Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
Vom Netzwerk:
Andreas hätte niemals Imitat verschenkt. Er hatte viele merkwürdige Eigenheiten, aber geizig war er nicht.
    Sie nahm einen letzten Schluck und schnalzte mit der Zunge. Guter Nachgeschmack, das war wirklich ein guter und intensiver Nachgeschmack. Fruchtig. Ein bisschen Aprikose.

68
    Alle drei Kennenlernforen im Netz gratulierten zum Geburtstag, man musste bei der Anmeldung das Geburtsdatum angeben, also hatte sie nun schon drei Glückwünsche von Servern bekommen. Sie hatte fünf, sechs Stunden geschlafen, nachdem er gegangen war, diesen ganz besonders tiefen und erholsamen Schlaf, mit dem man belohnt wurde, wenn man das Bett mit einem nahezu Unbekannten geteilt hat, entweder zu Hause oder in einem Hotelzimmer, voller Angst, im Schlaf zu furzen oder laut zu schnarchen. Quicklebendig und ohne Wimperntusche. Um dann endlich das ganze Bett für sich zu haben, nur zu schlafen, champagnerschlafen. Sie hatte Kopfschmerzen, fühlte sich ansonsten aber fit, er würde nicht schlecht über sie reden, er wusste, dass es ihr ernst gewesen war, außerdem hatte er ihr echten Champagner ins Gesicht gekippt, damit hatte sie die Oberhand. Alex mit dem Drachen. David gegen Goliath.
    Sie schaltete ihr Handy ein. Keine Anrufe in Abwesenheit, nur eine einzige SMS . So wichtig und begehrt war sie also, und ganz offensichtlich war auch kein Musiker gestorben, weder durch eigene Hand noch durch Messer oder Pistole. Die SMS war von Tonje. Sie habe für den kommenden Montag einen Abtreibungstermin. Und schickte einen Smiley.
    Ingunn antwortete: »Wie schön für dich. Da bist du bestimmt erleichtert, alles wird gut, ich denk an dich. Kuss.« Den Smiley schenkte sie sich.
    Draußen schien die Sonne, was sollte sie mit diesem Tag anfangen, es war idiotisch gewesen, ihn vor die Tür zu setzen, sollte sie ihn anrufen und sagen, sie sei im Augenblick der Tat wahnsinnig gewesen? Sie schloss die Augen und spürte ihn in sich, sah seinen Blick, als er kam, die Augen weit aufgerissen, warum hatte sie ihn gerade darum gebeten, auf eine verkorkste Weise hatte sie sich damit zu etwas verpflichtet: im Augenblick der allergrößten Verletzlichkeit in die Seele eines Menschen zu sehen. La petite mort. Der kleine Tod.
    Aber er hatte doch auch in ihre … Seele gesehen … whatever …
    Es war in Ordnung, dass sie ihn vor die Tür gesetzt hatte.
    »Fuck.«
    Sie goss sich aus dem Karton im Kühlschrank ein Glas Wein ein.
    »Happy birthday to you.«
    Musik. Sie trat vor die CD -Wand. Hier konnte nicht die Rede von alphabetischer Übersicht sein. Sie beschloss, sich selbst zu überraschen, blind zu wählen. Sie schloss die Augen und tastete umher, zog ein dickes Pappcover heraus und schaute es verwundert an. Ry Cooder. My name is Buddy . Mit der Zeichnung einer luchsgroßen Katze mit einem Koffer. Buddy sez: Stressed out? Get a cat! Diese CD hatte sie noch nie gehört, sie war einfach in der Redaktion auf ihrem Schreibtisch gelandet und ein ganz anderer Cooder als der, den sie im Auto hatte.
    Sie legte sie ein und blätterte im Beiheft, das in der Hülle lag, mit Katzenzeichnungen und Texten. Wie viel Arbeit doch dahintersteckte. Sie selbst erfüllte schnell und ohne Herz ihre Verpflichtungen. Sie war eine kalte Kuh, wirklich eine miese Zicke. Worthure. Glatte und präzise Formulierungen, das war alles. September Soon , und sie war eine Heldin, in der Redaktion und auch bei Morten Abel. Es war zum Kotzen. In einem Jahr würde sie vierzig werden, halleluja, und dann könnte sie ihre Autobiographie erstellen, die woraus bestand? Jawohl, aus Job hoch vier, aber was war mit dem Rest? Es musste im Leben doch mehr geben, als genug Geld zu verdienen, um an einem späten Freitagabend das Schloss in der Wohnungstür auswechseln zu lassen.
    Sie hatte ihre Wohnung. Die gehörte nur ihr, die war ihr sicher. Ihr Nest.
    Sie holte den Staubsauger und machte sich über den Fußboden her. Danach schrubbte sie das Badezimmer. Sie putzte nackt, damit der Schweiß strömen und damit sie gleich danach unter die Dusche gehen konnte, das Weißweinglas hatte sie die ganze Zeit in Reichweite und füllte es in regelmäßigen Abständen auf. Die Bettwäsche wurde abgezogen, die Decken aus dem Fenster gehängt, die Kissen balancierten darauf, sollte er zufällig jetzt unten vorbeispazieren, würde er seine Worte wiederholen können. Fuck you, bitch, die mich aus dem Haus putzt.
    Zwei Runden mit demselben Typen.
    Einem, dem sie sogar bei der Arbeit wiederbegegnen würde.
    Konnte man

Weitere Kostenlose Bücher