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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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sie war, wie alt sie war.
    »Jetzt gibt’s Handball«, sagte er. »Soll ich Musik einlegen? Und vielleicht mich anziehen und mehr Bier kaufen gehen?«
    »Leg Stefan auf«, bat sie und ließ sich unter der Decke zurück aufs Sofa sinken, als er aufstand. Sie war so müde, und sie merkte, wie unendlich leicht sie sich in ihrem Körper fühlte. Jemand ging Bier kaufen. Jemand legte Musik ein. Die Musik, um die sie gebeten hatte.
    »Vielleicht auch was Hochprozentiges, was willst du?«
    »Gammel Dansk, vielleicht.«
    »Schlaf ruhig so lange.«

65
    Sie wurde von Pfeifgeräuschen geweckt, jemand versuchte, wie Bo Kaspers zu klingen. Das Pfeifen kam aus der Küche, die Decke lag weich an ihrer Wange, es ging ihr gut, sie versuchte zu denken, alles zu sammeln, Ordnung zu schaffen, in Regalen und Schränken aufzuräumen, aber es gelang ihr nicht.
    Alex.
    So war das. Sie musste lange geschlafen haben, Stefan Sundström hatte fertig gesungen. Und sie hatte das Handy seit mindestens einem Tag ausgeschaltet gehabt. Da hatte es wenig Sinn, es jetzt einzuschalten. Tonjes Ultraschall, über den sie wahrscheinlich berichten wollte, Eilaufträge beim Job, aber was konnte da schon eilen, wenn nicht gerade ein Musiker gestorben war. Musiker durften nicht sterben, nicht an diesem Tag oder in dieser Nacht, denn sie konnte sich jetzt nicht mit dem Tod beschäftigen, morgen wurde sie neununddreißig, und der, der da pfiff, war erst fünfundzwanzig, und sie war stocknüchtern, das war alles so krank. Es war still im Zimmer, nicht einmal das Radio lief, was machte er eigentlich da draußen? Sie konnte auch nichts riechen, und außerdem war sie so schön in die Decke eingewickelt, wie in einem Kokon aus Textilien. Er kam ins Wohnzimmer.
    »Bist du wach?«
    »Ein bisschen.«
    »Hast du Hunger?«
    »Weiß nicht so ganz. Mal nachsehen. Ja.«
    »Ich hab Sushi mitgebracht, magst du das?«
    Sie setzte sich auf.
    »Hast du dich angezogen?«
    »Ich war doch einkaufen. Bist du total verwirrt, oder was? Und was hast du für verwuschelte Haare?«, sagte er. »Die sind ja überall. Crazy hair.«
    »Es ist so still hier.«
    »Aber magst du Sushi?«
    »Sushi mögen doch alle!«
    »Nein, nicht alle«, widersprach er. »Ich decke den Esstisch.«
    »Ich brauche ein Bier.«
    »Und einen Gammel Dansk.«
    »Genau. Eine Garnitur«, sagte sie.
    »Nennt man das so?«
    »Ein Bier und ein Gammel Dansk sind eine Garnitur. Ein Bier und ein Whisky sind eine Whiskygarnitur. Ein Bier und ein Aquavit sind eine Aquagarnitur. Aber eine echte Garnitur, das ist …«
    »Was ist mit Jägermeister?«
    »Jägermeister ist Likör.«
    Er stellte die Gläser vor sie auf den Tisch, und sie trank, obwohl sie eigentlich lieber in diesem nüchternen Glück verharren wollte, aber kaum traf der Schnaps in ihrem Magen ein, da wusste sie, dass das nur alberne Gedanken gewesen waren.
    »Du, Alex. Wenn du jemandem bei der Arbeit von meiner Heulerei erzählst, dann bring ich dich um.«
    »Iss jetzt was. Wie stark willst du das Wasabi?«
    »Das misch ich mir selbst. Wollen wir keine Musik hören?«
    »Doch, gern«, sagte er.
    »Was denn?«
    »Etwas Ruhigeres vielleicht«, sagte er.
    »Hier in diesem Haus gibt es keine Spur von Eva Cassidy, falls du das meinen solltest.«
    »Such du was aus.«
    Sie legte Alison Krauss ein, drehte sich um und sah ihn an. Er saß an ihrem Esstisch in einem schwarzen T-Shirt ohne Aufdruck, nur mit einem kleinen Marlboro-Tag an dem einen Ärmel. Der Drachenschwanz war dort, wo er hingehörte. Er brach zwei Essstäbchen auseinander und schaute zu ihr hoch.
    »The flame no longer flickers, you are feeling like a fool?«
    »Der nächste Track ist besser, warte mal. Hm, sieht gut aus.«
    »Let me touch you for a while …«
    »Halt die Klappe«, sagte sie.
    »But to me you are looking really fine …«
    »Hör auf. Hör dir die Musik an. Nicht den Text. Jetzt essen wir. Ich nehme noch mehr Gammel Dansk.«
    »Diese Struwwelhaare stehen dir. Ich werde geil, wenn ich dich nur ansehe.«
    »Zieh dich aus, während du isst, und zieh den Morgenmantel über. Das ist nur recht und billig, wenn ich hier schon als Morgenstrubbel sitze. Du siehst total aus wie Jimmy Dean, das stresst mich.«
    Er gehorchte, während sie weiteraß und zusah, wie er vor dem Kamin strippte, sie trank, schluckte herunter, naschte, die Banjomusik lief auf voller Lautstärke, sie sah, wie er im offenen Satinmorgenmantel herumsprang und Luftbanjo spielte, es war Samstag, am nächsten Tag würde sie

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