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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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bescheuerter sein?
    Aber Ry Cooder war wunderbar. Ihr gefiel der Rhythmus, das Banjo passte. Wer lachte sich tot über den Film Beim Sterben ist jeder der Erste ? Nur oberflächliche Idioten. Dann fiel ihr die Falco- CD ein. Die hatte er nicht mitgenommen. Sie rannte ins Wohnzimmer, fand sie, legte sie in die Hülle und schob sie neben Coldplay. Dann tauschte sie Ry Cooder mit Madrugada und schob Stefan Sundström neben Falco und Coldplay. Was war mit der Steve Miller Band? Doch, auch Abracadabra fand neben Falco Platz. Sie sollte sich einen kleinen Safe kaufen, wie Hotels sie hatten, und ihn mit Musik füllen, die nur zu ganz besonderen Gelegenheiten gespielt werden durfte, wenn man sich in seinem eigenen Leid suhlen oder sich an etwas unendlich Schönes erinnern wollte. Aber was zum Teufel machte sie hier eigentlich, sie wollte Weißwein nachschenken, der Karton war fast leer. Aber sie hatte noch Gammel Dansk. Vielleicht sollte sie doch lieber einen Spaziergang machen? Ein wenig frische Luft schnappen.

69
    »Nein, du spinnst wohl! Ich kann doch sehen, dass du getrunken hast. Und ich rieche es auch. Und deine Musik kann das ganze Viertel hören.«
    »Wirklich?«
    Verdammt, sie hatte das offene Schlafzimmerfenster mit den Decken und Kissen vergessen.
    »Dachte nur, du würdest dich freuen, wenn ich eine Runde mit ihm drehe und dich dadurch ein wenig entlaste.«
    »Wir haben heute Morgen schon eine lange Runde gedreht.«
    »Und jetzt habe ich mich extra angezogen und alles.«
    »Dann ziehst du dich eben wieder aus.«
    Da sah sie ihn sich ein wenig genauer an. Er hieß Torfinn. Und war so weit davon entfernt, ihr Typ zu sein, wie das überhaupt nur möglich war. Aber hatte er sie nicht gerade dazu aufgefordert, sich auszuziehen?
    »Soll ich mich wirklich ausziehen?«
    »Jacke und Stiefel, ja. Ingunn, was soll das eigentlich? Geht’s dir irgendwie schlecht? Möchtest du einen Moment hereinkommen? Einen Kaffee trinken?«
    »Nein. Nein. Dachte bloß, ich könnte mit Kalle eine Runde drehen.«
    »Aber das geht nun mal eben nicht. Er ist so stark wie ein Panzer, wenn eine Katze oder ein anderer Rüde auftauchen. Du würdest hinter ihm herflattern wie ein Wimpel. Sogar in nüchternem Zustand.«
    »Aber ich hab doch schon häufiger auf ihn aufgepasst.«
    »Im Haus, ja. Nachdem er Auslauf gehabt hatte.«
    »Kann er mir denn ein bisschen Gesellschaft leisten? Bei mir? In der Wohnung?«
    »Klar doch.«
    Kalle zwängte sich zwischen sie beide, leckte ihre Hand und winselte, er fühlte sich glatt und hart an, wie ein ausgestopfter Seehund. Sie fand es schön, dass er so groß war, dass sie sich nicht bücken musste, um seinen Rücken streicheln zu können.
    »Komisch, dass ich ihn so liebhabe«, sagte sie. »Ich habe doch keine Ahnung von Hunden.«
    »Du strahlst wahrscheinlich eine natürliche Autorität aus, so etwas spüren Hunde.«
    »Natürliche Autorität … kann es nicht einfach sein, dass wir uns gegenseitig mögen?«
    »Die meisten Leute, die keine Beziehung zu Hunden haben, haben eine Sterbensangst, wenn sie ihn sehen. So einen riesigen Dobermann, er kann einen Menschen innerhalb von Sekunden töten. Wenn dich jemand angreifen würde, zum Beispiel. Dem würde er sofort an die Kehle gehen.«
    »Gut.«
    »Gut?«
    »Ja. Gut. Komm, Kalle. Isst er gern Sushi?«
    »Er isst alles gern, was irgendwann einmal einen Puls gehabt hat. Er isst auch alles mit Puls gern.«
    »Bei mir kriegt er nur ohne. In meiner Wohnung gibt es keinen Puls.«
    Kalle trabte wie ein Pferd hinter ihr her, sein kurzes Fell glänzte schwarz, die Muskeln traten unter der Haut wie Tennisbälle hervor, vor allem dort, wo die Vorderbeine mit dem Rumpf zusammentrafen.
    »Ich habe Geburtstag ohne Geburtstagsfeier, und du bist mein einziger Gast, Kallemann. Was möchtest du trinken?«
    Sie ließ das Wasser eine Ewigkeit lang laufen, bis es kalt genug war, dann füllte sie einen Suppenteller und stellte ihn auf den Boden, er schnupperte nur kurz daran, er hatte keinen Durst, aber trotzdem Danke. Sie öffnete die Kühlschranktür, und Kalle ließ sie dabei nicht aus den Augen, inspizierte zusammen mit ihr die erleuchteten Fächer.
    »Warte, ich muss mich nur schnell ausziehen.«
    Sie ließ die Kühlschranktür offen stehen, zog sich aus und griff zum Morgenmantel. Wenn sie schon nicht mit dem Hund spazieren gehen und so als der Inbegriff der Normalität auftreten durfte, dann könnte sie auch gleich vor die Hunde gehen, Kalle folgte ihr auf dem Fuße.
    »Sushi,

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