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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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ich. Diktieren heißt das. Deine Mailadresse steht ja in der Zeitung, da hab ich sie gefunden. Du hast heute doch Geburtstag, und weil du keinen Besuch kriegst, da dachte ich, und Papa auch, weil du meinem Glücksstern das Leben gerettet hast, kannst du vielleicht zu uns kommen und mit uns zu Abend essen, wenn du mit den Skistöcken unterwegs warst? So um sechs? Ich habe was Schönes für dich gezeichnet. Gruß, Emma. * * * * *.«
    [email protected]
    Sie hatte Sivert noch nicht abgewählt, aber Kalle war zum Abendspaziergang geholt worden, die Musik umhüllte sie, Torfinn hatte noch einmal gefragt, ob bei ihr alles in Ordnung sei, sie hatte genickt und genickt, bis sie glaubte, sich ein Schleudertrauma zuzuziehen, und sie hatte beteuert, alles sei in Ordnung, sie sei nur müde, nach einer Phase mit harter Arbeit und vielen Reisen. Sie hätte auch sagen können, viel Verkehr.
    Sie sah auf die Uhr. Viertel vor acht. Was sollte sie bloß antworten?
    »Hallo, Emma! Tausend Dank, aber nun hab ich doch Besuch bekommen, tut mir leid, dass ich erst so spät antworte, ich hab eben erst die Mail entdeckt. Gruß, Ingunn.«
    Sie zog Falco aus dem Regal, drehte ihn auf volle Lautstärke und rief von der Diele aus Alex an.
    »Ich bin’s. Entschuldige.«
    Diese Entschuldigung könne sie sich sonst wohin schieben.
    »Hörst du das? Ich höre gerade Falco. Den hast du vergessen.«
    Sie könne die CD als Andenken behalten.
    »Ich hab den ganzen Tag gesoffen. Und dann zusammen mit einer Mordmaschine Mittagsschlaf gemacht.«
    Sie sei doch selbst eine Mordmaschine.
    »Es ist ein Hund! Ein Dobermann!«
    Also doch ein Mann.
    »Ich habe heute Geburtstag. Du hast geglaubt, das sollte ein Witz sein, aber es hat gestimmt. Deshalb war ich so fertig.«
    Er verstummte.
    »Wo bist du jetzt?«, fragte sie.
    Er sei zu Hause. Und lasse gerade ein paar Waschmaschinen laufen.
    »Ein paar? Hast du mehrere?«
    Er gab keine Antwort.
    »Kannst du nicht kommen? Bitte, bitte.«
    Er fragte, ob er dann wieder vor die Tür gesetzt werden würde. Sie ging zum CD -Player, schaltete die Musik aus, sah ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe, ihr Gesicht war unglaublich blass, die Augen fast schwarz, die Stille im Zimmer brachte sie zur Räson, sie war draußen beim Ladesti zum Essen erwartet worden. Von Emma und dem Mann, der vorsichtig die Verzweiflung aus den Haaren seiner Tochter streichelte und alles mit einem Kuss auf die Stirn beendete, sie war ein Riesenidiot.
    »Alex. Es tut mir leid, dass ich so mit dir umspringe. Du brauchst nicht zu kommen«, sagte sie in die Stille hinein. »Ich glaube, ich habe PMS oder befinde mich gerade im Anflug darauf, ich check das nie, wann es losgeht, verstehst du? Aber das ist die einzige Erklärung. Ich bin nicht ich selbst. Aber versprich mir eins.«
    Er wolle keinen Scheiß versprechen.
    »Dann lass es, ich möchte dich nur darum bitten. Lass uns das nicht in die Redaktion tragen. Es ist ganz untypisch für mich, dass ich …«
    Job sei Job. Natürlich würde er das nicht tun, hielt sie ihn etwa für ein Weibsbild?
    »Nein, dafür habe ich dich nie gehalten. Nie. Wie kommst du darauf, dass ich …«
    Dann brauche sie sich ja keine Sorgen zu machen, erwiderte er und legte auf.
    Sie nahm zwei milde Schlaftabletten und legte sich unter eine eiskalte Decke, ohne Bettbezug, Kissenbezug oder Laken.

71
    Sie erwachte und befand sich in nahezu totaler Finsternis, die Sonne schien nur durch den Spalt zwischen Vorhang und Fensterrahmen. Aus dem Bett zu kommen war, als müsste sie einen riesigen Müllsack voll lauwarmem Wasser zum Stehen bringen, sie schleppte sich ins Bad, die Klobrille wurde zu einem sicheren Haltepunkt, in ihr schwappte und gluckerte es. Was war das, sie war nicht verkatert, verkatert fühlte sich anders an. Verkatert zu sein tat weh und bedeutete Schwindel, das hier war nur Bewegung von Flüssigkeit und ein fieses Zittern. Sie griff nach der Armbanduhr, es war schon spät, sie musste zur Arbeit, unbedingt, heute würde Tonjes kleiner Smiley herausgekratzt werden und zwischen blutigen Gummihandschuhen und zerrissener Sterilverpackung und Papierresten eines natürlichen Todes sterben.
    Mit Kräften, die Typen beeindruckt hätten, die an einem Seil zwischen den Zähnen eine ganze Lokomotive hinter sich herziehen können, gelang es ihr, sich zu duschen, sich anzuziehen, sich ein wenig Wimperntusche aufzulegen, zwei Spritzer Deo in jede Achselhöhle zu geben, sich dreimal die Bürste durch die Haare zu ziehen und die

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