champagner mitten in der Nacht, allein. Das war auch nicht gut. Wieder segnete sie den Paukenschläger, zog sich vom Stuhl hoch, legte das Album von Dire Straits mit dem traurigen Stück am Ende ein, drehte voll auf und holte zwei Weingläser aus dem Schrank. Er kam angetaumelt, als sie das zweite Glas zur Hälfte geleert hatte.
    »Aber was zum Teufel … wie spät ist es?«
    »Halb sieben.«
    »Verdammt, was hast du für eine Kondition?«
    »Hier. Schampus.«
    Er leerte das Glas und schüttelte mit offenem Mund den Kopf, es tropfte aus seinen Mundwinkeln, er füllte sein Glas erneut und trank.
    »Du hast viel mehr geschlafen als ich. Hab verdammt noch mal gar nicht geschlafen«, beschwerte er sich.
    »Du bist jung«, sagte sie.
    »Wie alt bist du eigentlich? Drei-, vierunddreißig oder so?«
    »Oder so.«
    »Aber was für eine Kondition. Verdammt, das muss ich dir lassen. Das ist dein Auto, das da vor dem Haus steht, nicht wahr? Hab es vom Parkplatz vor der Redaktion erkannt, habe immer wieder mal gesehen, wie du ein- und ausgestiegen bist. Habe aber nicht gewagt, dich nach der Øyakiste anzusprechen.«
    »Du hattest damals gedacht, du hättest mich im Sack, was?«
    »Nicht doch. Mehr Prickelwasser her. Schmeckt gut. Kalt und gut. Sag mal, machst du Walking?«
    »Walking?«
    »Die Stöcke auf der Rückbank.«
    Sie stand auf, nahm einen langen Zug, money for nothing and the chicks for free , jetzt musste sie ihn loswerden, aber auf eine nette Art und Weise, sie würde ja schließlich weiterhin mit ihm zusammenarbeiten müssen.
    »Auf meiner Rückbank liegt so allerlei. Ich nehme ja auch oft Leute mit und so. Aber weißt du, Alex, ich finde du solltest jetzt gehen.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Das solltest du.«
    »Aber wir sitzen doch hier mit dem Schampus und …«
    »Ich muss einfach allein sein. Nimm es nicht persönlich, hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ich soll es nicht persönlich nehmen, wenn ich morgens um halb sieben rausgeworfen werde? Spinnst du jetzt total, oder was?«
    »Du musst jetzt gehen. Ich bitte dich.«
    »Du erwartest also einen anderen?«
    »Nein. Ich muss einfach allein sein.«
    »Lieber allein als mit mir zusammen?«
    »Ja.«
    Er kippte ihr den letzten Rest Champagner ins Gesicht, sie atmete erleichtert auf, jetzt konnte er auf keinen Fall bleiben. Sie fuhr sich übers Gesicht und öffnete die Augen, er zog sich schon an, vor dem Kamin, wo er vor kurzem noch gestrippt hatte. Die Dire Straits passten jetzt nicht so richtig zu der Situation, er zog sich mit gesenktem Kopf und gekränktem Gesichtsausdruck an. Es tat ihr leid, das zu sehen, was ging da gerade in ihr vor, sie hatte keine Ahnung. Sie verdrängte und verdrängte, goss sich das Glas wieder voll, er hörte das gluckernde Geräusch und schaute zu ihr auf, während er die Arme ins T-Shirt schob.
    »Verdammt, du spinnst doch. Wir haben morgen … heute beide frei und überhaupt. Was feierst du hier eigentlich? Mit Schampus?«
    »Hab Geburtstag.«
    »Sehr komisch. Haha.«
    »Das bleibt unter uns, ja?«
    »Hallo. Du Männermordende. Glaubst du, ich posaune es überall rum, dass ich rausgeworfen worden bin? Bis die Tage.«
    »Alex. Das hat nur mit mir zu tun. Tut mir leid. Es war schön mit dir, und ich …«
    »Fuck you. Bitch.«
    Dann war sie allein mit Mark Knopfler. Zur Strafe dafür, dass sie sich wie ein Arschloch benommen hatte, wollte sie sich zwingen, die CD bis zum Ende zu hören, um sich dann als Neununddreißigjährige hinzulegen, nachdem sie eine etikettenlose Champagnerflasche geleert hatte.

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